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Samsung Gear Sport im Test Ist das der Apple-Watch-Killer?

Bewegung ist gesund. Das Wissen darum reicht jedoch nicht. Viele brauchen Ermunterung, etwas für die Muskeln zu tun. Kluge Mini-Computer am Arm wie die neue Samsung Gear Sport helfen dabei – und sehen zudem schick aus.

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Die Stiftung Warentest urteilt: „Schwerer, dicker Allrounder, optimal mit Android-Smartphones.“ Es funktioniert aber auch alles gut mit einem Apple-Handy, wie unser Test ergab.

Düsseldorf Das überraschendste Erlebnis mit der Samsung Gear Sport hatte ich im Garten beim Heckeschneiden. Nach ungefähr fünf Minuten schaltet sich das Gerät plötzlich ein und sagt mir: „Weiter so!“. Der Mini-Computer in der Smartwatch hat meine ständigen Schneidebewegungen als „Workout“ erkannt und entsprechend erfasst – ich bin geschmeichelt.

Ähnlich ging es mir beim Radfahren. Zuerst habe ich die Uhr vor dem Start noch eingeschaltet, was schnell geht: Den Drehring bewegen, drei Mal auf das Display tippen und schon kann es losgehen. In einem anderen Fall habe ich das jedoch vergessen. Die Uhr hat allerdings „mitgedacht“ und zeigt mir nach circa fünf Minuten an, wie viel Strecke ich schon zurückgelegt habe.

Klar, dass die Uhr auch Laufbewegungen automatisch erkennt und entsprechend einordnet. Umgekehrt funktioniert das Prinzip aber auch: Wenn mein linker Arm eine Stunde relativ ruhig war, weil ich im Büro am Computer gearbeitet habe, forderte mich die Uhr auf, doch mal wieder etwas Bewegung einzustreuen.

Ich folgte der Aufforderung und wurde dafür umgehend gelobt. Moderne Technik macht es möglich und hilft sogar im Büro, aus dem Alltagstrott für ein paar Minuten auszubrechen. Nahezu jegliche sportliche Aktivität lässt sich mit dieser Uhr erfassen, eine Menge Sportarten sind voreingestellt. Und wenn eine fehlt, wie etwa Badminton, kann man sie über eine Handy-App rasch hochladen.

Die Samsung-Smartwatch wird zwar über das Thema Sport verkauft, doch sie ist kein reines Trainingsgerät, sondern ein Lifestyle-Produkt. Die Uhr schlummert vor sich hin und ist bei einer Arm- oder Handgelenkbewegung sofort aktiv. Sie sieht schon ausgeschaltet schick aus und kann optisch über rund ein Dutzend voreingestellte Ziffernblätter jederzeit in einen neuen Look versetzt werden.

Über die Verbindung zum Handy ist das Gerät auch für viele Kommunikationsformen nutzbar. Nachrichten laufen auf der Uhr ein, Anrufe werden angezeigt, Sprachnachrichten können verfasst werden. Auf Knopfdruck kann auch der Musikplayer des Handys ein- und ausgeschaltet werden. Man muss das Handy also nicht mehr aus der Tasche nehmen, um Musik zu hören.


Der Akku ist die Schwachstelle

Das ist alles schick und angenehm, hat aber auch einen Nachteil: Je stärker und je öfter das Gerät genutzt wird, je mehr es mit dem Handy über Bluetooth oder W-Lan kommuniziert, um so schneller ist der Akku - der laut Hersteller bis zu sechs Tage halten kann – leer. Wer am Anfang noch denkt, tagelang ohne Aufladung auszukommen, wird schnell eines Besseren belehrt. Bei gut zehn Prozent Restakku will das Gadget sich dann automatisch in den Sparmodus versetzen lassen. Folgt man dem Rat, funktioniert wenigstens die Uhr noch. Doch alles, was in größerem Umfang Energie erfordert, ist zunächst einmal abgeschaltet. Nutzt man es wieder, dann am besten nur für kurze Zeit.

Besonders viel Energie hat in unserem Test offenbar die Messung des Pulses gefressen. Zeitweise blinkte das Gerät auf der Rückseite ständig und ließ sich auch gar nicht ausschalten. Erst ein Neustart beendete diesen Dauermodus im Test. Vielleicht gibt es andere Möglichkeiten, das Problem zu lösen, doch im Test fiel mir spontan keine bessere ein. Und die Anleitung hatte ich nicht zur Hand.

Natürlich ist es interessant, ständig den Puls zu kontrollieren. Wenn ich mit meiner Laufuhr von Garmin unterwegs bin, nutze ich einen eher unbequemen Gurt dafür. Wesentlich angenehmer ist es, dies über die Uhr am Handgelenk selbst zu messen. Die Uhr wertet die Pulsaktivität über den ganzen Tag aus und zeigt dies in Statistiken.

Diese Zahlen kann man natürlich – wie üblich – mit Apps auf dem Handy synchronisieren. Unpraktisch fand ich, dass ich bei dieser Uhr mindestens zwei Apps dafür brauche. Abgesehen davon bleibt das Datenschutzproblem, auf das die Stiftung Warentest zuletzt in ihrem großen Test von Fitness-Armbändern und Sportuhren hingewiesen hat.

Das Fazit der Warentester: Die Hilfsgeräte für Sportler bieten zwar coole Technik, aber „Kundenrechte von gestern“. Das Problem: Die Anbieter lassen sich im Kleingedruckten zum Beispiel genehmigen, dass sie die Daten der Nutzer an Drittfirmen weitergeben dürfen und verlangen auch schon mal genaue Kontaktinformationen von Freunden.


Die Uhr zieht neidische Blicke auf sich

Fazit unseres Tests: Es macht Spaß mit solch einer klugen Uhr durch Stadt und Land zu laufen. In dem zweiwöchigen Test habe ich nur einen Bruchteil der Möglichkeiten gecheckt. Geschwommen bin ich damit gar nicht, Bilder habe ich keine in den Speicher der Uhr geladen, und auch Sprachnachrichten habe ich nicht verschickt.

Die Möglichkeiten, die in zahlreichen Apps schlummern, habe ich nicht einmal annähernd erforscht. Schließlich ging es mir hauptsächlich um den Sport. Geeignet finde ich die Uhr für alle, denen es um mehr Bewegung geht. Für einen 10-Kilometer-Lauf würde ich dagegen lieber weiter meine Garmin-Laufuhr verwenden.

Doch ohne Zweifel zieht die Samsung Gear Sport im Büro oder in der Kneipe neidische Blicke anderer viel eher auf sich als meine eher einfach gestrickte Garmin-Laufuhr. Die Samsung ist in vielen Lebenssituationen nutzbar und erfasst sogar sportliche Aktivitäten, die mir bisher gar nicht so bewusst waren, wie zum Beispiel das Heckeschneiden. Das alles sind Vorteile, die weit über den Sport hinausgehen und rechtfertigen für manchen Lifestyle-Sportler am Ende sicher auch den stolzen Preis von 349 Euro.

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