
In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Oliver Kaczmarek bestätigt das Auswärtige Amt, dass es eine erneute Umstellung der Arbeitsplatzrechner von quelloffenen Systemen auf proprietäre Software plant. Staatssekretärin Cornelia Pieper bestätigte auf eine direkte Frage des Abgeordneten Konstantin von Notz von den Grünen im Bundestag die Umstellung ebenfalls.
Als Grund nennt das Ministerium hohe Ausgaben für die Treiberentwicklung und Probleme bei der Softwarekompatibilität zu anderen Ressorts, darunter dem Bundesministerium für Finanzen. Zusätzlich sollen zahlreiche Beschwerden durch Mitarbeiter eine Rolle gespielt haben. Die damalige rot-grüne Regierung hatte die Umstellung auf freie Software 2002 in Auftrag gegeben.
Ganz will das Ministerium allerdings nicht auf freie Software verzichten: Die Serverinfrastruktur soll mit Open-Source-Software (OSS) weitgehend virtualisiert werden. Zusätzlich sollen bei der Netzwerktechnik und im Bereich Back-Office weiter quelloffene Anwendungen eingesetzt werden.
Die Mehrkosten für die Umstellung seien zu vernachlässigen, heißt es aus Außenminister Guido Westerwelles Ressort. Noch 2007 galt das Auswärtige Amt als sparsamstes Ministerium im IT-Bereich. Im letzten Jahr gab das Außenministerium insgesamt 14,5 Millionen Euro für die IT aus, die sich bei 6.900 festen Mitarbeitern auf etwa 2.000 Euro pro Mitarbeiter umrechnen. Das Finanzministerium veranschlagt hingegen pro Mitarbeiter 93.000 Euro. Die Anpassung an die im Finanzministerium verwendete Software für die Personalverwaltung ist indes ein weiterer Grund für die geplante Umstellung.
Clients sollen zurück zu Windows
Laut Auswärtigem Amt wurde "beim Einsatz von quelloffener Software vielfach Kritik in Bezug auf Bedienerfreundlichkeit und fehlende Funktionalität" geäußert. Im Rahmen eines Mitte 2010 gestarteten Modernisierungsprozesses soll auch die IT-Strategie erneuert werden, so das Auswärtige Amt. "Nicht das technisch Machbare, sondern das für den Nutzer zur Erfüllung seiner Aufgaben Notwendige gibt das Maß für die IT-Entwicklung vor." Die Mehrkosten für Schulungen bei der Umstellung auf Linux seien höher als erwartet ausgefallen.
Zudem habe es "sich jedoch gezeigt, dass Aufwendungen für Anpassungen und Erweiterungen durch selten bereits vorhandene Treiber und Schnittstellen höher sind als beim Einsatz von weit verbreiteten proprietären Produkten (Standardsoftware)."
Hier setzt auch Kaczmareks Kritik an: Er stolpert über die Formulierung "Standardsoftware" im Zusammenhang mit proprietärer Software und fragt, ob die Bundesregierung hier einen "unscharfen Begriff" verwendet oder tatsächlich proprietäre Software als Standardsoftware bezeichnet. Zusätzlich wirft er die Frage auf, inwieweit die IT-Sicherheit durch die Umstellung auf Windows gefährdet sei, zumal das Auswärtige Amt weltweit vernetzt ist.
Seltsam auch, dass ausgerechnet das Auswärtige Amt unter der Leitung des FDP-Politikers Westerwelle die Umstellung zu Windows forciert: Im Koalitionsvertrag hatte seine Partei 2009 noch festgelegt, dass geprüft werden soll, wie "die IT des Bundes sich zukünftig an offenen Standards orientieren und dabei auch Open-Source-Lösungen berücksichtigen" könne.