Egal ob München, Köln oder Berlin: Wer in deutschen Großstädten einen freien Parkplatz sucht, benötigt oft viel Zeit und gute Nerven. Jeder Deutsche verbringt im Schnitt 41 Stunden pro Jahr damit. Das ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch teuer: Die mit der Parkplatzsuche verschwendete Zeit, der dafür benötigte Kraftstoff und die zusätzliche Abgasbelastung kosten die Deutschen im Jahr mehr als 40 Milliarden Euro. Das geht aus einer Studie des Verkehrsdatenanbieters Inrix hervor.
Anbieter von „Smart-Parking“-Lösungen wollen Kosten und Zeit mit innovativen Ansätzen reduzieren.
Doch braucht es überhaupt neue Ansätze, um die Parkplatzsuche effizienter zu machen? Schließlich gibt es in den meisten deutschen Großstädten Parkleitsysteme, die Autofahrern den Weg in die Parkhäuser weisen und sogar anzeigen, wie viele Parkplätze noch frei sind. Hamburg und Köln bieten die Systeme sogar auf den Stadtportalen im Internet an. Autofahrer können somit schon von zuhause aus abschätzen, zu welchem Parkhaus sich die Anreise lohnt. Das klingt doch bereits fortschrittlich.
Wie die Parkplatzsuche besser werden soll
Wer die eigene Hofeinfahrt tagsüber nicht benötigt, kann sie über Apps wie Ampido für eine bestimmte Zeit an Parkplatzsuchende vermieten. Dafür erhält Ampido als Vermittler 30 Prozent des selbstgewählten Mietpreises für den Parkplatz. Hotels oder Restaurants können die hauseigenen Parkplätze dank der App ParkU vermieten, wenn nicht so viele Gäste da sind. Auf dem Markt für das sogenannte Shared Parking kämpfen weitgehend Start-ups um Marktanteil und vermieten die Parkplätze, die sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Der Gedanke, der dahinter steckt, findet sich auch beim Car- oder Bikesharing: Eine Sache muss nicht immer nur einer Person gehören. Im Falle von Ampido und ParkU teilen sich eben mehrere Personen einen Parkplatz.
Smart-Parking-Anbieter nutzen verschiedene Technologien, um freie Parkplätze ausfindig zu machen. Bosch will die Ultraschallsensoren vieler Autos nutzen, damit diese während der Fahrt freie Parklücken am Straßenrand erkennen und möchte die Smart-Parking-Lösung Autoherstellern anbieten. Siemens testet ein Radar, das Parkstreifen von oben überwacht und so freie Parkplätze erkennt, das würde Siemens als Teil eines Mobilitätskonzepts Städten anbieten. Auch die größten deutschen Autobauer forschen an Technologien zu einer effizienteren Parkplatzvermittlung. Das Start-up ParkHere fertigt Bodensensoren, die in den Asphalt eingelassen werden und durch den Druck erkennen sollen, ob gerade Autos auf ihnen stehen oder nicht. Dass Smart Parking in den Städten der Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, da sind sich sowohl Industrieunternehmen, Autohersteller und Start-ups wie ParkHere einig.
Die Metropolen Köln und Hamburg bieten auf ihren Stadtportalen im Internet eine Übersicht der Parkhäuser an. Die Live-Daten der freien Parkplätze, die sich auch als Schilder im Parkleitsystem der Innenstadt finden, sind für die Autofahrer vor der Fahrt in die Stadt im Internet abrufbar. So kann jeder Autofahrer von zuhause aus planen, in welches Parkhaus er fahren sollte, um noch einen freien Parkplatz zu finden.
Der Flughafen Düsseldorf nutzt seit April 2011 Parkroboter, um die Autos der Fluggäste im Parkhaus effizient aufzureihen. Das Auto wird in eine futuristisch aussehende Box gefahren, die einer Garage ähnelt. Nachdem der Fluggast seine Flugdaten per Touchscreen eingegeben hat, kann er sich auf den Weg ins Terminal machen. Alles andere erledigt der Roboter – keine langwierige Parkplatzsuche mehr kurz vor dem Abflug.
Die Webseite park-your-truck.com ermöglicht es Lkw-Fahrern, einen Stellplatz zu finden, wenn sie bei der Suche nach einem freien Platz an der Autobahn kein Glück haben. Speditionen, die auf dem Firmengelände noch Platz für andere Lkw haben, können diese Stellplätze auf der Webseite vermieten. Also quasi Parkplatz-Sharing wie bei Ampido und ParkU – nur eben für Lkw.
Heutige Parkleitsysteme weisen den Autofahrern aber lediglich den Weg in die Parkhäuser. „Allerdings befinden sich in den meisten deutschen Großstädten etwa die Hälfte der innerstädtischen Parkplätze am Straßenrand“, sagt Martin Margreiter. Er ist Dozent am Lehrstuhl für Verkehrstechnik der TU München und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens MobilityPartners. Rund 1,1 Millionen solcher „On-Street-Parkplätze“ soll es in Deutschland geben. Und um die geht es den Smart-Parking-Anbietern. Durch eine effizientere Vermittlung dieser Parkplätze soll die Zahl der Autofahrer, die auf der Suche nach einem Parkplatz sind und dabei meistens mehrmals um einen Wohnblock herumfahren, gesenkt werden. Denn: „Dieser Parksuchverkehr hat unseren Schätzungen zufolge in den deutschen Großstädten einen Anteil von 20 bis 30 Prozent am Gesamtverkehr“, sagt Margreiter.
Shared Parking vs. Smart Parking
Um den Parksuchverkehr zu verringern, verfolgen einige Anbieter bei der Parkplatzvermittlung einen Ansatz, der sich schon beim Car- oder Bikesharing etabliert hat: Parkplätze, die nicht öffentlich zugänglich sind, sollen untereinander geteilt werden, wenn sie gerade nicht benötigt werden. Die eigene Hofeinfahrt oder Parkplätze von Hotels und Restaurants können per App an Parkplatzsuchende vermietet werden. Junge Unternehmen wie Ampido oder ParkU sind die prominentesten Vertreter dieses Shared-Parking-Konzepts.
„Bislang hat sich aber noch keines dieser Unternehmen, das den Sharing-Ansatz verfolgt, wirklich durchgesetzt“, sagt Margreiter. Viele der Anbieter würde ein großes Problem vereinen: „Sobald ein Autofahrer einen gemieteten Parkplatz verlässt, teilt er das der App im Handy oftmals nicht mit, da er dafür keinen Anreiz sieht. Der Parkplatz wird dann immer noch als belegt angezeigt – hier besteht Verbesserungsbedarf.“





Stärker auf Technologie setzen die Shared-Parking-Lösungen großer Industrieunternehmen und Autohersteller, die um Marktanteile auf dem Smart-Parking-Markt kämpfen. Bosch nutzt die Cloud, um die Suche nach einem Parkplatz in Innenstädten effizienter und stressfreier zu gestalten: Autos im Straßenverkehr sollen dank Ultraschallsensoren im Vorbeifahren freie Parklücken am Straßenrand erkennen. Die Sensoren sind bereits in vielen Neuwagen verbaut: Die Daten der Parksensoren helfen nicht nur beim zentimetergenauen Einparken, sondern können auch im Vorbeifahren freie Parklücken erkennen. Diese Informationen werden in die Cloud geladen, wo die Daten für alle teilnehmenden Fahrzeuge aufbereitet werden. Die freien Parklücken können die Autofahrer dann im Navigationssystem finden und sich direkt dorthin navigieren lassen. Noch in diesem Jahr soll der Service von Bosch für ausgewählte Fahrzeuge an den Start gehen.