Moderne Autos wie der neue Golf 7, der Ford Focus oder die E-Klasse von Mercedes fahren über Schlaglöcher, Querrillen und Längsfugen, fast ohne dass der Fahrer das bemerkt. Selbst die Korrektur ärgster Fahrfehler bringt das Fahrwerk nicht aus der Spur. Der Grund: Meist haben diese Autos sogenannte Mehrlenkerachsen. Die Räder sind an bis zu fünf beweglichen Lenkern aufgehängt und so extrem flexibel. Die Mehrlenkerachse kostet allerdings mindestens 250 Euro mehr als die etwas einfachere und nur geringfügig unkomfortablere Verbundlenkerachse, die VW 1974 als erster Hersteller im Golf 1 einsetzte.
Die gibt es immer noch, und wahrscheinlich merken nur versierte Testfahrer den Unterschied. VW etwa setzt im neuen Golf beide System ein: die Verbundlenkerachse gibt es für die Basismodelle, die Mehrlenkerachse nur für die PS-stärkeren Versionen. Das ermöglicht preiswerte Einstiegsmodelle für den Grundbedarf.
Wenn es noch billiger werden muss, ersetzen Hersteller gerne auch die hintere Scheibenbremse durch simple Trommelbremsen – so etwa Volkswagen beim Kleinwagen VW up und Renault bei den Familienlastern Dacia Dokker und Lodgy.
Daneben kommen in den Spar-Mobilen kaum moderne Sechs-Gang- oder gar neue Automatikgetriebe zum Einsatz, sondern nur deren Vorläufer, die kostengünstigen Fünf-Gang-Schaltungen.
Alte Motoren
Weil Platz und Preis in der Billigklasse mehr zählen als Pferdestärken, findet sich in Autos wie den Budget Cars von VW, Toyota oder Dacia eine besondere Form des Recyclings: Motoren, deren Grundkonstruktionen schon seit Jahrzehnten eingesetzt werden, sind für die Hersteller erste Wahl. Die Motoren haben ihre Robustheit bewiesen, der immense Aufwand für die Entwicklung komplett neuer Triebwerke fällt weg.
Trotzdem glaubt etwa VW, dass auch die Oldies mit geringem Aufwand noch an die strenge Euro-6-Abgasnorm angepasst werden können. Dafür brauche es nicht einmal eine aufwendige Benzindirekteinspritzung in die Zylinder oder teure Turbolader.
Renault zeigt bereits, wie erfolgreich das Prinzip der Wiederverwertung sein kann. Den Familienvan Dacia Lodgy und den neuen Hochdachkombi Dokker etwa bewegen Motoren aus einer früheren Generation des Familienvans Renault Scenic.
Merkt der Fahrer, dass er letztlich angejahrte Technik unter der Motorhaube hat?