Mini Cooper S im Test Kleiner Feiner

Hans, der Freund meiner Mutter, ist über 70 Jahre alt und ein bekennender Mini-Fan. Mein Partner Bruno besaß zwischenzeitlich auch einen. Sogar die Kanzlerin ist vom Mini-Virus befallen: Wenn sie frei wählen dürfte, würde sie sich einen Mini kaufen, verriet Angela Merkel kürzlich bei einer Veranstaltung in Berlin, auf der der Mini von einer internationalen Jury zum besten Kleinwagen 2006 gekürt wurde. - Rallyepilotin Jutta Kleinschmidt fuhr die Neuauflage des legendären Mini Cooper S.

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Der Mini Cooper S - hier in der Cabrio-Version, AP

Der Mini kriegt sie scheinbar alle. Seit BMW die britische Kleinwagenikone aus der Konkursmasse von Rover übernahm, haben die Münchner in fünf Jahren rund 900.000 Autos des Typs verkauft. Wird der Funke nun auch bei mir überspringen? Bei einer Testfahrt durchs Bergische Land mit dem neuen, 175 PS starken Topmodell Mini Cooper S war reichlich Zeit und Gelegenheit dazu. Schein und Sein Beim ersten Blick über den blau-weiß lackierten Testwagen fällt kaum auf, dass die zweite Auflage des Mini in BMW-Obhut komplett überarbeitet wurde. Sechs Zentimeter mehr Außenlänge, eine um sechs Zentimeter höhere Motorhaube, ein größerer Kühlergrill, leicht höhere Scheinwerfer, dazu etwas bulligere Front- und Heckschürze – man muss schon ein Mini-Fan sein, um die Unterschiede zum Vorgängermodell zu erkennen. Die Designer sind bei der Weiterentwicklung des Modells sehr behutsam vorgegangen. Die Insassen profitieren von dem Wachstum der Karosserie nur marginal: Mit zwei Erwachsenen ist der Mini eigentlich schon vollbesetzt. Die Rücksitzbank reicht allenfalls für Kleinkinder. Und auch der Kofferraum ist knapp geschnitten: Meine Reisetasche füllte ihn komplett aus. Erstes Zwischenfazit: Der Mini ist gewachsen, aber weiterhin kein vollwertiges Gebrauchsfahrzeug, sondern eher ein hübscher Modeartikel, mit dem man sich schmückt. Dazu passt das Interieur, das sehr verspielt wirkt. Der Tacho auf der Spitze der Mittelkonsole hat das Format der Bergischen Waffel, die an der Wupper zum Nachmittagskaffee gereicht wird. Ich bin da eher praktisch veranlagt und hätte ihn lieber eine Nummer kleiner und möglichst direkt vor meiner Nase sitzen. Verzichten kann ich auf den Kipphebel, mit dem sich die Farbe der Hintergrundbeleuchtung in fünf Stufen von Orange zu Blau verändern lässt. Dafür hätte ich lieber einen Klemmschutz für die elektrischen Fensterheber und einen klassischen Blinkhebel mit klaren Rastpunkten. Und die Cupholder würde ich gerne gegen ein größeres Handschuhfach tauschen. Saus und Braus Das Beste am neuen Mini ist der Turbomotor, den BMW zusammen mit der französischen PSA (Peugeot, Citroën) entwickelt hat. Nach dem Druck auf den Startknopf erwacht er sonor knurrend zum Leben und folgt dann prompt jedem Befehl, den ich ihm über den Gasfuß gebe. In allen Drehzahlbereichen ist ordentlich Schub vorhanden, bei 2000 Umdrehungen ebenso wie bei 6000 Umdrehungen in der Minute. Gibt man etwas zu heftig Gas, wird der Fronttriebler konzeptbedingt zwar vorne etwas nervös, aber die serienmäßige elektronische Traktionskontrolle fängt die über den Asphalt rubbelnden Räder schnell wieder ein. Bei Vollgas steigt das maximale Drehmoment durch kurzzeitige Ladedruckerhöhung nochmals um 20 Newtonmeter an, was Überholmanöver auf kurvenreichen Landstraßen spürbar verkürzt. Zusätzliche Sicherheit geben die Kurvenbremsregelung CBC, Antiblockiersystem und Bremsassist. Das Regelverhalten der Systeme ist sehr gut, ein Profi am Lenkrad würde das nicht besser hinbekommen. Mein Freund Rauno Aaltonen, der 1967 auf einem Mini Cooper S die Rallye Monte Carlo gewann, hätte sicher seine helle Freude an dieser „Rennsemmel“. Zumal das Fahrwerk exzellent abgestimmt ist: Der Mini fährt sich wie ein frontgetriebener Go-kart. Trotz der sportlichen Kennlinie bleibt ein ordentliches Maß an Komfort erhalten. Damit ist der Mini durchaus langstreckentauglich. Die 50 Liter Tankinhalt dürften bei moderater Fahrweise für eine Strecke von über 650 Kilometern reichen. Wer den 1200 Kilogramm schweren Kleinwagen stärker fordert, muss schon früher einen Tankstopp einlegen. Wir kamen bei unserer Testfahrt auf einen Durchschnittsverbrauch von zehn Litern Superplus. In Anbetracht der Fahrleistungen halte ich das aber noch für einen guten Wert.

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