Neues Betriebssystem Microsoft lässt Kunden Windows 8 testen

Microsoft lässt Verbraucher ab sofort eine Vorab-Version seines nächsten Betriebssystems Windows 8 ausprobieren. Für die Präsentation hat sich Microsoft einen Ort ausgesucht, der die Bedeutung des Tablet-Markts verdeutlicht.

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Microsoft-Manager Steven Sinofsky präsentierte Windows 8 auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Quelle: dapd

Barcelona Windows 8 soll die Kehrtwende bringen: Mit seinem neuen Betriebssystem will Microsoft endlich den Sprung auf die populären Tablets schaffen. Und erstmals in der Geschichte des Unternehmens bringt Microsoft sein PC-Betriebssystem auch auf Prozessoren des Chipdesigners ARM zum Laufen. Eine Beta-Version der Software ist jetzt für private Nutzer im Netz verfügbar, kündigte Microsoft auf dem Mobile World Congress in Barcelona am Mittwoch an.

Mit Windows 8 habe Microsoft sein Betriebssystem neu erfunden, sagte Steven Sinofsky. Die Benutzeroberfläche ist komplett umgekrempelt. Mit neuem Kacheldesign, das auch das mobile Betriebssystem Windows Phone auszeichnet, soll sich Windows 8 auch für Tablets eignen, die über den berührungsempfindlichen Bildschirm mit dem Finger bedient werden.

Seit der Fertigstellung der Entwicklerversion im Herbst habe Microsoft in der jetzt fertigen Beta-Version über 100.000 Veränderungen am Programmcode vorgenommen und die Software weiter verbessert.

Am Mittwoch gab Microsoft tiefere Einblicke in die erste Beta-Version für Verbraucher, die für den PC bestimmt ist. Auf ihr sollen alle Programme aus Windows sieben laufen. Der Startbildschirm ist individualisierbar und soll über das „Metro“ genannte Design schnellen Zugriff auf Apps und andere Programme bieten. Erstmals will Microsoft nach dem Vorbild von Apple auch einen App-Store aufsetzen. Dort soll bereits zum Start eine Vielzahl neuer Programme verfügbar sein.

Das neue Benutzerinterface hatte Microsoft erstmals bei seinem Mobil-Betriebssystem Windows Phone eingeführt. Sie soll einen einfachen Zugang zu allen Apps und Programmen bieten.


Windows 8 wird ARM unterstützen

Eine der wichtigsten - und vielleicht entscheidenden - Neuerungen dürfte allerdings sein, dass Microsoft sein PC-Flaggschiff erstmals fit für Prozessoren des Chip-Designers ARM macht. Über Jahrzehnte verband Microsoft eine intensiv gepflegte Partnerschaft mit dem weltgrößten Chiphersteller Intel, auf dessen x86er-Architektur das Windows-Betriebssystem optimiert war. ARM dominiert allerdings bis heute das wachsende Heer von Tablets und Smartphones. ARM-Prozessoren sind zwar nicht ganz so leistungsfähig, aber dafür besonders genügsam beim Stromverbrauch - oft ein zentrales Kriterium bei der mobilen Nutzung.

Im boomenden Tablet-Markt arbeitet Microsoft künftig auch mit dem Grafikchip-Spezialisten Nvidia zusammen, der auf dem Mobile World Congress seinen neuen Tegra-3-Prozessor präsentierte. Der Chip basiert auf der ARM-Architektur und vereint vier Rechenkerne. Ein fünfter Kern ist für die einfachen Aufgaben zuständig, die regelmäßig anfallen, aber die High-Performance-Kerne nicht unnötig auslasten sollen.

Der Schwenk von Microsoft auf die ARM-Architektur hält Bernhard Gleissner, Europachef von Nvidia, für eine gute Strategie. „Microsoft hat gerade noch rechtzeitig die Handbremse gelöst“, sagte Gleissner. Auf Tablets mit ARM-Chip werde Windows tagelang laufen. Windows selbst sei nicht der Stromkiller.

Um auf der für die ARM-Prozessoren optimierten Windows-Version keine Abstriche zu machen, ist die Bürosoftware Office auf dem Gerät vorinstalliert, sagte ein Brancheninsider. Auf den ARM-Systemen wird man ausschließlich Software aus dem kommenden Windows Store installieren können.

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona dominiert allerdings nicht Windows, sondern Googles Android-Betriebssystem. Kaum ein Stand, an dem nicht mit dessen Maskottchen, den kleinen grünen Tonnen-Männchen geworben würde. Neben Apple und Google sei aber definitiv noch genug Platz für einen Dritten im Tablet-Markt, schätzt Gleissner. „Und Microsoft hat dafür die „Killer-App“: das Office-Paket.“ Die Megaseller von Apple, iPhone und iPad, haben allerdings auch ohne das Büro-Paket von Microsoft ein Massenpublikum gefunden.

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