Die Freytags-Frage

Warum rettet keiner das Klima?

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Zähe Verhandlungen

Schnelle Wege aus der Klimafalle
Klimaexperten haben mehr als 400 Methoden zur Bekämpfung des Klimawandels unter die Lupe genommen. Im Fokus der im Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlichten Untersuchung stand ausnahmsweise nicht der Klimakiller CO2, sondern das Treibhausgas Methan sowie Ruß, der in der Atmosphäre dafür sorgt, dass weniger Sonnenstrahlung ins All reflektiert wird. Schon mit einigen einfachen Maßnahmen, so die Wissenschaftler, ließe sich der Ausstoß von Methan und Ruß so stark reduzieren, dass der globale Temperaturanstieg bis zum Jahr 2050 um ein Drittel geringer ausfallen würde als bislang vorhergesagt. Die zehn wichtigsten Maßnahmen im Überblick. Quelle: dpa
Durch eine bessere Filterung bei der Entlüftung von Kohleminen würde deutlich weniger Methan freigesetzt. Quelle: dpa
Lecke Gaspipelines sind eine weitere Treibhausgas-Quelle, die sich mit relativ geringem Aufwand schließen ließe. Quelle: dpa
Deponie-Gas, dessen Hauptbestandteil Methan ist, entsteht durch den bakteriologischen und chemischen Abbau von organischen Inhaltsstoffen des Mülls. Seine Freisetzung zu verhindern und es nutzbar zu machen, würde dem globalen Klimawandel entgegenwirken, so die Forscher. Quelle: dpa
Durch unkontrolliertes Abblasen bei der Ölförderung gelangen ebenfalls große Mengen Methan in die Atmosphäre, die durch verbesserte Fördertechnik eingefangen werden könnten. Quelle: dpa
Auch durch eine bessere Aufarbeitung der bei der Nutztierhaltung anfallenden Exkremente – etwa durch Vergärung in Biogasanlagen – ließe sich der Methanausstoß deutlich verringern. Quelle: dpa
Keine andere Kulturpflanze setzt soviel Methan frei wie Reis. Durch verbesserte Anbaumethoden, weniger Dünger und eine weniger intensive Bewässerung ließe sich der Methanausstoß beim Reisanbau reduzieren. Quelle: dpa

Deshalb ist es am Ende des Tages entscheidend, sämtliche Länder zu einer gemeinsamen Lösung ins Boot zu holen. Darum muss es gehen, und das wurde auch auf der Klimakonferenz in Durban im Jahr 2011 beschlossen. Das Jahr 2012 sollte der Vorbereitung eines internationalen Klimaabkommens mit dem Ziel eines Abschlusses im Jahr 2015 dienen. An diesem Abkommen sind ab dem Jahr 2020 alle Länder zu beteiligen.

Damit kommen wir zum so genannten Dinner-Table-Problem, wie es Peter Draper vom South African Insititute of International Affairs getauft hat: Stellen Sie sich vor, sie werden zum Dinner eingeladen, dürfen aber erst zum Dessert und Kaffee erscheinen. Die Rechnung wird anschließend auf alle Teilnehmer am Dinner gleichermaßen aufgeteilt. So würden sich die Schwellen- und Entwicklungsländer fühlen, wenn sie ab 2020 die vollen Kosten für die Zertifikate tragen müssten, obwohl ihr Entwicklungsprozess erst sehr viel später als in den Industrieländern begann (und ihr Pro-Kopf-CO2-Ausstoß deutlich geringer ist).

Die dreckigsten Flüsse der Welt
Murray-Darling River Quelle: Hindaandjohn
Nil Quelle: AP
Rio de la Plata Quelle: dpa/dpaweb
Rio Grande Quelle: Fotolia
Donau Quelle: dpa
Indus Quelle: AP
Ganges Quelle: dapd

Man mag dazu stehen, wie man will, es ist ein starkes politisches Argument, das mithilfe von Trittbrettfahrerverhalten machtvoll eingesetzt werden kann. Nicht zuletzt deshalb wurde in Durban ein Klimafond (Green Climate Fund) beschlossen. Dessen Ausstattung soll ab dem Jahr 2020 100 Milliarden Dollar jährlich betragen. Er soll besonders vom Klimawandel betroffenen Ländern zur Verfügung stehen. Es werden wohl noch zähe Verhandlungen über die Details folgen; die Idee ist grundsätzlich zu begrüßen.

Lösungen sind grundsätzlich verfügbar

Zusätzlich sollte daran gearbeitet werden, sämtliche Aktivitäten am Zertifikatehandel zu beteiligen. Gegenwärtig wird wie gesagt zum Beispiel der Außenhandel einschließlich des Tourismus subventioniert, denn die CO2-Emissionen von Schiffen und Flugzeugen werden bisher nicht berücksichtigt. Klimapolitik wirkt so indirekt als ein Vielflieger-Förderprogramm!

Insgesamt ist es notwendig, dem Klimawandel zügig und effektiv zu begegnen; Instrumente sind bekannt, Lösungen grundsätzlich verfügbar. Wichtig ist auch, dass Klimapolitik neutral gegenüber den Aktivitäten und Akteuren sein muss, ohne dass deshalb Verteilungsprobleme aus dem Blick geraten müssen. Die politischen Entscheidungsträger haben einen langen Weg vor sich. In Doha sind die nächsten Schritte zur Umsetzung der Ergebnisse der Konferenz 2011 in Durban fällig. Man kann nur hoffen, dass sie diesen Weg einschlagen, ohne dass es weiterer dramatischer Naturkatastrophen bedarf.

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