Atommülllager Die Illusion einer sauberen Lösung

Seite 5/5

Drei Jahrzehnte Rechtsstreit um Konrad

Nicht die

Prinzipiell geeignet für solch schwach- bis mittelradioaktiven Müll wäre der Schacht Konrad in Salzgitter. Er soll sämtliche Abfälle dieser Art aufnehmen, die bisher in Deutschland angefallen sind und in Zwischenlagern ruhen, derzeit knapp 100.000 Kubikmeter. Bis zum Jahr 2080 sollen es insgesamt 250.000 Kubikmeter werden, Konrad könnte mit seiner Kapazität (300.000 Kubikmeter) noch etwas länger allen üblichen Strahlenmüll aufnehmen. Die Mengen aus der Asse aber wären klar zu viel.

Durch alle Instanzen

Fast drei Jahrzehnte – von 1975 bis 2007 – hat es gedauert, bis die Genehmigung für Konrad durch alle Instanzen gepaukt war. Eine vergleichbare Dauer würde den Asse-Planern weitere Probleme bereiten: Frisch geborgene Abfälle "sind nur über mehrere Jahre lagerfähig, wenn sie neu konditioniert werden", stellt die ESK fest. Andernfalls wären sie "sicherheitstechnisch eine Gefährdung". Die Art der Verpackung hängt wiederum vom Endlager ab. Ohne Gewissheit über das Endlager lässt sich also keine adäquate Anlage planen.

Zwei Paar Schuhe

Solche Endlosschlaufen machen nachvollziehbar, warum das BfS und Politiker nach Beschleunigung rufen. Doch weder ist eine Aufweichung des Atomgesetzes realistisch noch ein rascher Endlager-Konsens. Derweil sickert weiter Wasser in die Asse, und die geologische Uhr eines Gruben-GAUs tickt. Daher forderten die BfS-Experten in ihrem Memorandum vom November, "bereits jetzt alle fachlichen und kommunikativen Vorbereitungen für eine Aufgabe des Projekts 'Rückholung' zu treffen".

Doch das technisch Sinnvolle und das politisch Machbare sind zwei Paar Schuhe. Das bekam Ende 2011 auch der damalige niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) zu spüren, als er eine Rückholung infrage stellte. Man solle besser den Schacht mit Beton verfüllen und so weit wie möglich abdichten – seine Experten hätten ihm das schon immer gesagt. Wutbürger schäumten gegen den "Verräter", er gebe die ganze Region auf.

Sanders Nachfolger Stefan Birkner (FDP) sprach am vergangenen Freitag im Bundestag wieder vom "Ziel der Rückholung aller Abfälle aus der Asse". Applaus. Dann fügte er hinzu: "Ob und inwieweit dies tatsächlich möglich ist, muss schnellstmöglich geklärt werden." Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) indes schwieg.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%