Rohstoffknappheit Fünf Schritte zur grünen Wirtschaft

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Recycling - Ein ewiger Kreis

Dieser Container wurde ohne Quelle: Reuters

Eine Touristenattraktion ist der Pollhornweg im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg nicht gerade. Zur einen Seite der Straße laufen rostige Schienen, gegenüber stehen graue, charakterlose Werkshallen. Und doch ist diese triste Kulisse Reiseziel für Straßenbauspezialisten aus der ganzen Republik. Ihre Augenmerk gilt der vergangenes Jahr frisch aufgetragenen Asphaltdecke. Die besteht zu mehr als 90 Prozent aus altem, abgefrästem Straßenbelag. Fit gemacht mit etwas Öl und Wachs können Fahrbahnen mit dem innovativen Recycling-Belag neu asphaltiert werden. Zusätzlicher Sand und Split ist kaum nötig.

Seine Recyclingmasse sei genau so haltbar wie neuer Asphalt, sagt sein Erfinder, der Hamburger Ingenieur Gerhard Riebesehl. "Dafür aber bis zu einem Drittel billiger." Mittlerweile haben auch andere Städte ihre kaputten Straßen mit der preiswerten Variante repariert.

Riebesehls Recyclingasphalt ist nur ein weiterer, kleiner Baustein einer Wirtschaft, die den größten Teil der eingesetzten Rohstoffe wiederverwertet. Weil Öl und Metalle immer teurer werden, müssen Länder wie Deutschland auf eine möglichst lückenlose Recyclingwirtschaft umstellen. Nahezu alles, was in der Produktion eingesetzt wird, muss künftig wiederverwertet werden. "Nachdem Deutschland auf dem Weg ist, sich zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie zu versorgen, sollte auch angestrebt werden, Rohstoffe zu 100 Prozent wiederzuverwerten", fordert Hans-Peter Repnik, Vorsitzender des Rats für nachhaltige Entwicklung.

Das Problem: Bislang bedeutet Recycling zu oft, dass aufbereitetes Material in minderwertigen Produkten weiterverwendet wird: Aus Asphalt werden Lärmschutzwälle aufgeschüttet und aus Handy-hüllen werden Parkbänke gegossen. Der Grund dafür ist, dass die Materialien im Produktionsprozess mit anderen Werkstoffen vermischt werden. Die zu trennen fiel der Recyclingwirtschaft lange schwer.

Neue Techniken ermöglichen genau das. Getan werden muss aber noch mehr. Damit sich Deutschland künftig mit Rohstoffen versorgen kann, müsse die Wirtschaft die Recyclingquote unterschiedlicher Materialien genau ermitteln, mahnt der Rat für nachhaltige Entwicklung.

Deutlich wird das Problem bei den sogenannten Seltenen Erden oder Indium: Obwohl die Metalle in High-Tech-Produkten wie Elektroautos, Displays und Dünnschicht-Solarmodulen unersetzlich sind, gewinnen die Verwerter bisher gerade einmal ein Prozent davon zurück.

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