Stammzellforschung Hwang bestreitet Fälschungsvorwürfe

Der in einen Fälschungsskandal verwickelte südkoreanische Klonforscher Hwang Woo Suk sieht sich als Opfer eines Komplotts. Er bestreite, seine als bahnbrechend gefeierte Studie über geklonte, maßgeschneiderte Stammzellen für Patienten gefälscht zu haben, berichtete am Samstag die buddhistische Zeitung „Beopbo“.

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HB SEOUL. Nach Hwangs Überzeugung seien die Stammzellen in seinem Labor absichtlich vertauscht worden. Er bekräftigte, über die Technik zum Klonen patientenspezifischer embryonaler Stammzellen zu verfügen. Eine Untersuchungskommission der Seouler Nationaluniversität war zuvor zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich bei der im Mai 2005 veröffentlichten Stammzellen-Studie Hwangs um eine komplette Fälschung handelte. Das hätten DNA-Proben ergeben. Hwangs Team sei den Nachweis schuldig geblieben, überhaupt jemals genetisch identische Kopien embryonaler Stammzellen mit dem Erbgut kranker Menschen geschaffen zu haben. Hwang hatte seine Abhandlung im US- Fachjournal „Science“ veröffentlicht. Der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Ernst- Ludwig Winnacker, empfahl Fachjournalen wie „Science“, Lehren aus dem Fall zu ziehen. Sie sollten „nicht nur Plausibilitätskontrollen durchführen, sondern müssen die Ergebnisse überprüfen lassen“, sagte er dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Winnacker hält das therapeutische Klonen, wie Hwang es verfolgte, für einen „Irrweg“. Die Erfolgsquote sei für eine Anwendung am Menschen nicht akzeptabel. „Das Verhältnis zwischen geglückten und misslungenen Versuchen hat sich seit der Erschaffung von Klonschaf Dolly im Jahr 1996 nicht verändert, liegt immer noch bei weit unter eins zu 100“, sagte Winnacker laut „Focus“. Er setzte sich für den Aufbau eines weltweiten Depots mit 200 bis 300 verschiedenen Stammzelllinien ein, aus dem sich die Forscher bedienen könnten. „Dieser Bestand würde wahrscheinlich genügen, um für 90 Prozent der Bevölkerung immunologisch verträgliches Ersatzgewebe gewinnen zu können“, sagte der DFG-Präsident. Nach dem Willen von Klonforscher Hwang sollten in seinem Fall die Staatsanwälte eingeschaltet werden. „Sobald die Staatsanwaltschaft zu ermitteln beginnt, wird sie es (die Vertauschungen) innerhalb von zwei Tagen herausfinden“, zitierte die Zeitung „Beopbo“ Hwang. „Ich denke, jemand hat dies seit langem konkret geplant.“ Er könne das Verfahren zur Herstellung maßgeschneiderter Stammzellen jederzeit wiederholen. Allerdings könne er nun nicht mehr sein Labor in der Seouler Universität benutzen. Der Fall Hwang gilt als einer der größten Wissenschaftsskandale der vergangenen Jahre. Hwang war bereits im November nach Kritik an der Beschaffung von umstrittenen Eizellspenden für seine Forschung von allen öffentlichen Ämtern zurückgetreten.

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