Wie die Käufer manipuliert werden Die großen Tricks der Autobauer

Autokäufer schauen auf Marke, Leistung, Design, Ausstattung, Image und Verbrauch ihres Wunschfahrzeugs – und fallen damit auf unfeine Methoden der Industrie herein. "Dank" einiger Tricks, die jeder kennen sollte.

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Bitte nicht auf der heimischen Schanze nachmachen: Wenn Autohersteller werben, wird auch schon mal ein ganz klein wenig übertrieben. Quelle: Pressefoto

Autos werden zum Geldverdienen gebaut. Folglich setzen Marketing, Vertrieb, Werbung und Handel alles daran, möglichst gute Argumente für die Ware zu finden, um die Käufer von hohen und steigenden Preisen zu überzeugen. Diese simple Wahrheit kennen zwar die meisten Autokäufer. Doch beim Kauf schauen sie auf Marke, Leistung, Design, Ausstattung, Image und Verbrauch ihres Wunschfahrzeugs – und fallen auf mehr oder weniger unsaubere Methoden der Industrie herein, die sie nach bestem Wissen und ohne Gewissen ausgenutzt. Dank einiger Tricks, die jeder Autokäufer kennen sollte.

Die folgende Inhaltsübersicht gibt einen kurzen Überblick, um welche Themen es geht, und sie enthält verlinkte Sprungmarken. Interessiert Sie Punkt 6. SUV´s am meisten, so beginnen Sie dort mit einem einfachen Klick in die Übersicht.

1. Die Verbrauchslüge

15 Spritsparer zum Schnäppchenpreis
Bei Premiummarken sind für gewöhnlich selten hohe Nachlässe beim Neuwagenkauf zu erzielen. 16,6% auf einen BMW 116d mit EfficientDynamics Technologie ergeben trotzdem 4.303 Euro Nachlass auf den Listenpreis von 25.950 Euro. Für 21.647 Euro bekommt man den Premium-Kompaktwagen aus München mit nur 3,8 Liter offiziellem Norm-Verbrauch auf 100 km. Das entspricht in diesem Ranking Platz 15. „Mit steigenden Spritpreisen, wächst das Interesse der Kunden am Verbrauch des Fahrzeugs. Im Neuwagenmarkt gibt es zurzeit bei fast allen Marken Sonderaktionen und relativ hohe Nachlässe. So können Autokäufer die verbrauchsgünstigen Fahrzeuge auch günstig anschaffen“, beschreibt Marktexperte Alexander Bugge, Geschäftsführer von MeinAuto.de, die Situation ... Quelle: Presse
Platz 14:Marke & Modell: VW Golf VI Motor & Ausstattung: 1,6 TDI Blue Motion Trendline Leistung: 77 kW / 105 PS Norm-Verbrauch lt. Hersteller: 4,1 Liter Diesel / 100 km CO2-Ausstoß: 107 Gr. / km Listenpreis: 21.525 € Internet-Preis: 17.242 € Nachlass: 4.283 € / 19,9% Quelle: Presse
Auch VW´s Kleinstwagen Up knackt bei den Nachlässen noch knapp die 20%-Marke. Der Cityflitzer "take up" mit 1.0-Liter-Motor und BlueMotion-Technologie mit 60 PS verbraucht in der Norm lt. Hersteller 4,1 Liter Benzin auf 100 km und wird derzeit zu Preisen ab 8.186 Euro statt (10.250 Euro Listenpreis) verkauft. Platz 13:Marke & Modell: VW Up Motor & Ausstattung: 1,0 take up, BlueMotion Leistung: 44 kW / 60 PS Norm-Verbrauch lt. Hersteller: 4,1 Liter Benzin / 100 km CO2-Ausstoß: 96 Gr. / km Listenpreis: 10.250 € Internet-Preis: 8.186 € Nachlass: 2.064 € / 20,1% Quelle: Presse
Platz 12:Marke & Modell: Alfa Romeo MiTo Motor & Ausstattung: 1,3 JTDM 16V Evo Leistung: 62 kW / 84 PS Norm-Verbrauch lt. Hersteller: 3,5 Liter Diesel / 100 km CO2-Ausstoß: 90 Gr. / km Listenpreis: 16.950 € Internet-Preis: 13.531 € Nachlass: 3.419 € / 20,2% Quelle: Presse
Platz 11:Marke & Modell: Peugeot 206+ Motor & Ausstattung: 1,4 HDI FAP 70 Generation Leistung: 50 kW / 68 PS Norm-Verbrauch lt. Hersteller: 4,0 Liter Diesel / 100 km CO2-Ausstoß: 104 Gr. / km Listenpreis: 12.200 € Internet-Preis: 9.604 € Nachlass: 2.593 € / 21,3% Quelle: Presse
Platz 10:Marke & Modell: Suzuki Swift Motor & Ausstattung: 1,3 DDiS Club Leistung: 55 kW / 75 PS Norm-Verbrauch lt. Hersteller: 4,1 Liter Diesel / 100 km CO2-Ausstoß: 109 Gr. / km Listenpreis: 15.690 € Internet-Preis: 12.080 € Nachlass: 3.610 € / 23% Quelle: Presse
Platz 9:Marke & Modell: Hyundai i30 Motor & Ausstattung: 1,4 CRDI Classic Leistung: 66 kW / 90 PS Norm-Verbrauch lt. Hersteller: 4,1 Liter Diesel / 100 km CO2-Ausstoß: 109 Gr. / km Listenpreis: 17.940 € Internet-Preis: 13.756 € Nachlass: 4.184 € / 23,3% Quelle: Presse

1. Die große Verbrauchslüge
Wie viel Sprit verbraucht der neue (Gebraucht-)Wagen? Zu Zeiten von Spritpreisen auf Rekordniveau eine wichtige Frage, die sich Käufer von Neu- und Gebrauchtwagen gleichermaßen stellen. Die offizielle Antwort dürfte aber in den meisten Fällen eine Lüge sein, wenn sie nämlich vom Hersteller oder Autohändler kommt und sich auf den sogenannten Normverbrauch bezieht, der auch EG- oder Euro-Mix genannt wird.

Denn unabhängig von der wenig richtigen Bezeichnung liegt er rund ein Fünftel bis ein Drittel unter den Verbräuchen, die Otto Normalfahrer auf die Straße bringt. Das bestätigen Fachzeitschriften, Prüforganisationen wie TÜV und Dekra, Autoclubs und professionelle Autotester schon seit Jahren immer wieder.
So ergab eine Auswertung des Autoclub Europa (ACE) im Februar 2012, dass bei knapp 250 getesteten Neuwagen der Verbrauchsschnitt bei 8,5 Liter pro 100 Kilometer lag, - und damit um 19,6 Prozent höher als von den Herstellern angegeben. Die hatten im Durchschnitt aller Verbrauchsangaben nach dem sogenannten EG-Mix 7,2 l/100 km genannt. Bei Benzinern lag die Differenz bei +17,2 Prozent, bei Selbstzündern gar bei + 23,8 Prozent.

„Auto Bild“ weist in den eigenen Fahrzeugtests ebenfalls regelmäßig Mehrverbräuche von bis zu 30 Prozent nach, im Vergleich zu den Herstellerangaben.

Und der Münchener Autoclub ADAC bestätigt diese für Autofahrer ärgerlichen Resultate am 15. März 2012 indirekt mit eigenen Testergebnissen für acht Fahrzeuge im Rahmen seines neuen EcoTests. Allerdings lagen Audi A4 2.0 TDI und BMW 328i mit +13 und +14 Prozent mehr Spritverbrauch noch tolerierbar daneben. Offensichtlich ist aber, dass hier ein Fehler im System steckt, der die geschönten Angaben der Hersteller zumindest nicht sanktioniert.

Er trägt den sperrigen Namen MNEFZ. Das steht für Modifizierter Neuer Europäischer Fahrzyklus gemäß Richtlinie 93/116/EWG). Wie der und andere internationale Fahrzyklen funktionieren, und was Experten daran auszusetzen haben, erklären wir für technische Interessierte an anderer Stelle ausführlich. Hier nur soviel: Das 1996 eingeführte und im Jahr 2000 überarbeitete Messverfahren ist hoffnungslos veraltet, hat mit unserem täglichen Fahrverhalten nur sehr wenig zu tun.

So wird es auf dem Rollprüfstand ermittelt, und die Hersteller dürfen mit verbrauchsmindernden Spritsparreifen und Leichtlaufölen tricksen, bei Maximaltempo 120, während so realistische – und den Spritverbrauch steigernde - Verbraucher wie Klimaanlage oder Fahrtlicht ausgeschaltet bleiben.

Laut ADAC schluckt aber beispielsweise ein Auto mit aktivierter Sitz- und Heckscheibenheizung, Beleuchtung und Lüftung auf 100 Kilometern etwa einen halben Liter Kraftstoff zusätzlich. Für Autofahrer heißt das: Gute Tests zu Rate zu ziehen, die die echten Verbräuche nennen, und sich nicht auf die Angaben der Hersteller zu verlassen.

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