Elektroautos Deutschland überholt die USA bei E-Auto-Neuzulassungen

Der größte Markt für Elektroautos und Plug-in-Hybride bleibt China mit 1,25 Millionen Neuzulassungen im Jahr 2020. Das ist mehr als ein Drittel der weltweit 3,18 Millionen. Quelle: dpa

Die großzügige Förderung von Elektroautos und Plug-in-Hybriden hat zu einem Boom in Deutschland und Europa geführt. Das wirft die Rangliste der größten Märkte durcheinander.

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Nicht zuletzt wegen Prämien von bis zu 9000 Euro haben die Deutschen vergangenes Jahr ihre Liebe zu Elektroautos und Plug-in-Hybriden entdeckt. Durch den Boom hat Deutschland nun die USA als zweitgrößten Markt für Stromer abgelöst, wie das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) am Dienstag mitteilte. Auch die deutschen Autokonzerne konnten ihre Position der weltweiten Übersichtsstudie zufolge deutlich verbessern.

Der größte Markt für Elektroautos und Plug-in-Hybride bleibt China mit 1,25 Millionen Neuzulassungen im Jahr 2020. Das ist mehr als ein Drittel der weltweit 3,18 Millionen. Allerdings sinkt der Anteil. Während der chinesische Markt nur noch um 3 Prozent zulegte, ging es weltweit um 38 Prozent nach oben. Treiber war dabei vor allem Europa, angeführt von Deutschland, das ein Plus von 264 Prozent auf knapp 395.000 Fahrzeuge meldete - das laut ZSW weltweit stärkste Wachstum. Nimmt man Europa zusammen, liegt es nach einem Wachstum um 134 Prozent auf 1,37 Millionen Fahrzeuge sogar vor China.

Auf Länderebene bezogen folgen hinter China und Deutschland die USA als drittgrößter Markt mit 322.000 neuzugelassenen Elektroautos und Plug-in-Hybriden im vergangenen Jahr - dahinter Frankreich mit 195.000, das Vereinigte Königreich mit 175.000 und Norwegen mit 108.000. Die Plätze sieben bis zehn gehen an Schweden mit 94.000, die Niederlande mit 88.000, Italien (60.000) und Kanada (53.000).



„Der E-Fahrzeugmarkt entwickelt sich in vielen Ländern sehr vielversprechend, insbesondere in der Europäischen Union“, sagt Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW. Er führt das allerdings auf höhere Fördersätze und andere Maßnahmen wie die abgesenkte Mehrwertsteuer in Deutschland zurück. Diese Förderimpulse müssten in ein marktgetriebenes Wachstum gewandelt werden.

Zum Jahresende gab es weltweit 10,9 Millionen Elektroautos und Plug-in-Hybride auf den Straßen. Fast die Hälfte des Bestands zählt das ZSW dabei mit 5 Millionen in China, in den USA sind es 1,77 Millionen. Deutschland kommt auf rund 569 000 und ist damit noch weit von seinem Ziel von 7 bis 10 Millionen im Jahr 2030 entfernt. „Hierfür müssen in Deutschland im Schnitt jedes Jahr rund eine Million E-Fahrzeuge neu zugelassen werden“, sagt Staiß. Und er geht davon aus, dass für die neuen EU-Klimaschutzziele sogar noch mehr Stromer notwendig wären. „Der Erfolg des vergangenen Jahres ist somit erst der Anfang.“

Die Deutsche Autoindustrie schlug sich 2020 gut, wie Daten aus den 19 größten Märkten für Elektroautos und Plug-in-Hybride zeigen. Auf Herstellerebene liegt Tesla dabei mit knapp 500.000 Neuzulassungen zwar weiter vorne, doch der VW-Konzern holt mit 422.000 reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden kräftig auf und springt von Rang sechs auf den zweiten Platz. Die BMW-Gruppe verteidigt mit 193 000 Rang vier, Daimler verbessert sich mit 163.000 auf den sechsten Platz. Die Ränge drei und fünf nehmen die chinesischen Autobauer SAIC und BYD ein.

„Die erfolgreiche Aufholjagd der deutschen Hersteller bei den neu zugelassenen Elektroautos zeigt, dass sie auf dem richtigen Weg sind“, sagt ZSW-Vorstandsmitglied Markus Hölzle. „Trotzdem bedarf es noch stärkerer Anstrengungen der heimischen Automobilindustrie, um langfristig mit der Weltspitze mithalten zu können.“

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Nicht in die Auswertung flossen Hybride ein, die nicht am Stromnetz aufgeladen werden können, sowie Brennstoffzellenautos. Letztere spielen nach wie nur eine kleine Rolle: Laut ZSW wurden weltweit 9000 zugelassen, der Bestand stieg auf 28.000.

Mehr zum Thema: Was es bedeutet, wenn künftig mehr als jeder zweite Pkw rein elektrisch fährt, kann man in Norwegen schon sehen. Welche Fehler die Deutschen besser nicht nachmachen sollten.

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