Altgeräterecycling Wohin mit all dem Elektroschrott?

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Wohin mit Mixer, Fön und Toaster?

Bisher lag der übliche Gerätezyklus im Handysegment bei zwei Jahren, danach erhalten Vertragskunden meist ein neues Gerät. Ein Grund hierfür sind die immer schnelleren Innovationen im Technikbereich sowie die Abnutzung von Bauteilen wie Akkus.

Nun hat Vodafone diesen Zyklus im April weiter verkürzt: Mit Nextphone können Kunden jedes Jahr ein neues Gerät erhalten.

Hinzu kommt: Nur wenige geben ihre Altgeräte nach dem Ausmustern in die Verwertung. Dabei könnten viele Rohstoffe wieder verwertet werden. Ein Beispiel: In einer Tonne Handyschrott stecken bis zu 300 Gramm Gold – bares Geld, das oft auf den Müllkippen landet.

Schwieriger wird es bei der Rückgewinnung sogenannter Seltener Erden, die unter anderem für die Herstellung von Displays und Akkus benötigt werden. Wissenschaftlerin Kerstin Kuchta vom Fachbereich Umwelttechnik und Energiewirtschaft der TU Hamburg-Harburg schätzt, dass diese sich in spätestens fünf bis zehn Jahren in großem Stil zurückgewinnen lassen. „Die Erkenntnis, dass diese Rohstoffe knapp und kostbar sind, ist in der Industrie angekommen“ so Kuchta.

In welchen Produkten Seltene Erden eingesetzt werden und was sie kosten

Die Bundesregierung steht hinter den EU-Plänen und hat die Erhöhung der Sammelmengen sogar im aktuellen Koalitionsvertrag festgehalten. Doch erst einmal müsste die Rückgabe von Altgeräten vereinfacht werden: Geräte wie elektrische Zahnbürsten oder Mixer müssen nach dem Elektrogesetz, genau wie Fernseher oder Waschmaschinen, zum lokalen Wertstoffhof gebracht werden. Die Abgabe ist kostenlos, viele kommunale Wertstoffhöfe liegen aber außerhalb der Städte und sind ohne Auto kaum zu erreichen. Ein Grund dafür, dass sich viele Konsumenten diesen Weg sparen und die Geräte in den normalen Hausmüll werfen.

Die Grafik zeigt das Elektroschrott-Aufkommen in ausgewählten europäischen Ländern 2012 in kg pro Einwohner.

Insellösung Wertstofftonne

Einige Kommunen wie Bochum oder Dortmund setzen auf die kombinierte Wertstofftonne. Darin dürfen neben Kunststoffen und Metallen auch Elektrokleingeräte landen. Das senkt die Hürde für den Verbraucher - und führt dem Stoffkreislauf wichtige Rohstoffe zurück.

Die EU will außerdem die Einzelhändler dafür verantwortlich machen, Elektroschrott anzunehmen - um ihn danach ordnungsgemäß zu entsorgen. Ähnlich wie bei der Rücknahme alter Batterien sollen Konsumenten ihre Geräte bei jedem beliebigen Händler abgeben.

Einen entsprechenden Gesetzentwurf des Bundesumweltministeriums gibt es seit März, große Elektronikmärkte ab 400 Quadratmetern Fläche sollen Elektrokleingeräte auch ohne Kauf zurücknehmen. Die Händler befürchten aber mehr bürokratische Belastung - da jedes Gerät den Behörden gemeldet werden muss.

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