Im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien dürfen zu Testzwecken nun offiziell Autos im Straßenverkehr fahren, die niemand aktiv steuert. Gouverneur Jerry Brown hat am Dienstag ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet. Er tat das werbewirksam in der Firmenzentrale von Google in Mountain View.
Google wird sich über diese Art der Wirtschaftsförderung freuen. Der Konzern testet autonome Autos in Kalifornien seit Jahren. Möglich war das, weil dieser Fall in den dortigen Gesetzen einfach nicht geregelt war. Autonome Fahrzeuge waren nicht explizit erlaubt, aber eben auch nicht verboten.
Im Februar hatte der kalifornische Senator Alex Padilla einen Gesetzentwurf vorgelegt, um den Einsatz zu regeln. Das mit der Unterschrift des Gouverneurs in Kraft getretene Gesetz legt jetzt Normen fest, nach denen solche Autos betrieben werden dürfen. Dazu gehören:
- ein Fahrer mit gültigem Führerschein,
- der auf dem Fahrersitz sitzt,
- der jederzeit eingreifen und sofort das Fahrzeug lenken kann,
- der bei der Firma angestellt oder von ihr beauftragt ist, die diese Technologie entwickelt und testet
- sowie eine Versicherung für das Fahrzeug über mindestens fünf Millionen Dollar.
Autonome Autos
Auch an die verwendete Technik zum Bewegen des Autos werden nun bestimmte Anforderungen gestellt:
- Der Autopilot muss leicht an- und ausgeschaltet werden können.
- Es muss klar erkennbar sein, dass der Autopilot angeschaltet ist.
- Bei einer Fehlfunktion muss das Fahrzeug von selbst anhalten, wenn der Fahrer nicht eingreift oder nicht eingreifen kann.
- Die Sensordaten der Fahrt müssen so gespeichert werden, dass auch Daten 30 Sekunden vor einer Kollision vorhanden sind.
- Daten der Fahrten müssen drei Jahre lang aufbewahrt werden.
"Heute werden wir Zeuge, wie aus Science Fiction die Realität von morgen wird – das selbstfahrende Auto", sagte Brown. "Jeder, der in ein Auto steigt und feststellt, dass es von alleine fährt, wird zwar erst etwas nervös sein. Aber er wird darüber hinweggekommen."
Allerdings sind noch längst nicht alle Fragen geklärt, die sich mit dem Einsatz von autonomen Autos stellen. Die gesetzliche Erlaubnis beschränkt sich daher im Moment auf Tests. Verkauft werden dürfen solche Fahrzeuge noch nicht, das ist in Kalifornien erst ab 2015 geplant. Bis dahin müssen sie noch eine Reihe von Anforderungen der Verkehrsbehörde erfüllen, von denen viele noch nicht einmal genau ausgearbeitet sind.
Der Nervfaktor
So legt das kalifornische Gesetz fest, dass bis zum 1. Januar 2015 geregelt werden müsse, welche Versicherungen notwendig sind und was genau die zu versichern haben. Außerdem soll bis dahin in öffentlichen Anhörungen beraten werden, wie ein Gesetz aussehen kann, das den Betrieb komplett autonomer Fahrzeuge regelt – also von Autos ohne Fahrer hinter dem Steuer.
Das amerikanische Magazin Slate fragt sich außerdem, wer bei einem Unfall eigentlich verantwortlich ist: der Fahrer oder der Betreiber des Fahrzeugs?
Bei aller Euphorie dürfe auch nicht vergessen werden, dass die fahrerlosen Autos in der Praxis einen nicht zu unterschätzenden Nervfaktor hätten, findet der Slate-Autor: Sie hielten sich stets an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Ein Problem, das demnach auch Google-Vorstand Eric Schmidt wahrnimmt. Denn niemand halte sich an das Tempolimit, zitiert Slate den früheren Google-Chef. Wohl nicht zuletzt deswegen argumentiert das neue kalifornische Gesetz, autonome Autos könnten die Straßen sicherer machen und die Zahl der Unfälle senken. Mehr als 400.000 Meilen sind Google-Autos schon gefahren und waren dabei in lediglich zwei Unfälle verwickelt – wobei laut Google Menschen versagt hätten, nicht die Technik.
Auch in Deutschland wird getestet
Kalifornien ist der zweite US-Bundesstaat, der solche Tests erlaubt. Nevada hat Google Testfahrten in der Öffentlichkeit schon 2011 offiziell erlaubt und im Mai 2012 für das erste Google-Fahrzeug eine Zulassung ausgestellt.
Getestet wird das Prinzip übrigens auch in Deutschland. Die Freie Universität Berlin hat ein entsprechendes Projekt. Und auch deren Auto bewegt sich längst im Straßenverkehr.
Google denkt jedoch längst weiter. Der Konzern kooperiert mit der Autoindustrie und will offensichtlich in die Massenproduktion solcher Autos einsteigen. Wobei er weniger an den Fahrzeugen interessiert ist, als an den Daten, die sie zum Fahren brauchen und denen, die sie dabei erzeugen.