Mobilität Lohnt sich Ihr Auto?

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Ein Dienstwagen kann teuer werden

Soll sich der Angestellte außerdem an den Kosten des Dienstwagens beteiligen, ist Vorsicht geboten. "Je nach Beteiligungsmodell kann der Angestellte diese Ausgaben als Werbungskosten absetzen – oder auch nicht", sagt Kürten. So müssen Angestellte eine Benzinbeteiligung zum Beispiel komplett selbst bezahlen, ohne dass sie diese absetzen können. "Übernimmt der Arbeitgeber aber die Spritkosten und berechnet nur ein nutzungsabhängiges Entgelt, ist das steuerlich abzugsfähig", sagt Kürten, "selbst wenn die Höhe des Entgelts genau den Benzinkosten entspricht." Vor allem in großen Unternehmen hätten Angestellte bei der Kostenbeteiligung jedoch keinen Gestaltungsspielraum: "Da heißt es nur, friss oder stirb", sagt Kürten.

Ein Leben ohne Auto kann funktionieren. Münster führt es vor. Die Stadt ist für ihre Fahrradfahrer bekannt: Für vier von zehn Fahrten nutzen die Münsteraner das Rad – ein Spitzenwert in Deutschland.

Auch ein stehendes Auto kostet

Der Öko Kosten: 2400 Euro pro Jahr *Strecke pro Jahr: 9500 km Thomas Behm, 50, ist Geschäftsführer eines Kinos in Münster. Er und sein Partner kommen aus ökologischen und finanziellen Gründen ohne Auto aus. Im Alltag fährt Behm Rad. Für längere Fahrten nimmt er die Bahn oder ein Stadtteilauto, das lokale Carsharing. Insgesamt zahlt Behm für die Bahn 1680 Euro pro Jahr, für Carsharing 480 Euro und für Fahrradreparaturen 240 Euro. *jährliche Gesamtausgaben für Mobilität der drei Beispielfälle (je nach Person für Auto, Carsharing, Bus, Bahn und Fahrrad) Quelle: Ingo Rappers für WirtschaftsWoche

Thomas Behm, Geschäftsführer eines Kinos in Münster hat ein Dienstfahrrad, ein traditionelles Hollandrad samt Korb, ein eigenes Tourenrad und ein kompaktes Klapprad. Sein letztes eigenes Auto, einen alten Volvo, hat er vor zehn Jahren abgeschafft. "Monat für Monat habe ich 250 Euro nur dafür gezahlt, dass der dasteht", sagt Behm. Genutzt hat er das Auto selten, zur Arbeit kommt er in fünf Minuten zu Fuß. Für längere Strecken nimmt Behm gern den Zug und musste sich dann ärgern: "Das Auto steht ja trotzdem da und kostet."

Heute bucht Behm sich einen Wagen übers Internet, wenn er doch mal ein Auto braucht. Flexibles Carsharing ohne Voranmeldung und Stationen gibt es in Münster zwar noch nicht. Behm kann sich aber bei Stadtteilauto, dem lokalen Carsharing, ein Modell aussuchen, vom Kleinwagen bis zum Transporter. Die Autos stehen an festen Stationen, die nächste ist 400 Meter vom Kino entfernt. "Für mich ist das komfortabel", sagt Behm. "Um Reparaturen, Winterreifen und all diese Themen muss ich mir keine Gedanken machen."

Das bekannteste und größte stationäre Carsharing ist Flinkster von der Deutschen Bahn. 2800 Autos stehen an Stationen in 140 Städten parat – etwa an allen großen ICE-Bahnhöfen. Die Bahn setzt darauf, dass Kunden Zug- und Autofahrt kombinieren. Rund 230 000 Nutzer sind angemeldet. Eine monatliche Grundgebühr gibt es nicht. Kunden zahlen pro Fahrt. Ein Kleinwagen kostet tagsüber 5,00 Euro pro Stunde und 18 Cent pro Kilometer. In Berlin können sie auch ohne Registrierungsgebühr das flexible Carsharing von Multicity nutzen, mit dem Flinkster kooperiert.

Große Ersparnisse mit Carsharing möglich

Wie Carsharing in Großstädten funktioniert und was es kostet

Bei Stadtteilauto in Münster muss Behm jeden Monat eine Grundgebühr zahlen, für Privatnutzer sind das 9,10 Euro. Ansonsten zahlt auch er nur, wenn er wirklich fährt: Ein Kleinwagen kostet bei Stadtteilauto 1,50 Euro bis 1,70 Euro pro Stunde zuzüglich 23 Cent pro gefahrenen Kilometer; für längere Fahrten gibt es Pauschalen. Privat nutzt Behm das Angebot ein Mal im Monat, etwa für einen Ausflug ins holländische Enschede, knapp 70 Kilometer entfernt. Insgesamt kommen so 40 Euro fürs Carsharing zusammen. Rechnet man die Dienstfahrten fürs Kino hinzu sind es 250 Euro – genau so viel, wie Behms alter Wagen kostete, noch bevor er auch nur einen einzigen Kilometer gefahren war.

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