




Bundeskanzler Gerhard Schröder verschickte beim Messerundgang Multimedianachrichten vom Handy, AOL war der härteste Wettbewerber von T-Online, und Nokia präsentierte mit dem Slider-Handy 7650 eines der ersten Foto-Telefone für den deutschen Markt - mit einer Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten). Kanzler, Messetrends und Mobilfunkgiganten der Cebit 2002 sind längst Geschichte. Nur Windows XP, das PC-Betriebssystem, das der Softwareriese Microsoft ein gutes Vierteljahr vor Beginn der Computermesse auf den Markt gebracht hatte, das läuft auch heute noch auf rund zehn Millionen Computern alleine in Deutschland.
Und - mehr als eine Dekade nach dem Marktstart - in diesem Jahr ist der Softwaredinosaurier noch einmal ein überraschend großes Messethema. Und zwar nicht, weil Microsoft oder ein paar Liebhaber historischen Programmcodes einen unrunden Geburtstag des Softwarepakets feiern wollten. Im Gegenteil, in diesem Jahr geht es auf der Cebit darum, XP endgültig in den Ruhestand zu verabschieden.
Am 8. April, so hat es der Softwareriese aus Redmond lange schon angekündigt, ende der Support für die angejahrte Plattform, abgesehen von ein paar ausgewählten Sicherheitsaktualisierungen gibt es dann keinerlei Updates mehr, keine Patches - Softwareflicken, die Programmfehler beheben - und auch keine Hotline-Dienste für Nutzer des Programms.
Diesmal, da bleibt Microsoft eisern, werde es keine Verlängerung des Supports mehr geben, keine Gnadenfrist mehr für Nachzügler, wie sie Redmond seinen zögerlichen Kunden vor drei Jahren schon einmal eingeräumt hatte. In weniger als einem Monat ist für XP wirklich Schluss.
Soweit zumindest der Plan, für den Oliver Gürtler, der in der deutschen Microsoft Dependance da Geschäft mit der Windows-Plattform steuert, nach Kräften trommelt - und für den er auf der aktuellen Cebit vermutlich fast öfter noch von XP spricht als von der aktuellen Softwaregeneration Windows 8, beziehungsweise Windows 8.1.
Allein, die treuesten der Treuen, vielleicht auch die Unverdrossensten der Windows-Oldie-Fans sie wollen - selbst wenn inzwischen längst der Ur-Ur-Enkel von XP auf dem Markt ist - nicht von dem Alt-Windows lassen. Noch immer läuft auf geschätzt zehn Millionen PCS in Deutschland die Uralt-Software.
Und bereitet Microsoft und IT-Sicherheitsspezialisten gleichermaßen Kopfzerbrechen. Denn der Betriebssystem-Grufti ist technisch längst überholt. Ob Sicherheits- oder Programmdesign - trotz insgesamt drei mittlerweile ausgelieferter großer Servicepacks ist die Software konzeptionell schlicht komplett veraltet.