
Die interessantesten Silicon-Valley-Geschichten sind jene über Startups, die sich trotz aller Widrigkeiten und Vorhersagen nicht nur durchsetzen, sondern auch noch richtig einflussreich werden. Das aktuellste Beispiel ist Tesla Motors. Der Elektroautohersteller wäre längst pleite, hätte sein Hauptaktionär und Chef – der Multi-Unternehmer Elon Musk – ihn nicht aus eigenen finanziellen Ressourcen gestützt und bis zum Börsengang gebracht.
Noch im Januar gab es Gerüchte über angeblich abgefackelte Tesla-S-Limousinen und eine drohende Geldnot des Unternehmens. Und tatsächlich zeigte ein Blick in die Bilanz, dass die Barreserven aus dem Börsengang fast aufgebraucht waren. Musk durfte sich keinen Fehler erlauben.
Nun aber wird er mit Lob überschüttet: Rund 11 000 Fahrzeuge hat sein Unternehmen seit Jahresbeginn ausgeliefert, und seit wenigen Wochen ist das Tesla-S-Modell auch offiziell in Europa zu haben.
Akku-Zulieferer haben die Nachfrage unterschätzt
Musks Unternehmen hat zudem das Luxusproblem, die Nachfrage nach seinen Limousinen aktuell nicht bedienen zu können. Kunden müssen – je nach Reichweite und Ausstattung – bis zu vier Monate auf das neue Elektroauto warten. Zwar hätte Tesla Anlagenkapazität und Monteure, um seine Wochenproduktion von 500 Fahrzeugen auf 1000 zu verdoppeln. Doch es hakt unter anderem bei den Akku-Zulieferern. Sie haben die Nachfrage unterschätzt.







Die WirtschaftsWoche hatte Tesla bereits 2006 vorgestellt. Ich hatte damals die Möglichkeit, Tesla Gründer Martin Eberhard über dessen verrückte Idee zu befragen – ein Elektroauto mit einer Batterie aus Notebook-Akkus auszurüsten. Alle namhaften Wagnisfinanzierer hatten abgewinkt. Bis Eberhard Musk kennenlernte. Der Multi-Unternehmer finanzierte aber nicht nur die Entwicklung des ersten Tesla Roadsters. Er kontrollierte als größter Geldgeber schnell das gesamte Startup. Als dann das Geld knapp wurde, überwarfen sich Eberhard und Musk. 2007 musste Eberhard gehen.
Auf die Tesla-Geschichte erhielt ich damals viele positive Reaktionen. Nur die Autobranche kritisierte das Konzept: BMW und Mercedes setzten zu der Zeit vor allem auf Wasserstoff und hielten alles andere für einen Rückschritt. Ein BMW-Manager warf mir gar vor, auf Teslas Hype hereingefallen zu sein.
Stoff für Verschwörungstheorien
Eine spannende Frage ist nun, ob Tesla seinen Erfolgskurs fortsetzen kann. Ernsthafte Konkurrenten wie BMW haben mit eigenen Elektrofahrzeugen zum Konter angesetzt – auch wenn die geringe Reichweite des BMW i3 jüngst einen Lachkrampf bei Musk provozierte.
Bei alledem bietet Tesla sogar Stoff für Verschwörungstheorien: So setzte Eberhard nicht nur deshalb auf Notebook-Akkuzellen, weil der Markt ohnehin boomt. Angeblich entschied er sich auch deshalb für die etablierten Energiespeicher, weil Konkurrenten aus der Autobranche diese Technik mit Lobbyarbeit oder Sabotage nicht so einfach behindern können: Zu groß und zu wichtig ist der Markt für Notebook-Akkus.
Ob das Paranoia war? Klar ist, dass der Hersteller A123 Systems, der Teslas Konkurrent Fisker mit Akkus versorgte, zwischenzeitlich Konkurs anmelden musste.
Wie auch immer: Tesla-Börsenwert von derzeit 17 Milliarden Dollar bei einem prognostizierten Umsatz von 1,8 Milliarden Dollar und einem angepeilten Absatz von 21 000 Fahrzeugen dieses Jahr ist mittlerweile astronomisch. BMW hat vergangenes Jahr 1,5 Millionen Fahrzeuge verkauft, setzte 101 Milliarden Dollar um und hat einen Börsenwert von 61 Milliarden Dollar.
Am Ende verkaufen beide Unternehmen Fahrzeuge. Aber vielleicht weiß Musk auch hier mehr als andere. Seine Aktionäre scheinen ihm jedenfalls zu vertrauen.