Superjet-Konzept ZEHST EADS träumt von neuer Concorde

Paris-Tokio in nur zweieinhalb Stunden? Auf der Pariser Airshow macht EADS mit der Studie eines neuen Überschallfliegers auf sich aufmerksam. Gegenüber der Concorde hat der Jet einen großen Vorteil.

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Konzeptstudie von EADS, Arbeitstitel: ZEHST: Quelle: handelsblatt.com

Die Forscher des EADS-Konzerns arbeiten an einem neuen Überschalljet für den Passagiertransport. Eine Konzept-Modell stellt der Konzern auf der Pariser Airshow vor, die am Montag ihre Pforten öffnet. Mit dem neuen Superjet sollen Reisende von Paris nach Tokio in nur zweieinhalb Stunden fliegen können. Gegenüber des legendären Überschalljet Concorde soll der neue EADS-Superflieger aber einen entscheidenden Vorteil bieten.

„Dank neuer Treibstoffe wie Wasserstoff wollen wir die Umweltbelastung so gering wie möglich halten“, erklärte EADS-Forschungs-Chef Jean J. Botti auf dem EADS-Medienseminar in Paris. Das Projekt hört daher auf den etwas sperrigen Namen ZEHST (Zero Emission High Supersonic Transport). Optisch erinnert das neue Superflugzeug stark an die Concorde, die EADS Vorläufer Sud Aviation baute.

„Das zeigt, dass damals schon die Aeodynamik sehr fortschrittlich war“, so Botti. Doch das soll die einzige Ähnlichkeit mit der Concorde sein, die aufgrund ihres hohen Spritverbrauchs und ihrer geringen Passagierkapazität den Betreibern Air France und British Airways nur Verluste einbrachte.

Der neue Überschalljet der EADS soll die vierfache Schallgeschwindigkeit erreichen, in 32 Kilometer Höhe fliegen mit drei verschiedenen Triebwerken angetrieben werden.

In der Startphase soll der Jet von zwei normalen Strahlturbinen-Triebwerken bis auf fünf Kilometer Höhe getragen werden. Das Flugzeug kann damit von jedem normalen Flughafen starten, so Botti. Die Triebwerke werden dabei mit Biotreibstoff betrieben, um die Umweltbelastung zu verringern.

Anschließend werden zwei Booster-Raketen mit Flüssigwasserstoff bzw. Flüssigsauerstoffantrieb gezündet, wie sie bei der Ariane zum Einsatz kommen. Sie beschleunigen den Jet bis auf Mach 2,5 (rund zweieinhalbfache Schallgeschwindigkeit), das Flugzeug steigt dabei auf 23 Kilometer Höhe auf.

Anspruchsvolle Raketentechnik

Ab dieser Höhe werden dann sogenannte Staustrahl-Düsen gezündet, die das Flugzeug auf Mach 4 und 32 Kilometer Höhe tragen. Diese Triebwerkstechnik wird bisher nur bei Raketen praktisch angewendet, ihr Bau gilt als sehr anspruchsvoll.

Bei einer klassischen Düse wird die Luft durch das Schaufelrad komprimiert. Bei einer Staustrahldüse wird dazu die Strömungsgeschwindigkeit der Luft genutzt. Daher funktionieren diese Triebwerke nur bei sehr hoher Geschwindigkeit.

Vereinfacht ausgedrückt strömt bei dieser Art Triebwerk die Luft in Überschallgeschwindigkeit in der Triebwerk ein. Durch einen besonders geformten Konus wird der Luftstrom im Triebwerk verlangsamt, der Druck und die Temperatur der Luft steigen. In die komprimierte und erhitzte Luft wird der Treibstoff injiziert, das Gemisch entzündet sich von selbst und sorgt somit für Schub.

Da solch ein Triebwerk weniger bewegliche Teile als eine klassische Düse hat, gilt es als weniger anfällig, zudem können verschiedene Treibstoffe verwendet werden.  Bei Flugzeugen wurde diese Art von Triebwerken nur bei Prototypen verwendet, wie der X-43 der NASA.

Im Sinkflug werden Triebwerke dann wieder abgeschaltet, vor der Landung in 10 Kilometer Höhe zünden die Strahlturbinen-Triebwerke, damit der Jet Ausweichmanöver fliegen kann.

„Für Reisende unterscheidet sich der Flug überhaupt nicht von einer Reise in einem herkömmlichen Flugzeug, nur beim Steigflug spüren sie Beschleunigungskräfte, die aber nicht das 1,2fache des eigenen Körpergewichts übersteigen“, verspricht EADS-Forschungschef Botti.

Das Projekt soll keine Science-Fiction bleiben. Die Studie wird von der französischen Agentur für zivile Luftfahrt DGAC co-finanziert. Wie es in Paris heißt, hat der Staat 40 Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Auch die japansiche Luftfahrtindustrie ist mit von der Partie.

Nach 2020 könnte ein Prototyp fertig sein. Sollte es einen Markt für einen Überschalljet geben, könnte die Concorde des 21. Jahrhunderts im Jahr 2050 in Betrieb gehen.  Wenn bis dahin nicht jemand das Beamen erfunden hat.

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