Als der 42-jährige Tester Thomas Grube das sieht, fragt er: „Wer denkt sich denn so was aus? Riesen mit überlangen Armen?“ Das Drehrad liegt so weit von dem Fahrer entfernt, dass er sich nach vorne lehnen muss, um es erreichen zu können. Urteil: „Unübersichtlich bis katastrophal.“ Dabei findet der Test aus Sicherheitsgründen mit stehenden Autos statt. Was aber, wenn der Fahrer auf der Straße unterwegs ist? SMS schreiben, Mails lesen, Navi programmieren, Musik auf dem Smartphone suchen: In neuen Fahrzeugen ist alles möglich. Im Auto offline zu sein akzeptieren vor allem jüngere Fahrer nicht mehr.
Doch die Nebenbeschäftigung während der Fahrt hat gefährliche Folgen. Wie viele Unfälle miese Bordelektronik genau verursacht, hat zwar bislang niemand untersucht. Aber: „In rund einem Drittel aller Unfälle in Deutschland ist der Fahrer abgelenkt“, sagt Christoph Lauterwasser, Leiter des Allianz Zentrums für Technik. Nach jüngsten Zahlen der US-Verkehrssicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHSTA) verursachten Fahrer, die durch elektronische Geräte abgelenkt waren, 2010 in den USA rund 47 000 Autounfälle. Eine Studie des Virginia Tech Transportation Institute befeuert die Debatte noch. Danach steigt die Unfallgefahr durch SMS und E-Mails am Steuer um das 163-Fache.
Das soll ein Ende haben. Die US-Behörde NHSTA will die Nutzung von Handys oder Navis während der Fahrt weitgehend einschränken. Nicht mehr als 30 Zeichen Text sollen auf den Armaturen-Displays während der Fahrt künftig erscheinen. Zudem sollen die Fahrer die gesamte Bordelektronik mit einer Hand und jede » » Funktion in maximal zwei Sekunden bedienen können. In unserem Test gelingt es Fahrern in der Zeit oft nicht einmal, den Radiosender einzustellen.
Das wären harte Vorgaben an die Industrie. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde will sogar Freisprechanlagen verbieten, obwohl die Nutzung von Handys ohne sie noch gefährlicher ist. Aber wie unser Test, kommt auch die Behörde zu dem Ergebnis, dass die Technik keineswegs Ablenkungen reduziert, sondern Fahrer eher verwirrt. Bei den Autoherstellern sorgen diese Vorstöße für Unruhe. Sie brauchen einfacher bedienbare Systeme.
Steuerung per Gesten
Zugleich aber müssen sie die Wünsche der Kunden erfüllen, die auf aktuelle Kommunikationstechnik im Auto nicht verzichten wollen.
Wer sich alle zwei Jahre ein neues Smartphone kauft, wird nicht hinnehmen, dass in seinem neuen Auto drei Jahre alte Technik steckt. Wie können Unternehmen das Problem lösen? GfK-Sirvaluse-Fachmann Waxenberger rät: „Die wichtigsten Funktionen wie Smartphone koppeln oder Navigationsziel eingeben müssen mit einer einzigen Taste funktionieren.“ Aber das reicht nicht. Für die Zukunft setzen Hersteller daher auf die Steuerung der Bordsysteme mit Gesten. Wie das funktionieren könnte, zeigt ein Prototyp des Autozulieferers Harman Becker: Ein Augenzwinkern stellt das Radio an.