Der DeLorean ist endlich in der Zukunft angekommen. Die wohl bekannteste Zeitmaschine der Welt aus der Trilogie "Zurück in die Zukunft" steht mitten in einer Lagerhalle in einem münsterländischen Industriegebiet. Und das kurz vor dem 21. Oktober 2015, jenem Tag, an dem Teenager Marty McFly und sein schrulliger Wissenschaftlerfreund Doc Brown im Kultfilm nach einem Zeitsprung in der Zukunft landen.
Die Flügeltüren sind geöffnet, im Inneren blinkt das Display der Zeitmaschine abwechselnd grün, rot und orange auf. Gleichzeitig ertönt das vertraute hohe Signal: Die Mission Zeitreise ist gelungen. Rund um die Kultkarosserie stapeln sich hunderte kleine und größere Einzelteile – verschiedenfarbige Kabel, Kaffeemühlen, Duschablaufgitter, Lego-Bausteine, Eishockeypucks. Kurzum: ein kreatives Chaos, über das Autofan Oliver Wirtz aber den genauen Überblick behält.
Zur Person
Oliver Wirtz ist 49 Jahre alt und kommt aus Borken im Münsterland. Er arbeitet als Osteopath und hat zwei Kinder.
Schließlich baut der 49-Jährige gleich mehrere DeLoreans in seiner Lagerhalle zu Zeitmaschinen um. Der Filmfan hat viele Anfragen von Interessenten, die seine zur Film-Zeitmaschine umgerüsteten Autos ausstellen wollen. Ein DeLorean soll in Paris zu sehen sein, ein anderer im belgischen Lüttich. Wirtz selbst stellt eine Zeitmaschine im Walldorfer Luxor-Filmpalast aus.
Zwar versuchen auch andere Filmfans, den DeLorean filmgetreu nachzubauen – Wirtz ist aber der Einzige in Deutschland mit einem Vollreplikat. Denn er kennt im Gegensatz zu anderen Autobastlern die genauen Abmessungen des futuristischen Fahrzeugs. "Normalerweise werden die Maße gehütet wie das Coca-Cola-Rezept", sagt er. Aber Kevin Pike, der das Auto für den Film gebaut hat, hat sie ihm genannt. Im Gegenzug erhält Pike, der noch immer Zeitmaschinen baut, von Wirtz die Blackboxes, die sich im DeLorean auf dem Armaturenbrett befinden.
Zurück in die Zukunft II
Im zweiten Teil reisen Marty McFly und sein befreundeter Wissenschaftler Dr. Brown mit einem DeLorean, der zur Zeitmaschine umgebaut ist, zum 21. Oktober 2015. Dort kauft Marty einen Almanach, der die Sportergebnisse der 1950 bis 2000 enthält. Der böse Biff bringt sich in Besitz des Buches und reist mit der Zeitmaschine in das Jahr 1955. Dort gibt er seinem jüngeren Ich den Almanach und wird dadurch zum reichsten Mann der Stadt.
Fortan entwickeln sich die Ereignisse anders: Martys Vater wird schon kurz später erschossen, seine Mutter heiratet Biff. Die einzige Möglichkeit, die alte Zeitlinie wieder herzustellen, besteht darin, wieder in das Jahr 1955 zu reisen und den alten Biff daran zu hindern, seinem jüngeren Ich den Almanach zu geben.
Der zweite Teil ist im Jahr 1989 erschienen. Der Film dauert 108 Minuten und ist ab 12 Jahren freigegeben. Regie geführt hat Robert Zemeckis, das Drehbuch geschrieben Bob Gale.
Weltweit hat der zweite Teil von "Zurück in die Zukunft" 332 Millionen US-Dollar eingespielt. 40 Millionen US-Dollar hat die Produktion gekostet.
Marty McFly: Michael J. Fox
Dr. Emmett "Doc" Brown: Christopher Lloyd
Lorraine Baines: Lea Thompson
Biff Tannen: Thomas F. Wilson
Jennifer Parker (McFly): Elisabeth Sue
1990: Nominierung für den Oscar in der Kategorie "Beste visuelle Effekte"
1990: Goldene Leinwand für das Erreichen von drei Millionen Kino-Besuchern innerhalb von 18 Monaten
1991: BAFTA-Award in der Kategorie "Beste visuelle Effekte"
1991: Saturn Award in der Kategorie "Beste Spezialeffekte" und Nominierung in den Kategorien "Beste Kostüme", "Bestes Make-up" und "Bester Science-Fiction-Film"
Und weil Oliver Wirtz die Originalmaße kennt, versucht er, das Auto möglichst filmgetreu nachzustellen. Aus einfachen Blechen baut er die Düsen am Heck des Autos. Darüber bringt er einen Neon-LED-Schlauch an, der blau leuchtet, wenn er den Wagen startet. 1500 Meter Kabel verarbeitet der praktizierende Osteopath pro DeLorean. Die Flux-Boxen, die an der äußeren Karosserie befestigt werden und dem Auto sein futuristisches Aussehen geben, dürfen natürlich nicht fehlen – nur gibt es sie nicht im Handel. Deshalb hat Wirtz aus Legosteinen eine Form gebaut, mit der er Gussmodelle herstellt.
Aus herkömmlichen Eishockeypucks werden auf der linken Heckseite Elektrolyt-Kondensatoren. Das einzige Bauteil aus Deutschland an der Zeitmaschine ist zugleich das Markenzeichen – die Mr.-Fusion-Kaffeemühle von Krups, die mittig auf dem Heck platziert ist.
Bis auf den Fluxkompensator und die Kaffeemühle baut Wirtz alles selbst, was er für das "Zurück in die Zukunft"-Auto braucht. In Italien stellt eine Firma die Zeitmaschinen her – allerdings nur in einer limitierten Auflage. Von 20 Exemplaren hat sich Wirtz fünf gesichert. Preis pro Fluxkompensator: 1600 Euro. Insgesamt kostet ein umgerüsteter DeLorean den Autoschrauber über 30.000 Euro. 10.000 bis 15.000 Euro gibt Wirtz für die vielen kleine Einzelteile aus, einen DeLorean bekommt er von einem niederländischen Händler für etwa die gleiche Summe.
Zehnjährige Recherche in Internetforen
Wenn Wirtz mal nicht mit seinem Tiguan, sondern mit dem DeLorean unterwegs ist, genießt er die Blicke der anderen – mit dem getunten Auto darf er aber nicht auf die Straße. Denn die vielen Gadgets dürfen nicht höher als 15 Zentimeter vom ursprünglichen Modell abstehen. Aber auch ohne den ganzen Schnickschnack ist es für Wirtz ein ganz besonderes Fahrerlebnis: "Wenn man mit einem Porsche fährt, dann zeigen andere Autofahrer auch schon einmal den Mittelfinger", weiß er.
Beim DeLorean würden die Verkehrsteilnehmer ganz anders reagieren: "Die Leute lächeln ehrlich, weil der DeLorean so ein neidloses Fahrzeug ist."
Geschraubt hat Wirtz schon immer gerne. Angefangen hat alles mit der Restauration von Mercedes- und Jaguar-Oldtimern. "Das war mir aber dann zu langweilig." Fasziniert hatte ihn der DeLorean bereits während des Filmstarts 1989. Immerhin ist die Zeitreisegeschichte von Marty McFly und Doc Brown eine der erfolgreichsten Trilogien der Filmgeschichte.
Der Borkener, der ein Maschinenbau-Zertifikat besitzt, recherchierte über ein Jahrzehnt in hauptsächlich amerikanischen Internetforen, welche Einzelteile er für ein Vollreplikat benötigt – damit der Nachbau wie das Original wirkt. Nach zwei Jahren hatte er dann alle Teile zusammen. Zwölf weitere Wochen dauerte es "mit allen Kinderkrankheiten", wie Wirtz sagt, bis die erste Zeitmaschine endlich fertig war.
Schon Jahre vor dem Filmstart stellte die DeLorean Motor Company die Produktion des Autos ein. Weltweit wurden nur 9000 produziert. Den Konzern schwächte nicht nur die Automobilkrise der Achtziger – erhebliche Mängel am DeLorean sorgten dafür, dass der Autohersteller teure Nachbesserungen an den Fahrzeugen vornehmen musste. Etwa 200 DeLoreans sind heute noch auf deutschen Straßen unterwegs.
Wirtz schätzt, dass der Wert eines DeLorean jährlich um etwa 1000 Euro steigt – das Filmauto ist also eine gute Geldanlage. Damit der DeLorean seinen Wert behält, hat Wirtz die Aufbauten nur gesteckt und geklebt. Er kann das Auto also jederzeit wieder in seinen Normalzustand versetzen.
Mittlerweile bastelt Wirtz an dem fünften Auto. Jetzt braucht er nur noch ein Wochenende, um einen DeLorean wie das Kult-Gefährt aus dem Film aussehen zu lassen. Doch das soll auch vorerst die letzte Zeitmaschine sein, die Wirtz baut. "Langsam wird es etwas langweilig, immer dasselbe nachzubauen."
Er hat aber schon neue Pläne, die beim genaueren Umsehen in seiner Halle für echte Batman-Fans bereits ersichtlich werden. Sein nächstes Projekt ist der Tumbler – das Batmobil, das im Film "Dark Knight Rises" zum Einsatz kommt. Die Sitze und Reifen aus dem Film, der auf der Batman-Comicserie basiert, hat Wirtz zumindest schon.
RTL II zeigt zum Jubiläum die komplette "Zurück in die Zukunft"-Trilogie.