Für den Glücklichen, der zur Haupteinkaufszeit am Samstag einen Parkplatz gesichtet hat, beginnt der Stress erst. Der VW Tiguan etwa, einer der meistverkauften Geländewagen in Deutschland, misst mit Außenspiegeln stolze 2,04 Meter. Der Durchschnittsparkplatz ist aber nur 2,30 Meter breit. Da bleiben auf beiden Seiten gerade einmal 13 Zentimeter zum Einfädeln. Aber nur, wenn der Nachbar ordentlich geparkt hat. Eine Postkarte ist länger.
In Zukunft soll das Parken deutlich komfortabler und platzsparender werden – doch auch teurer. Vor allem in den Ballungsräumen sind Stellplätze extrem knapp, dennoch rollen viele Autofahrer unverdrossen zum Einkaufen in die Stadt.
Im Schnitt sind sie dann bis zu 20 Minuten lang oder über eine Strecke von rund fünf Kilometern auf der Pirsch nach einem freien Platz. Damit geht je nach Tageszeit ein Drittel bis zur Hälfte des gesamten Verkehrs in den Innenstädten aufs Konto der Lückensucherei. Das belastet die Umwelt und verstopft die Straßen.
Welche Assistenzsysteme es schon gibt und wann Roboter das Steuer komplett übernehmen
• Spurwechselassistent
• Spurhalteassistent
• Parkassistent (teilautomatisch)
Notbremsfunktion und Fußgängererkennung
• Parken per Smartphone-App
• Baustellenassistent
• Notausweichassistent
Stauassistent
• Automatischer Notausweichassistent
• Kreuzungsassistent
• Smartphonegesteuerter Einparkassistent
• Autobahnpilot (teilautomatisch)
• Autobahnchauffeur (vollautomatisch)
• Automatisches Fahren in der Stadt
• Voll automatisiertes Parken
Hochautomatisiertes Fahren (von Tür zu Tür)
Philippe Op de Beeck, Geschäftsführer von Apcoa Parking, größter europäischer Parkhausbetreiber, will das – nicht ganz uneigennützig – ändern. Sein Plan: „Navi oder Smartphone zeigen im Auto die freien Plätze im Parkhaus und an der Straße an, und der Fahrer reserviert sie direkt.“ Deswegen will Apcoa demnächst eine App vorstellen, die Stellplätze meldet und über die der Kunde auch bezahlen kann.
Allerdings müssen die Kommunen mitspielen und ihre Daten über Plätze an der Straße herausrücken.
Sind erst einmal alle Abstellmöglichkeiten zentral erfasst, werden wohl auch die Zeiten vorbei sein, in der eine Stunde Parken in bester Innenstadtlage nur zwei oder drei Euro pro Stunde kostete. Apcoa-Chef Op de Beeck hält das, auch im eigenen Geschäftsinteresse, für „ökonomisch richtig, denn Parkraum ist ein knappes Gut“.
In London, Stockholm oder Zürich sei Parken fast doppelt so teuer wie etwa in Hamburg. Das Angebot zu verteuern wird aber nicht genügen, die Parkmisere in den Städten zu beenden.
Innenstädte ganz ohne Parkplätze?
Gefragt sind radikal neue Konzepte. Deshalb startet Audi in den USA 2018 ein Pilotprojekt, um vorhandene Parkhäuser effizienter zu nutzen: Die von Verkehrsproblemen geplagte Stadt Somerville im Ballungsraum Boston probt das pilotierte Parken. Vor dem Parkgebäude steigt der Fahrer aus, das Auto fährt dann automatisch zu freien Flächen. Die Fahrzeuge können enger parken, weil niemand mehr ein- und aussteigen muss.
Aufzüge, Treppen und Laufwege sind überflüssig. Der Platzgewinn ist enorm: „In einem Parkhaus, das neu für pilotiertes Parken geplant wird, könnten sogar mehr als 80 Prozent der Fläche gegenüber herkömmlichen Konzepten entfallen“, sagt Miklós Kiss, Leiter Vorentwicklung Fahrassistenzsysteme bei Audi. Selbst im Parkhaus in Somerville, das konventionelle und selbstparkende Autos gemischt nutzen werden, sparen die Betreiber mehr als ein Viertel der Fläche ein.
Selbstfahrende Autos warten am Stadtrand
Ein echter Befreiungsschlag wäre es, wenn parkende Autos weitgehend aus den Innenstädten verschwänden. Was keine Utopie mehr ist, wenn ab 2020 erste Fahrzeuge vollautomatisch fahren. Dann steigt etwa eine Familie vor dem Kaufhaus aus. Ihr Wagen rollt selbstständig zu einem Parkslot am Rande der Stadt. Auf Knopfdruck kehrt er nach dem Einkaufen zurück.
Bis es so weit ist, gibt es bereits eine manuelle Lösung. Das Start-up Luxe aus San Francisco schickt in US-Großstädten Mitarbeiter los, die das Auto des Kunden übernehmen und zu einem preiswerten Parkplatz fahren – und wieder zurückbringen. Was komfortabel ist und günstiger, als das Fahrzeug in einem teuren City-Parkhaus abzustellen.