Elektromobilität Steigende Fahrstrompreise: Anbieter beerdigen ihre Lade-Flatrates

E-Auto laden wird teurer. Verschiedene Anbieter haben ihre Preise erhöht, vor allem an den Schnellladesäulen müssen Verbraucher mit höheren Kosten rechnen. Quelle: imago images

Mit einem E-Auto die hohen Spritpreise umfahren? Zumindest an öffentlichen Ladestationen ist die Zeit des günstigen Fahrstroms vorbei: Anbieter erhöhen zunehmend ihre Preise oder stellen Lade-Flatrates ein.

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Das Angebot klingt verlockend: Für nur 89 Euro im Monat einen Stromer wie Volkswagens E-Up, einen Smart EQ Fortwo oder den E-Twingo von Renault mit Strom betanken. Das versprach die Flatrate an der Stromladesäule. Vor einigen Wochen hat das dahinterstehende Unternehmen Elvah das All-inc-Angebot allerdings gestoppt. Stattdessen schnürte es einen sogenannten Volumentarif als Paket. Heißt: Das Strom-Kontingent ist gedeckelt, jede zusätzliche Kilowattstunde kostet einen vertraglich vereinbarten Preis.

Wegen der steigenden Energiepreise müsste man die Flatrate-Preise sonst so nach oben schrauben, dass sie unattraktiv würde, heißt es vom Unternehmen. Daher wolle man den Verkauf der Flatrate aussetzen, „bis sich die Energiepreise stabilisieren.“ Die Bestandskunden konnten wählen, ob sie die alte Flatrate behalten oder in einen Volumentarif wechseln.

Beim Wettbewerber Jucr kam den Kunden direkt eine Kündigung ins Haus geflattert. Die Preiskalkulation des Berliner Start-ups ging mit den steigenden Kosten für Energie nicht mehr auf, erklärt Maximilian Grollmann, der das Unternehmen mitgegründet hat. Als Anbieter von Fahrstrom habe Jucr Tausende Verträge mit den Betreibern von Ladesäulen, daher landeten die Entwicklungen des Börsenstrompreises erst mit Verzögerung bei dem Unternehmen. Die neuen Preise, ebenfalls Volumentarife, habe man „mit Blick auf die Zukunft kalkuliert“ und könne so nun Schwankungen nach oben besser ausgleichen. Ob sich eine Lade-Flatrate künftig noch lohne? Beide Anbieter schließen ein Comeback nicht aus, zeigen sich jedoch zurückhaltend.

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Laden wird für E-Auto-Fahrer teurer

Nicht nur Flatrate-Fans unter den Fahrern eines Elektroautos müssen sich auf höhere Kosten einstellen. Die Preise an den Ladesäulen für den Fahrstrom ziehen bei vielen Anbietern seit einigen Monaten deutlich an. „Der Druck auf die Strompreise aufgrund des Kriegs in der Ukraine ist enorm. Das verteuert für die Ladesäulenbetreiber die Beschaffung von Strom ganz erheblich“, heißt es vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).



Beim Ladestromangebot Ewe Go können Kunden das seit April spüren. Um drei Cent verteuert sich die Kilowattstunde auf 42 Cent bei dem Unternehmen, das selbst 1000 Ladepunkte errichtet hat und Kunden über sein Netzwerk Zugriff auf 150.000 Lademöglichkeiten gibt. Auch auf dieses sogenannte Roaming wirkt sich der Preissprung aus. Roaming funktioniert an der Ladesäule ähnlich wie beim Mobilfunk: Kundinnen können dadurch eine Vielzahl von Anbietern mit ihrer Ladekarte oder Lade-App ansteuern – das ist für Verbraucher praktisch, allerdings sind die Kosten pro Kilowattstunde meist höher.

Ebenfalls im April haben die Stadtwerke München, die mit 1200 eigenen Ladepunkten ebenfalls zu den großen Anbietern gehören, an der Preisschraube gedreht. Die Kilowattstunde kostet nun 49 statt 38 Cent. Weiter Preiserhöhungen schließt eine Sprecherin nicht aus. „Der Großhandelspreis für Strom lag in der zweiten Jahreshälfte 2021 mit 138 Euro pro Megawattstunde bei rund 250 Prozent des Werts der ersten Jahreshälfte 2021“, begründet sie die Preiserhöhung.

Deutschlands Ladesäulen-Marktführer EnBW plant für seinen mobility+ genannten Tarif aktuell keine Erhöhung, man beobachte die „außergewöhnliche Situation“ an den Energiemärkten jedoch genau. Im Standardtarif zahlen Autofahrer aktuell pro Kilowattstunde 45 Cent. Und auch der Hamburger Anbieter Lichtblick hat seine Preise nach oben gedreht. Er begründet das jedoch vor allem mit den gestiegenen Roamingkosten, die von den Ladesäulenbetreibern in Rechnung gestellt werden.

Noch deutlicher entwickeln sich die Preise bei Anbietern von Schnellladesäulen – sie nutzen Gleich- statt Wechselstrom. Tesla ruft Berichten zufolge nun 48 Cent pro Kilowattstunde auf – der zweite Preisanstieg in wenigen Monaten. Bei EnBW kostet das schnelle Stromtanken nun wiederum 55 Cent, die Stadtwerke München verteuern sich gar von 38 auf 69 Cent. Damit reichen sie fast an den Spitzenreiter Ionity ran: Der gilt als teuerster Anbieter und will für seine Schnellstromtankstellen 79 Cent pro Kilowattstunde.

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Wer sich von dem Gedanken einer Ladestrom-Flatrate nicht ganz verabschieden will, könnte bei Shell fündig werden. Der Energieriese hat ein eigenes Auto-Abo-Angebot und bietet Kunden dazu eine Ladestrom-Flatrate an. Kostenpunkt: Monatlich 90 Euro bei zwölf Monate Laufzeit für das Abo eines Renault Zoe. Die Wartezeit: mindestens drei Monate.

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