Test Sparsam, leise, ökofreundlich: Der Elektroroller E-max

Sparsam, leise und völlig abgasfrei fährt der Elektroroller E-max. Im Stadtverkehr ist der 45 km/h schnelle Zweisitzer aus Bayern eine echte Alternative, findet WirtschaftsWoche-Redakteur Dieter Dürand – trotz einiger Schwächen im Detail.

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E-Max Elektroroller

Niemand guckt! Nein, Aufsehen erregt dieser Roller trotz seiner fortschrittlichen Technik nicht. Dabei müsste sich doch wenigstens mal ein Fußgänger erschrecken, wenn ich fast lautlos an ihm vorbeiflitze, weil ihn kein knatternder Auspuff vorwarnt. Doch auch nach drei Runden durch einen Vorort von Köln hat niemand den Hals nach meinem Gefährt gereckt – die Revolution auf zwei Rädern bleibt unbeachtet. Einzig ein Vespa-Fahrer hat an der Ampel kurz verwundert aufgeblickt, als ich ihm bei Grün gleich ein paar Meter abnahm. Mit solch einem flotten Start meines Elektro-Scooters hatte er offenbar nicht gerechnet, als er neben mir provokativ am Gasgriff seines Zweitakters drehte.

Dabei hat der erste vollwertige 50-ccm-Roller mit Elektroantrieb auf Deutschlands Straßen Aufmerksamkeit verdient. Nicht nur wegen der für seine Klasse außergewöhnlichen Geschwindigkeit, mit der der 5,1 PS leistende 4000-Watt-Elektromotor in der Hinterrad-Nabe den Öko-Zweisitzer beschleunigt. Extra-Kraft liefert ein sogenannter Booster, der auf Knopfdruck kurzfristig zusätzliche Kraft aufs Antriebsrad lenkt. Hoch geht’s bis auf Tempo 50, natürlich ohne zu schalten, denn der E-max hat weder Getriebe, Kupplung noch Kette. Dann drosselt die elektronische Steuerung den Motor auf die zulässigen 45 km/h. Das ist anfangs irritierend, weil es sich bei Vollgas wie eine Zwangsbremsung anfühlt. Auch auf freier Strecke muss man den Gaszug ab und an wieder anziehen, um nicht im Tempo abzufallen. „Würden die Silizium-Batterien die ganze Zeit volle Leistung abgeben, wären sie zu schnell leer“, erläutert der bayrische E-max-Entwickler Thomas Grübel.

Nur 35 Kilometer bei vollem Tempo

Im Sparbetrieb fährt mein E-max 90 S (2995 Euro) gut 50 Kilometer weit, bis er an die Steckdose muss. Eine größere Batterie im Modell 110 S (3295 Euro) erhöht die Reichweite laut Hersteller auf bis zu 90 Kilometer. Wirklich Spaß macht das Fahren im Schleichmodus allerdings nicht – schon die Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometern die Stunde ist zu wenig, um im Stadtverkehr mitzuschwimmen.

Dauernd drängen sich Autos an mir vorbei, denen ich zu langsam bin. Aber das ist natürlich ein Problem aller Zweiräder dieser Klasse, die steuerfrei und mit dem kleinen Versicherungskennzeichen unterwegs sein dürfen. Also hole ich meist die Höchstleistung aus dem Öko-Roller heraus – und dann macht er schon nach gut 35 Kilometern schlapp. Eine Lithium-Ionen-Batterie könnte die Reichweite erhöhen. Jörg Müller, Marketingleiter der SAP System Auto Parts in Weiden, die den E-max exklusiv in Deutschland vertreibt, winkt ab: „Dann würde er 4500 Euro kosten und wäre unverkäuflich.“

Fan geworden

Nun, im täglichen Stadtverkehr reichen die 35 Kilometer für gewöhnlich aus, und nach drei Stunden Ladezeit ist der Roller wieder startbereit. Mit einem Verbrauch von 50 Cent auf 100 Kilometer ist das elektrische Sparmobil unschlagbar billig. Ein Scooter mit Verbrennungsmotor schluckt auf diese Distanz mindestens drei Liter einer Öl-Benzin-Mischung, das würde an der Tankstelle rund vier Euro kosten. Gut zupackende Scheibenbremsen, eine komfortable Federung und eine gute Straßenlage runden den positiven Eindruck ab. Eine LCD-Anzeige unter dem Analog-Tacho informiert über den aktuellen Ladezustand der Batterie. Einziger Wermuts-tropfen: Die Rückspiegel stehen so eng beieinander, dass große Fahrer Probleme haben, an ihren breiten Schultern vorbei den rückwärtigen Verkehr zu beobachten.

Mit seinem gefälligen Design und zwei kleinen runden Scheinwerfern als Blickfang unterscheidet sich der in China zusammengebaute E-max kaum von einem Roller aus Italien. Der Roller ist in Weiß, Silber- und Blaumetallic zu haben. Der einwöchige Testbetrieb hat mich zum Fan gemacht: preiswert, sauber, lautlos. Beim Warten an der Ampel hört man sogar die Vögel zwitschern. Aber nur, wenn kein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor danebensteht.

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