Trinkwassergewinnung Der Markt für Wasseraufbereitung boomt

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Simpler Kunststoffkegel zur Trinkwasseraufbereitung Quelle: Siemens

Der salzlose Dampf kondensiert zu Trinkwasser, das aufgefangen wird. Forscher am Solar-Institut Jülich und am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg arbeiten daran, die Sonne für die benötigte Wärme anzuzapfen, um die Betriebskosten deutlich zu senken. Zu den größten Anlagen dieser Art gehört Midisal in Jordanien. Das vom Münchner Unternehmen Tinox entwickelte System liefert täglich 5000 Liter.

In ärmeren Ländern sind radikal preiswertere und weniger energieabhängige Lösungen gefragt. Für Peter Gleick, Präsident des Pacific Institute in den USA, einer Denkfabrik für Fragen der Wasserversorgung, ist es keine Frage, dass sie gefunden werden. „Mit moderaten Investitionen und Gehirnschmalz lassen sich die Probleme lösen.“ Gleick rechnet vor, dass die Welt jährlich 300 Milliarden Dollar an Hilfen für die Landwirtschaft zahlt. Dagegen stünden für Trink- und Abwasserprojekte nur ganze drei Milliarden Dollar pro Jahr bereit. „Dabei genügten jährliche Investitionen von 10 bis 20 Milliarden Dollar, um die gesamte Weltbevölkerung mit sauberem Trinkwasser zu versorgen“, ärgert sich Gleick. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von einem Bedarf von 79 Milliarden Euro pro Jahr bis 2014 aus.

Die EDI Exploration Drilling International aus dem westfälischen Haltern hat eine solche Technik entwickelt, mit der sich wasserführende Schichten noch in großen Tiefen per Bohrung ohne allzu großen Kosten- und Zeitaufwand anzapfen lassen. In Namibia war der Fluid Finder bereits erfolgreich im Einsatz. Derzeit lässt Coca-Cola mithilfe der Innovation in Pakistan nach geeignetem Rohwasser für die Getränkeproduktion suchen.

"SafeDrink" speziell für Entwicklungsländer

Der Wasserspezialist Hans Huber bietet mit SafeDrink speziell für Entwicklungsländer konzipierte Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen an. Sie sind genauso aufgebaut wie hierzulande, jedoch kleiner und einfacher zu bedienen. Für Kleinsiedlungen wäre SafeDrink allerdings überdimensioniert. Hier bietet sich Siemens’ Safe Water Kiosk an. Am Gona-Stausee in Kenia haben die Münchner eine der leistungsfähigen Kleinanlagen zur Wasseraufbereitung installiert, aus denen die Dorfbewohner Trinkwasser höchster Qualität beziehen.

Das Wasser des Sees wird durch feinste Filter gepresst, die alles zurückhalten, was größer ist als 0,1 Mikrometer. Nicht einmal Krankheitskeime schlüpfen durch. Die Pumpe, die das Wasser transportiert, wird von einem schlichten Windrad angetrieben. Der SkyHydrant, wie Siemens die Filteranlage nennt, produziert täglich mindestens 10.000 Liter. Die Kosten liegen bei ganzen 20 Euro-Cent pro Jahr und Nutzer. Seit die Anlage in Betrieb ist, leiden die Dorfbewohner kaum noch an Durchfall, Cholera und Typhus.

Eine noch preiswertere Alternative hat Stephan Augustin gefunden, im Hauptberuf Designer bei BMW: einen Kunststoffkegel, unter dem Salz oder Schmutzwasser verdunstet, sobald Sonnenlicht darauf fällt. Das Reinwasser kondensiert an der Innenseite des Kegels und fließt von dort in eine Auffangrinne. Bis zu 1,7 Liter Trinkwasser lassen sich so pro Tag und Anlage gewinnen. Tinox in München will noch dieses Jahr mit der Serienproduktion der einfachen Aufbereitungsanlage beginnen. Der Watercone soll weniger als 20 Dollar kosten.

Wie wirkungsvoll solche Kleinhilfen sind, zeigt eine Berechnung der Weltbank. Jeder in sauberes Trinkwasser investierte Euro erspart danach neun Euro an volkswirtschaftlichen, krankheitsbedingten und ökologischen Folgekosten.

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