Neuwagen-Knappheit Wie man jetzt noch an ein (fast) neues Auto kommt

Neuwagen sind in vielen Fällen momentan nur mit langen Wartezeiten zu bekommen. Wer es eilig hat, kann auf alte und neue Alternativen umsteigen. Quelle: imago images/Arnulf Hettrich

Neuwagen sind nicht nur teuer, sondern in vielen Fällen nur mit langer Wartezeit zu bekommen. Wer es eilig hat, kann aber auf Alternativen umsteigen.

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Schlechte Zeiten für Autokäufer: Pkw sind als Folge der anhaltenden Chipkrise knapp und entsprechend teuer. Waren zunächst nur Neuwagen betroffen, ist längst auch das Angebot an jungen und etwas älteren Gebrauchten dezimiert. Wer ein neues Auto will, braucht Geduld oder Flexibilität.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) nennt die aktuelle Situation eine „Angebotskrise“. Nach dem Corona-Schock sind die Verbraucher wieder bereit, in ein neues Auto zu investieren, doch es mangelt an Fahrzeugen. Weil den Autoherstellern Halbleiter von meist asiatischen Chipherstellern fehlen, stehen vielerorts die Bänder still. Gebaut werden mit den wenigen verfügbaren Elektronikbauteilen vornehmlich teure Autos mit hohen Margen, Kleinwagen und günstige Familienautos hingegen werden hintangestellt. Die früher üblichen Lieferzeiten von rund drei Monaten gelten aktuell nur noch in Ausnahmefällen. Fünf bis sechs Monate sind eher die Regel, auf einzelne Modelle muss man ein Jahr oder länger warten.

Wer sein Auto schnell benötigt, sollte sich beim Händler nach Fahrzeugen mit kurzer Lieferzeit erkundigen. So kann neben der Wahl des richtigen Modells der Verzicht auf bestimmte Extras oder die Wahl eines speziellen Antriebs die Produktionszeit reduzieren helfen. Auch zwischen den einzelnen Herstellern gibt es Unterschiede. Wer sich dort nicht festlegt, kann ebenfalls auf günstigere Konditionen hoffen.

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von Thomas Stölzel

Eine kurzfristige Verbesserung der Gesamtsituation ist allerdings nicht zu erwarten. „Der Automarkt bleibt auch in den nächsten Monaten äußerst angespannt“, prognostiziert Dudenhöffer, der mit weiter steigenden Nettopreisen und noch längeren Lieferzeiten rechnet. Dazu kommt: „Was sich im Neuwagenmarkt zeigt, setzt sich nahezu synchron auf die Gebrauchtwagenmärkte um. Autos sind knapp und wertvoll geworden.“

Der Umstieg auf ein gebrauchtes Modell ist für Autokäufer demnach nicht automatisch eine Lösung. Vor allem junge Fahrzeuge aus gefragten Baureihen sind auch aus Vorbesitz nur schwer zu bekommen. Zudem sind sie entsprechend teuer. Nach Analyse des Gebrauchtwagen-Portals AutoScout24 hat der Durchschnittspreis eines Pkw aus zweiter Hand im vergangenen Jahr auf 22.841 Euro und damit um 2.027 Euro oder 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau zugelegt. Etwas entspannter könnte die Situation vielerorts bei älteren Gebrauchten sein. Oder wenn es sich um weniger gefragte Modelle oder etwas abseitigere Konfigurationen handelt. Wer bei Marke, Karosseriefarbe und Ausstattungsumfang flexibel ist, könnte also durchaus Glück haben.

Eine weitere Alternative zum Neuwagenkauf könnte ein Auto-Abonnement sein. Dabei handelt es sich um eine Art Kurzzeitleasing mit Voll-Service: Die monatliche Gebühr deckt bis auf die Energiekosten alles ab – von der Versicherung bis zur Fahrzeugnutzungs-Rate. Die Abos kosten je nach Fahrzeugklasse meist zwischen rund 300 und 900 Euro pro Monat, sind also nicht unbedingt günstig. Im Gegensatz zu den Kaufpreisen für Neuwagen sind die Abo-Raten aber zuletzt nicht gestiegen, wie Dudenhöffers CAR ermittelt hat. Die Lieferzeiten sind zwar mit im Einzelfall bis zu 26 Wochen ebenfalls hoch, liegen aber deutlich unter denen beim Kauf. In Einzelfällen stehen die Fahrzeuge sogar bereits nach einem Monat zur Verfügung. „Mit den breiten Angeboten im Auto-Abo-Segment gewinnt der deutsche Automarkt an Stabilität, was den Ärger über enorm lange Lieferzeiten bei einigen Neuwagen dämpfen dürfte“, so Dudenhöffer.

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Als letzte Möglichkeit bleibt noch Geduld. Die Chipkrise dürfte nach Experteneinschätzung zwar noch mindestens über das erste Halbjahr 2022 anhalten. Irgendwann wird sie aber auch wieder vorbei sein. Und dann könnte aus dem Verkäufermarkt wieder ein Kundenmarkt werden. Mit kürzeren Lieferzeiten und günstigeren Preisen.

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