Der Trend zu kleineren und preiswerteren Autos wird sich noch verschärfen. Schon weil sich viele Kunden Premiumautos aus deutscher Produktion nicht mehr leisten können: Der durchschnittliche Neuwagenpreis hat sich laut Berechnungen des Car-Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen in den vergangenen 25 Jahren auf knapp 26.000 Euro mehr als verdoppelt.
Damit halten die meisten Einkommen nicht Schritt. 1980 mussten deutsche Arbeitnehmer 9,4 Monate arbeiten, um ein solches Durchschnittsauto für fast 26.000 Euro kaufen zu können. Heute müssten sie dafür laut CAR fast 16 Monate schuften. Viele entscheiden sich da lieber für den Kauf eines Billigautos.
SUV für 11.000 Euro
„Die Bereitschaft, sich für ein neues Auto zu verschulden, ist deutlich gesunken“, sagt Christoph Stürmer vom Branchendienst IHS Automotive in Frankfurt. „Damit wächst der Bedarf an einfachen Autos zu günstigen Preisen.“ Willi Diez, Leiter des Instituts für Wirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen, sieht „allein in Europa ein Marktpotenzial für Billigautos von bis zu 20 Prozent“. Bei rund 13,2 Millionen Pkws, die laut IHS-Prognose 2012 in Westeuropa neu zugelassen werden, wären das rund 2,6 Millionen Autos.
Noch größere Potenziale haben die Low-Budget-Autos freilich auf den Märkten in Südostasien, China, Indien, Südamerika und Afrika. Schon heute werden im Billigsegment unter 10.000 Euro weltweit mehr als acht Millionen Autos verkauft – rund 13 Prozent der Gesamtproduktion.
Günstig, aber nicht billig
Für Ferdinand Dudenhöffer, den Leiter des CAR, gibt es keinen Zweifel: Das Automobil der Zukunft ist preisgünstig. Er rechnet mit einer Vervierfachung des Weltmarktes für Low-Budget-Fahrzeuge von 6,5 Millionen im vergangenen Jahr auf 25 Millionen Autos im Jahr 2030. Dudenhöffer zählt dabei allerdings nicht nur Pkws zu Verkaufspreisen unter 7.000 Euro mit, sondern auch Billig-SUVs wie den Dacia Duster. Der ist mit einem Einstiegspreis von 10.990 Euro mehr als ein Drittel billiger als wichtige Konkurrenten in der Klasse wie der Skoda Yeti, der mindestens 18.000 Euro kostet.
Mag sein, dass auch Automanager bei VW bei dem Wort Billigauto unwillig das Gesicht verziehen, ähnlich wie Renault-Dacia-Deutschland-Chef Achim Schaible oder Hyundai-Deutschland-Chef Markus Schrick. Billig klingt zu sehr nach wertlos.
In Teilen haben sie recht. Das preisgünstigste Auto der Welt, der indische Tata Nano, gilt als abschreckendes Beispiel: schwammiges Fahrwerk, simples Billigplastik, Kurzschlüsse in der Elektrik und ein Motor, der anfangs so heiß wurde, dass er in mehreren Fällen die Papiergirlanden in Brand setzte, mit denen die Käufer ihr neues Auto feiern wollten. Da nützt auch der Kampfpreis von umgerechnet 2.000 Euro wenig. Der Absatz blieb mit 70. 000 Stück im Jahr 2011 weit hinter den Erwartungen zurück. Tata hatte auf eine Jahresproduktion von einer Million Exemplaren gehofft.
Damit haben die Hersteller ihre Lektion gelernt: Viele Kunden wollen zwar ein preiswerteres Auto, aber keine billige Kiste.