Statt Benzin und Diesel Retten synthetische Kraftstoffe den Verbrenner?

Seite 2/2

Bislang sind alternative Kraftstoffe zu teuer

Ein Nachteil sind bislang noch die Kosten. „Wenn man Power-to-Gas sinnvoll betreibt und und es Power-to-Gas-Anlagen in größeren Stückzahlen gibt, betragen die Kosten für das synthetische Methan circa 10 Cent pro Kilowattstunde“, sagt Reinhard Otten, zuständig für nachhaltige Produktentwicklung bei Audi. An der Tankstelle koste heute ein Liter Superbenzin ähnlich viel, rechnet Otten vor: „Mit Steuern sind wir bei 14 bis 15 Cent pro Kilowattstunde.“ Die Herstellkosten lägen dagegen bei 40 bis 50 Cent pro Liter – also viereinhalb bis fünfeinhalb Cent pro Kilowattstunde. „An diese fossilen Preise kommen wir heute mit dem Verfahren noch nicht dran“, sagt Otten. „Da hat der Klimaschutz einen Preis.“

Auch die Klimabilanz ist ein Punkt: Der Lehrstuhl für Bauphysik und ganzheitliche Bilanzierung an der Uni Stuttgart hat den CO2-Verbrauch bei der Herstellung von synthetischem Diesel und fossilen Kraftstoffen gegenübergestellt. Das Ergebnis: Nur wenn Strom aus erneuerbaren Energien verwendet wird, ergibt sich ein Vorteil. Beim heute in Deutschland vorherrschenden Strommix sei das nicht der Fall.

Woher kommt die Energie?

Dabei dürfte das mit Hilfe von Elektrolyse hergestellte Gas schon jetzt rein gesetzlich nur in das Erdgas-Netz eingespeist werden, wenn erneuerbarer Strom und biogenes CO2 verwendet wird, so Otten. Audi hat deshalb seine Anlage bewusst in Norddeutschland aufgestellt, wo der Anteil erneuerbarer Energien höher ist.

Genau da setzt die Kritik von Umweltschützern wie Greenpeace an: „Bislang gibt es noch keine überschüssigen erneuerbaren Energien“, sagt Daniel Moser, Verkehrsexperte bei Greenpeace. Hinzu komme die fehlende Infrastruktur zur Herstellung.

Aber auch aus der Politik fehlt es an Unterstützung, klagen Audi und Sunfire. Zwar war wird „Power-to-X“ von der Bundesregierung unter den sogenannten Kopernikus-Projekten gefördert. Die Anlagen würden aber im Gegensatz wie normale Stromverbraucher mit hohen Steuern und Abgaben belastet. „Solange sich diese Rahmenbedingungen nicht verbessern, werden Investoren vorsichtig bleiben“ heißt es bei Sunfire. „Zur Zeit ist die Wirtschaftlichkeit der Anlagen aufgrund politischer Randbedingungen problematisch“, heißt es bei Audi.

Wird der verheißungsvolle synthetische Kraftstoff also an der mangelnden Unterstützung scheitern? „Man muss das politisch fördern, damit die synthetischen Kraftstoffe sich lohnen - durch entsprechende Prämien oder Strafen für fossile Kraftstoffe“, fordert Jakob Burger von der TU Kaiserslautern. Sein Kollege Günthner sieht ein „Henne-Ei-Problem“. Die Industrie müsse sich mit dem Thema auseinandersetzen. Nur mit Hilfe von synthetischen Kraftstoffen sei auf Dauer eine saubere und nachhaltige Mobilität möglich, sagt Stefan Pischinger von der RWTH Aachen - denn: „Bei Nutzfahrzeugen, Schiffen oder Flugzeugen ist auf lange Sicht keine sinnvolle Alternative zum Verbrennungsmotor gegeben.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%