Deutsche Atomgeschichte 50 Jahre Atomkraft - eine Bilanz

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Vernichtetes Kapital

Das bittere Fazit aus einem Jahr Energiewende
Kühltürme des Braunkohlekraftwerkes der Vattenfall AG im brandenburgischen Jänschwalde (Spree-Neiße) Quelle: dpa
Freileitungen verlaufen in der Nähe eines Umspannwerkes bei Schwerin über Felder Quelle: dpa
Die Flagge Österreichs weht auf einem Hausdach Quelle: dpa
Ein Strommast steht neben Windkraftanlagen Quelle: AP
Windräder des Windpark BARD Offshore 1 in der Nordsee Quelle: dpa
Eine Photovoltaikanlage der Solartechnikfirma SMA Quelle: dpa
Euroscheine stecken in einem Stromverteile Quelle: dpa

Davon abgesehen, dass Deutschland seinen Energiewende-Fahrplan wohl nicht einhalten kann, vernichtet ein schneller Ausstieg auch große Vermögen. Da wundert es nicht, dass sich Investoren und Energieriesen so vehement wehren. Ein neues Kraftwerk mit einer Leistung von 1600 Megawatt kostet rund 4,5 Milliarden Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie ein Kohlekraftwerk. Die bestehenden Kernkraftwerke in Deutschland sind jedoch mittlerweile alle komplett abgeschrieben, die Betreiber müssen nur mit den Produktionskosten kalkulieren. Die Produktion einer Megawattstunde kostet in einem Kernkraftwerk Branchenangaben zufolge rund 15 bis 20 Euro, in Kohle und Gaskraftwerken sind es 30 bis 40 Euro.
Die ursprünglich beschlossene Laufzeitverlängerung hätte den Kraftwerksbetreibern nach Berechnungen der Landesbank Baden-Württemberg zusätzlichen Einnahmen von 57 Milliarden Euro eingebracht. Vorausgesetzt, der Strompreis bliebe konstant bei 50 Euro je Megawattstunde. Doch nicht nur die Betreiber, auch der Staat verliert Geld durch den Wechsel. Nach Schätzung der LBBW würde der Staat rund 31 Milliarden Euro verdienen, wenn das letzte Kraftwerk erst 2040 statt 2022 vom Netz ginge.

30 Milliarden für Abriss und Entsorgung

Stattdessen kommen nun immense Kosten auf die Unternehmen zu: „Pro Standort kalkuliert E.On für den Rückbau und die Entsorgung im Durchschnitt Kosten von 1,1 Milliarden Euro ein“, sagt Konzernsprecherin Uhlmann. Für die Kraftwerke Isar 1 und Unterweser hat E.On einen schnellen Rückbau beantragt. Gleiches plant RWE für die beiden Blöcke im hessischen Biblis. Hier schätzen die Essener die Abrisskosten auf 1,5 Milliarden Euro. Die vier Atomkonzerne in Deutschland - neben E.On und RWE sind dies EnBW und Vattenfall - haben insgesamt über 30 Milliarden Euro für den Abriss der Meiler und die Entsorgung zurückgestellt. Letztere wird die Menschen noch deutlich länger beschäftigen, als der Rückbau der Kraftwerke: Im Moment stehen die Castorbehälter noch in den kraftwerkseigenen Zwischenlagern. Die Endlagersuche ist auch 50 Jahre nach dem Start in die kommerzielle Atomstrom-Ära noch immer nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Die Suche wird nach dem Streit um Gorleben bundesweit neu aufgerollt - auch in Bayern soll nach einem geeigneten Endlager gesucht werden.

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