All dies muss noch lange nicht das Ende des Elektro-Autos bedeuten: Tankstellen können gebaut, die Leistungen von Batterien verbessert und die Energie grüner werden. Fatal jedoch wird es, wenn Verbraucher nicht mehr in die Sicherheit eines Autos vertrauen können. Experten warnten bereits seit längerem vor den Gefahren der Lithium-Ionen-Batterien. Der Unfall vom Mai in Shenzhen kostete zwei Menschen das Leben. Doch Konzernsprecher Lin bestreitet, dass dies etwas mit der Batterie des Elektroautos zu tun hat: "Die Aufprallgeschwindigkeit hätte bei jedem Fahrzeug zu großer Gefahr für Passagiere und Fahrer geführt." Ein Untersuchungsbericht soll Ende diesen oder Anfang nächsten Monats veröffentlicht werden und die Explosionsursache klären. "Was wir jetzt schon wissen: Der Unfall war nicht normal", sagt Lin. "Unser Wagen wurde von einem anderen mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h gerammt und so in den Baum gedrückt." Die Anschuldigungen, wonach nur das BYD-Auto ausbrannte, "zeugen von Unkenntnis der Details" und seien "unprofessionell".
BYD vor dem Aus?
Doch selbst, wenn der Bericht zu einem für BYD entlastenden Ergebnis kommt, dürfte der Image-Schaden gewaltig sein: Welcher Familienvater aus der neuen chinesischen Mittelschicht will über 30.000 Euro in ein Auto investieren, das gerade einmal 160 Kilometer fährt, für das es kaum Ladestationen gibt und welches bei einem Unfall eine ganze Familie verbrennen kann?
Jochen Siebert von JSC ist deswegen pessimistisch: "Der Einstieg von Daimler bei BYD war für uns von Anfang an schwer nachvollziehbar. Wir halten es für nicht unwahrscheinlich, dass BYD bald nicht mehr existiert. Es war ein Fehlprojekt in jeder Hinsicht." Hoffnung gibt es trotzdem noch: Immerhin haben Chinesen mit E-Mobilität an sich keine Berührungsängste.
Besucher in Peking oder Schanghai sind oft überrascht, wie viele Elektro-Motorräder auf Chinas Straßen fahren: Es sind über 140 Millionen. "Sobald die regulatorischen und technischen Voraussetzungen geschaffen sind, wird sich dieser Markt sehr schnell entwickeln", sagt auch Kilian Frühauf, Autor einer Studie der Unternehmensberatung Progenium "– darauf sollten die Hersteller unbedingt vorbereitet sein.“