Stadtplanung Wie autonome Autos die Stadt der Zukunft prägen

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Nie wieder Parkplatzpanik

Experten rechnen damit, dass viele Menschen auf einen eigenen Wagen verzichten, sobald es selbstfahrende Autos gibt. Dass sie sich stattdessen Fahrzeuge teilen und per App mieten. Ganze Flotten selbstfahrender Autos, die man abonnieren kann, rollen dann von Nutzer zu Nutzer – und nach den Stoßzeiten wieder an den Stadtrand, weil dort mehr Platz zum Parken ist.

Das wiederum schafft in der Stadt massenhaft Platz. Einige Studien prophezeien, dass die Zahl der Autos in den Metropolen um mehr als 80 Prozent sinken wird. In bisher zugeparkten Stadtvierteln wäre dann Platz – für Boutiquen und Bars, für Straßenkunst, Spielplätze, Grünflächen.

Die fünf Stufen des automatisierten Fahrens

Stadtplaner raten bereits, Parkhäuser statt Tiefgaragen zu bauen. „Diese lassen sich in ein paar Jahren, wenn wir sie dank selbstfahrender Autos nicht mehr brauchen, einfacher abreißen“, sagt Konrad Rothfuchs, Vizepräsident der Bundesvereinigung Straßenbau- und Verkehrsingenieure. Tiefgaragen ließen sich wegen ihrer niedrigen Deckenhöhe nur als Tiefgaragen nutzen – oder gar nicht. Dort, wo bislang Parkhäuser stehen, wäre hingegen Platz für Neues, vor allem für Wohnungen, die derzeit in boomenden Städten knapp und damit für immer mehr Menschen unbezahlbar geworden sind.

Und das ist längst noch nicht alles. Die Revolution der selbstfahrenden Autos macht selbst vor dem Gastgewerbe nicht halt. Hotels werden in der Stadt der Zukunft ein Ort der Erholung sein, wo sich Touristen niederlassen, nicht mehr aber Geschäftsreisende. Denn wer zu einem Meeting am nächsten Morgen am anderen Ende der Republik sein muss, der kann in Zukunft einfach im rollenden Auto übernachten. Auch Kurzstreckenflüge könnten so ihre Vorteile verlieren und auch Flughäfen häufiger von Urlaubs- und seltener von Geschäftsreisenden angesteuert werden.

In diesen Situationen möchten die Deutschen autonom fahren

Und je besser sich Autos zwischen Kreisverkehren und Kreuzungen zurechtfinden, desto weniger Verkehrsunfälle wird es geben. Mehr als 180.000 Menschen wurden allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf deutschen Straßen verletzt, etwa 1500 getötet. Weniger Unfallopfer – das wird auch den Alltag in Krankenhäusern verändern: Sie hätten mehr Zeit für Behandlungen, die derzeit zu kurz kommen.

Keine Parkplatzsuche mehr

Auch manches, das bislang noch zum Stadtbild gehört, wird in Zukunft verschwinden: Fahrlehrer etwa, von denen es beispielsweise alleine in Hamburg um die 500 gibt. Auch Taxifahrer und Tankwarte werden seltener. Die 13.000 Taxis, die derzeit in New York unterwegs sind, könnten durch 3000 selbstfahrende Autos ersetzt werden, so eine Schätzung des MIT. Autohersteller oder Mobilitätsanbieter, seien es die städtischen Verkehrsbetriebe oder Neulinge wie Uber, würden ihre Flotten selbstfahrender Autos durch die Straßen schicken.

Solche Angebote werden nicht nur billiger sein als das eigene Auto, sondern auch bequemer: Allein für die Suche nach einem Parkplatz verschwenden die Menschen viel Zeit. Und diese Zeit, errechnete das Verkehrsanalyseunternehmen Inrix, sei in einer westlichen Metropole mit 700.000 Einwohnern jährlich eine halbe Milliarde Dollar an verfahrenem Sprit und verlorener Produktivität wert. Genug Geld, um neue Angebote und Jobs entstehen zu lassen, an die Menschen heute – ähnlich wie vor der Erfindung des Smartphones – noch gar nicht denken.

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