Die Beschleunigungskraft ist atemberaubend – der starke Motor hat leichtes Spiel mit dem dank Kohlefaserchassis und Kunststoffkarosserie nur 1474 Kilo schweren Auto. Auch Frentzen ist beeindruckt: "Mittelmotorwagen waren schon immer sehr gut zu fahren. Aber das Ansprechverhalten des Biturbomotors ist erste Sahne." Die "Driveability" (Fahrbarkeit) des Wagens sei eindeutig das Werk von Formel-1-Ingenieuren: "Die wissen, wie man ein Auto abstimmen muss, damit der Fahrer ohne Risiko ans Limit gehen kann."
Die Ingenieure bei McLaren wissen aber auch um die Kunst einer wirkungsvollen Verzögerung, wie sich nach dem Spurt in der Autobahnausfahrt zeigt: Die Keramikbremsen packen so heftig zu, dass der Sicherheitsgurt ins Fleisch schneidet. Für leichte Schmerzen sorgt auch der Blick auf den Bordcomputer: Wo vor einer halben Stunde noch ein Durchschnittsverbrauch von acht Litern von zurückhaltender Fahrweise kündete, steht nun ein Wert von 25,2.
Schalten und Walten
Den McLaren gibt es ausschließlich mit einem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe von Oerlikon. Geschaltet wird wie in der Formel 1 über zwei Wippen rechts und links vom Lenkrad – wenn man denn mag. Denn im Automatikmodus arbeitet es auch für einen Rennfahrer "unglaublich harmonisch", wie Frentzen konstatiert. "Es passt perfekt zu einem Turbomotor, weil der Ladedruck durch die superschnellen Schaltvorgänge nicht abfallen kann", doziert er – nur Profis schaffen das auch per Hand.
Fast noch mehr beeindruckt ihn aber die Straßenlage des McLaren bei der Fahrt durch die Nordeifel: Kein Wackeln, kein Zappeln – der Wagen liegt auch in Kurven und auf Buckelpisten wie ein Brett auf der Piste. In einer scharfen Linkskurve scheint der McLaren geradewegs auf zwei Motorradfahrer zuzusausen, die sich am Randstreifen eine Zigarettenpause gönnen. Die beiden reißen vor Schreck die Augen auf, als der McLaren hochtourig in die Kurve geht und ohne den leichtesten Drift an ihnen vorbei bergauf schießt. Wow. Schnelligkeit ist offenbar doch keine Hexerei.
Auch in der Eifel haben der lange Winter und die klammen kommunalen Kassen tiefe Schlaglöcher in die Landstraßen gerissen. Doch das Fahrwerk kommt spielend damit zurecht: Dämpfer und Federung sind für einen Supersportwagen sehr komfortabel abgestimmt. Sogar im Sportmodus auf Altsteinpflaster – ja, man kann ihn durchaus auch langsam bewegen – müssen kariesgeplagte Menschen nicht um ihre Zahnfüllungen bangen. Und dank des Chassis aus Kohlefaser bleibt es auch bei der Fahrt über die Marterstrecke absolut ruhig im Gebälk.