Deutsche Atomgeschichte 50 Jahre Atomkraft - eine Bilanz

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Subventionierte Branche

Energiewende: Woher kommt der Strom 2020?
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Dennoch blieb die von den Stromkonzernen erhoffte langfristige Erfolgsgeschichte aus: Nach zwei schweren Unfällen in den 1970er Jahren mit zwei Toten und einem wirtschaftlichen Totalschaden wurde Block A in Gundremmingen wieder zurückgebaut. An dem Standort wurden 1984 Block B und C in Betrieb genommen. Schon 1961 war im Freistaat das erste deutsche AKW ans Netz gegangen. Im unterfränkischen Karlstein (Landkreis Aschaffenburg) wurde der erste Atomstrom produziert. Das Versuchskraftwerk Kahl arbeitete mit einer 16-Megawatt-Anlage. Es diente vor allem dazu, Erfahrungen mit der Technik zu sammeln und Personal zu schulen.

Bis heute wurde Kernenergie laut einer Greenpeace-Studie mit weit über 100 Milliarden Euro subventioniert - das von der Energiewirtschaft unterstützte Deutsche Atomforum hingegen hält das für völlig überzogen und geht von weniger als 20 Milliarden Euro aus. Das Forum argumentiert damit, dass mit den Atommeilern Jahrzehnte lang günstiger Strom ohne den Ausstoß von Kohlendioxid gewonnen werden konnte.

Blutige Proteste und Milliarden für Wackersdorf

Da in Bayern Atomstrom in dem halben Jahrhundert besonders gefördert wurde, gab es im Freistaat auch turbulente Zeiten. Denn die Atomkraft spaltete die Bevölkerung: Die einen kämpften mit aller Macht dagegen und fürchten Unfälle und Umweltkatastrophen. Die anderen sahen darin die Schaffung sicherer Arbeitsplätze, verbunden auch mit der Ansiedelung weiterer Industrie. 50 Jahre Atomkraft in Bayern - das ist daher auch die Geschichte von missglückten Projekten. Dazu gehört insbesondere der geplante Bau der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) im oberpfälzischen Wackersdorf. Es gab erbitterte Proteste der Bevölkerung, zunächst friedliche. Doch nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 eskalierte die Situation. Bei blutigen Krawallen am Bauzaun wurden knapp 400 Menschen verletzt, es gab mehrere Tote. Bei der Verfolgung von Demonstranten stürzte ein Polizeihubschrauber ab - ein Beamter starb.

Im Jahr 1989 kam für das umstrittene Projekt das Aus, weil in Frankreich - konkret in La Hague - der deutsche Atommüll zu einem Drittel der Kosten entsorgt werden konnte. Rund 3,2 Milliarden Mark (etwa 1,63 Milliarden Euro) hat die deutsche Energiewirtschaft das WAA-Debakel gekostet. Heute steht auf dem Gebiet ein moderner Industriepark. Dem Atomkraftwerksboom in den 1970er-Jahren folgt nun der Abschied bis ins Jahr 2022. Von der Bildfläche werden die Meiler erst Jahrzehnte später verschwunden sein. Der Abriss der AKW verschlingt Milliardensummen und ist eine Generationenaufgabe. Der Bau des 1971 in Betrieb genommenen Kernkraftwerks Würgassen beispielsweise hatte 400 Millionen DM verschlungen. Der Abriss wird noch deutlich teurer: 700 Millionen Euro kalkuliert E.On dafür ein. Dabei ist Würgassen mit einer Leistung von gut 600 Megawatt noch ein AKW überschaubarer Größe.

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