Die geringsten Schwierigkeiten haben unsere Testpersonen mit dem VW Golf. Sein Infotainmentsystem namens Discover Pro lässt sich am einfachsten steuern: Es verfügt über einen berührungsempfindlichen und taschenbuchgroßen Acht-Zoll- Bildschirm. Wichtige Funktionen erreichen die Golf-Fahrer per Direkttasten, und mit Wisch-Gesten können sie komfortabel durch die Menüs navigieren. Dabei wirkt der Bildschirm aufgeräumt und übersichtlich. Praktisch: Führt der Fahrer seinen Finger in Richtung Display, springt eine Menüleiste mit weiteren Funktionen auf. So bleibt der Monitor während der Fahrt von unnötigen und ablenkenden Details befreit.
Einfachheit ist auch das markanteste Merkmal der Bordelektronik im Billigwagen Dacia Sandero. Das Gerät des Zulieferers Tomtom ist das preiswerteste im Test. Es beschränkt sich auf das Wesentliche und kommt daher mit nur drei Knöpfen aus: Und alle Basisfunktionen sind über die wenigen Schaltflächen auf dem Touchscreen schnell zu finden. Davon können die anderen – selbst die Premiumhersteller – viel lernen. Denn neben individuellen Stärken und Schwächen im Mittelfeld haben sie Mängel vor allem in drei Bereichen.
Zu viele Möglichkeiten
Ganze zehn Knöpfe genügten 1971 dem Fahrer eines Porsche 911, um Licht, Heizung, Lüftung und das Becker-Radio zu bedienen. Sein Nachfolger, der 911 Carrera 4S Cabrio aus dem Test kommt heute, gut 40 Jahre später, auf mehr als 50 Knöpfe, Schalter und Regler. Überall: Am Armaturenbrett, am Lenkrad, auf der Mittelkonsole und am Dach über dem Kopf des Fahrers kämpfen sie um die Aufmerksamkeit des Fahrers.
Ob im Sportwagen oder im Familienvan Ford C-Max: „Der Krieg der Knöpfe auf dem Armaturenbrett überfordert uns“, sagt Wolfgang Waxenberger, GfK-Sirvaluse-Direktor. Letztlich ändert daran auch der Versuch nicht viel, mit Dreh-Drückreglern das Knöpfe-Chaos zu beseitigen. Denn die offenbaren im Test ihre Tücken: Beispielsweise verstecken sich häufig benutzte Funktionen wie das Koppeln eines Bluetooth-Handys in der dritten oder vierten Menüebene. Wer sich vertut und im falschen Menü landet, findet oft nur mühsam zurück, schlicht, weil der Zurück-Knopf fehlt – oder schwer zu finden ist.
Das ist für viele Fahrer so umständlich, dass sie früh aufgeben – und das Telefon im Zweifelsfall doch ans Ohr halten, obwohl das verboten ist. „Noch mehr Funktionen über Knöpfe und Dreh-Drückregler einzugeben, ist nicht mehr sinnvoll“, sagt Waxenberger. Neue Strategien müssen her.