Stiftung Warentest An Ladesäulen für E-Autos herrscht das reinste Tarifchaos

Wer sein E-Auto an öffentlichen Ladesäulen auflädt, muss sich häufig durch einen dichten Tarifdschungel kämpfen. Quelle: dpa

Etwa jedes dritte Laden von E-Autos findet unterwegs statt. Doch intransparente Preise und verschiedene Tarifmodelle machen den Besitzern häufig das Stromtanken schwer, zeigt eine Recherche der Stiftung Warentest.

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Besitzer von E-Autos brauchen beim Stromtanken häufig starke Nerven. Intransparente Preise, verschiedenste Anbieter und unterschiedliche Säulenmodelle sorgen oft für Verwirrung, zeigt eine Recherche der Stiftung Warentest.

So kommt es unter anderem darauf an, wo der Stromer getankt wird. Denn die Abrechnungsmodelle für den Autostrom sind alles andere als einheitlich. Die Stadtwerke Düsseldorf bieten zum Beispiel unbegrenztes Normalladen für monatlich 35 Euro an. In Frankfurt an der Oder zahlt man hingegen fünf Euro pro Monat, zusätzlich aber 32 Cent pro Kilowattstunde Strom, außerdem noch 2 Cent pro Minute, die das Auto am Ladekabel hängt. Auch zeitbasierte Tarife werden mancherorts angeboten.

Doch das zeitbasierte Tanken hat seine Tücken: So weiß etwa niemand wie viel Strom er für sein Geld tatsächlich bekommt. „Kostet beispielsweise jeder Ladevorgang sieben Euro, zahlt ein Kunde voll, auch wenn er nur kurz während des Einkaufs für eine Stunde nachladen will“, heißt es in dem Bericht. Außerdem hängt die Ladeleistung auch von Ladesäulen, Akkustand, Temperatur und Automodell ab. Ein Kleinwagen kann zum Beispiel häufig nicht so viel Strom ziehen wie ein Geländewagen in der gleichen Zeit. Wird an einer Säule pro Minute abgerechnet, kommt so der Fahrer des Geländewagens deutlich günstiger davon.

Bei einem anderen Zahlungsmodell wird nach getankter Kilowattstunde abgerechnet. Doch auch hier gibt es Probleme. Insgesamt sei der Autostrom im Schnitt teurer als gewöhnlicher Haushaltsstrom. Meist lägen die Preise für das Tanken zwischen 29 und 39 Cent pro Kilowattstunde Strom. Haushaltsstrom liegt dagegen im Schnitt bei 30 Cent. „Ein Grund für den Unterschied: Installation und Betrieb von Ladesäulen sind teuer“, erklärt die Stiftung Warentest.

Doch damit nicht genug: Je nach Tarif zahlen Autofahrer an derselben Säule völlig unterschiedliche Preise für ihren Strom. Die Stiftung Warentest rät deshalb dazu, sich bei mehreren Netzwerken anzumelden. „Manche E-Autofahrer gehen mit einem halben Dutzend Karten, Token, Chips und Apps auf die Reise. Das erhöht die Sicherheit, nicht an einer Säule abgelehnt zu werden“, heißt es.

Besserung ist allerdings in Sicht. Denn die Ladesäulenverordnung von 2016 sieht vor, dass jeder E-Autofahrer Ladesäulen nutzen kann, ohne sich zuvor zu registrieren. Allerdings gelte das nur für Geräte, die seit dem 14. Dezember 2017 in Betrieb sind. Ein anderer Ausweg aus dem Tarifdschungel sind geeichte Zähler, die genau nach getankten Kilowattstunden abrechnen. Doch die gebe es laut Bericht noch nicht für alle Ladesäulen. „Bis endlich alle Säulen geeichte Zähler haben, kann es durchaus noch ein Jahr dauern“, zitiert die Stiftung den E-Auto-Experte Gregor Kolbe vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

Billiger ist es meist, zu Hause zu tanken. Dafür gibt es sogenannte Wallboxes, die etwa so groß sind wie ein Handstaubsauger und in der Garage oder an der Hauswand installiert werden können. Bei einigen Energieversorgern gebe es für Autostrom sogar eine Flatrate, bei der der Kunde 25 Euro für beliebig viel Ladestrom zahlen muss. Doch wer in einem Mietshaus lebt, darf häufig die Wallbox nicht einfach so montieren. Dann ist der Autofahrer wieder auf die öffentlichen Ladesäulen angewiesen. Nach Stiftung Warentest findet im Schnitt jedes dritte Laden unterwegs statt. Mitsamt dem Tarifdschungel.

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