Strom sparen Gezielte Kühlung für Computer

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Ohnehin arbeiten die Rechner – egal, ob normaler PC oder Hochleistungsserver – „erschreckend ineffizient“, moniert Google-Manager Urs Hölzle. „30 bis 50 Prozent des Strombedarfs werden gar nicht in Prozessoren und Speicherchips für Rechenleistung genutzt, sondern verschwinden ungenutzt als Abwärme.“ Der PC als Heizlüfter – in Unternehmen wird das zum Problem. „Mittlerweile kommt in vielen Rechenzentren auf jedes Kilowatt für den Rechnerbetrieb mindestens ein Kilowatt für die Klimatisierung“, sagt HP-Manager Hans Wendschlag, in Europa für den energieeffizienten IT-Betrieb verantwortlich. „Jede Kilowattstunde, die der Rechner weniger verbraucht, spare ich auch bei der Kühlung ein.“ Die Liste mit Einsparideen ist lang. Die Branche verabschiedet sich von dem Konzept, mehr Rechenleistung durch immer schnellere Prozessoren zu erreichen. „Noch schnellere Chips werden hauptsächlich eines: heißer“, sagt Donatus Schmid, Marketingchef von Sun Microsystems in Deutschland. Das ist unsinnig, weil die übrigen Computer-Komponenten mit der enormen Geschwindigkeit der Hochleistungsprozessoren gar nicht mehr mitkommen. Schmid: „Das ist, als würde man mit einem Ferrari in der Innenstadt ständig von roter Ampel zu roter Ampel rasen.“ Statt auf mehr Tempo setzen Sun, AMD oder Intel bei ihren Prozessoren auf mehrere Rechenkerne. Statt Rechenschritt für Rechenschritt nacheinander abzuarbeiten, erledigen die neuen Multi-Core-Chips die Aufgaben in parallelen Arbeitsgängen. Obwohl mit 1,2 Gigahertz Taktrate nominell deutlich langsamer, lässt die aktuelle Generation von Suns Mehrkernchips die teils mehr als vier Gigahertz schnellen PC-Prozessoren klassischer Bauart alt aussehen. Schmid: „Unsere aktuellen Chips können 32 Programmschritte parallel erledigen, bald schon werden es Hunderte von Parallelprozessen sein – bei weit geringerem Stromverbrauch als heute.“ Neue Software, die Arbeit intelligent auf die Kerne verteilt, spart zusätzlich Strom. „Sie reduziert die Zahl der erforderlichen Rechenschritte beim Zugriff auf die Web-Seiten unserer Kunden um 75 bis 90 Prozent“, freut sich Strato-Chef Schmidt. Dem Zwang zum Sparen werden nicht nur die Einzelprozessoren zum Opfer fallen, sondern auch ein Großteil der PCs in den Rechenzentren. „Über Jahre haben Fachabteilungen für jede neue Anwendung – egal, ob Buchhaltung, Intranet, Kunden- oder Mitarbeiterverwaltung – eigene Computer installiert, unabhängig davon, ob dafür überhaupt ein eigenständiger Rechner nötig war“, kritisiert IBM-Umweltexperte Weeren. „Jetzt finden sich in den Schränken Tausende PCs und Server, die nur zu zehn Prozent ausgelastet sind, aber den vollen Strom verbrauchen.“

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