




Wurzelholz ist das Sinnbild englischer Gediegenheit. Doch im neuen Jaguar F-Type Coupé? Keine Spur. Stattdessen gibt es mit 550 PS aus einem mächtigen V8-Motor Leistung satt. Gratis dazu ein Schalter in der Mittelkonsole, der das Motorengeräusch des Sportwagens von schon ziemlich laut auf pubertär lärmend wechselt. Das macht auf jedem Boulevard etwas her.
Das soll ein Jaguar sein?
Der elegante Zweisitzer ist die geschlossene – und attraktivere – Variante des vor einem Jahr vorgestellten Cabrios und kommt am 12. April auf den Markt. Er spekuliert ganz ungeniert auf die Strahlkraft seines legendären Vorgängers E-Type, glücklicherweise ohne den Urahn zu kopieren. Der kam vor gut 50 Jahren als erster Sportwagen auf den Markt, der mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde tatsächlich so schnell war, wie er aussah. Unvergessen die ellenlange Kühlerhaube, die ihn heute zu einem der begehrtesten Oldtimer überhaupt macht.
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Jaguar hat wieder einen Lauf. Schlag auf Schlag folgen in den nächsten Jahren neue Modelle, die die Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre – steigende Absatzzahlen, stolze Gewinne – fortschreiben sollen.
Doch ob die ehrgeizigen Pläne aufgehen, ist alles andere als sicher. Noch ist der technische Nachholbedarf enorm. Vor allem die Abgaswerte der meist großen und leistungsstarken Fahrzeuge von Jaguar und der Schwestermarke Land Rover müssen sinken. Heute gehören sie zu den schlechtesten der Branche (siehe Grafik).

Dankbare Kunden
Dabei hatten die Fans der britischen Marke gerade gehofft, Jaguar sei nun endlich über den Berg. Jahrelang hatten sie genauso wie das Management darauf gedrängt, den E-Type, die Stilikone der Sechzigerjahre, wieder aufleben zu lassen. Dass dies nun gelang, haben sie einer Person zu verdanken: dem indischen Großunternehmer Ratan Tata, Herr über einen riesigen Mischkonzern mit 72 Milliarden Euro Umsatz.
Er hat Jaguar und Land Rover 2008 vom US-Autokonzern Ford für 1,4 Milliarden Euro übernommen. Er küsste die siechen Marken wach, investierte noch einmal 1,5 Milliarden Euro und installierte eine neue Führungscrew, darunter mehrere Deutsche. Das Führungsteam brachte neue attraktive Modelle – vor allem bei Land Rover – auf den Markt. Die Kunden griffen dankbar zu und verdoppelten den Absatz in den vergangenen fünf Jahren auf zuletzt 425.006 Fahrzeuge. Alleine 76.668 davon entfallen auf Jaguar: das beste Ergebnis seit 2005.