EEG-Umlage 2017 Warum die Ökostromumlage schon wieder steigt

Verbrauchern drohen erneut höhere Kosten für den Ökostromausbau. Werden alle Stromverbraucher gleich belastet? Was heißt das nun für den gesamten Strompreis? Die wichtigsten Antworten zur EEG-Umlage 2017.

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Solar- und Windkraftanlagen Quelle: dpa

Die Ökostrom-Umlage steigt wieder an. Im kommenden Jahr müssen Verbraucher 6,88 Cent pro Kilowattstunde für die Förderung von Strom aus erneuerbaren Energien aufwenden. Das legten die vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW am Freitag fest. Aber warum steigen die Kosten immer weiter? Einige Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was ist die EEG-Umlage?

Um Anreize für den Ausbau der Stromerzeugung aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse zu schaffen, gibt es seit Jahren ein umfangreiches Fördersystem. Das im Jahr 2000 beschlossene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantierte Erzeugern bislang 20 Jahre lang die Abnahme von Ökostrom zu festen Preisen, unabhängig von Angebot und Nachfrage. Die sogenannte Einspeisevergütung wird aus der EEG-Umlage bezahlt, die auf die Stromrechnung aufgeschlagen wird.

Wie wird die Umlage berechnet?

Das ist Aufgabe der vier Übertragungsnetzbetreiber. Sie nehmen den Öko-Erzeugern den Strom ab und verkaufen ihn an der Energiebörse weiter - und zwar zu Marktpreisen, die zumeist deutlich unter den gezahlten Vergütungen liegen. Die Differenz kommt aus dem EEG-Topf. Das heißt: Die Umlage steigt, wenn die Börsenpreise für Strom wie in diesem Jahr kräftig sinken.

Wie hat sich die Umlage in den vergangenen Jahren entwickelt?

In diesem Jahr kommen fast 23 Milliarden Euro in den EEG-Topf, durch die Erhöhung der Umlage von 6,35 auf 6,88 Cent steigt das Volumen 2017 um rund eine Milliarde Euro. Dann zahlt ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr gut 240 Euro bei einer Gesamtstromrechnung von rund 1000 Euro ein. Vor zehn Jahren lag die EEG-Umlage noch bei 0,88 Cent.

Woher kommt der starke Anstieg?

Das hat mit dem großen Erfolg der Ökostromförderung zu tun. So kletterten die Kosten vor allem in den Jahren 2010 bis 2013 steil an. Damals purzelten vor allem die Preise für Solaranlagen dank Billigherstellern aus China deutlich, während sich die deutsche Politik nicht genauso schnell auf Förderkürzungen einigen konnte. Das machte Investitionen in neue Solaranlagen sehr lukrativ. Entsprechen stieg das Ökostromangebot und damit die EEG-Umlage.

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Hat die Politik inzwischen reagiert?

Ja, die Einspeisevergütungen für neue Anlagen wurden schon in den vergangenen Jahren gesenkt. Das hat den Ökostrom-Ausbau zum Leidwesen der Branche und damit auch den rasanten Kostenanstieg gebremst. 2015 fiel die EEG-Umlage erstmals seit dem Jahr 2000 leicht. Vom kommenden Jahr an wird die Ökostromförderung ganz neu geregelt und stärker auf mehr Wettbewerb umgestellt. Dann fällt die 20-jährige Preisgarantie für neue Anlagen weg. Stattdessen werden Projekte ausgeschrieben: Wer wenig Subventionen verlangt, soll den Zuschlag bekommen.

EEG-Umlage: Ist der Höhepunkt jetzt erreicht?

Werden alle Stromverbraucher gleich belastet?

Nein, energieintensive Betriebe bekommen kräftige Rabatte. Das soll die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie bewahren und Arbeitsplätze sichern. Dadurch aber steigt die Ökostrom-Umlage weiter, denn die Gesamtkosten verteilen sich auf weniger Schultern. Die Zeche zahlen die kleinen Stromverbraucher - Privathaushalte und kleinere Firmen.

Ist der Höhepunkt der EEG-Umlage erreicht?

Nein, sagt der Energieexperte der Verbraucherzentrale, Niels Schnoor. Der Ausbau sei nun mit der Umstellung der Förderung zwar gedrosselt und könne besser gesteuert werden. Der Börsenpreis dürfte wegen der Stromüberangebots auf absehbare Zeit weiter sinken und daher die Umlage belasten. Hinzu kommt aus Sicht der Verbraucherschützer die anhaltend hohe Förderung für teure Windparks auf hoher See. Und die Ausnahmen für die energieintensiven Unternehmen gelten weiter. Die Übertragungsnetzbetreiber rechnen damit, dass 2021 gut 29 Milliarden Euro für die Ökostromförderung aufgewendet werden müssen.

Was heißt das nun für den gesamten Strompreis?

Was der Anstieg der Umlage für Haushalte am Ende konkret bedeutet, ist kaum zu berechnen. Es kommt darauf an, ob die Energiekonzerne fallende Börsenstrompreise an die Kunden weitergeben. Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat ist Strom für Privathaushalte aber nur in Dänemark noch teurer als in Deutschland. Erleichterungen sind kaum in Sicht. „Billiger wird der Strom sicher nicht“, sagt BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer. Er macht dafür staatlich verordnete Abgaben verantwortlich. Von denen ist die EEG-Umlage nur ein Teil. Insgesamt machen Steuern, Abgaben und Umlagen über die Hälfte des Strompreises aus. Dazu kommen die Kosten für die Netze, die rund 25 Prozent des Strompreises ausmachen. Zwar hat die Bundesnetzagentur die künftigen Renditen für die Netzbetreiber erst diese Woche gesenkt. Die Kosten dürften wegen des geplanten Ausbaus der Leitungen in den nächsten Jahren aber kräftig steigen.

Wo man daheim den Stecker ziehen sollte
Bevor man ins vollgeladene Urlaubsauto springt, lohnt sich noch ein schneller Rundgang durch die eigenen vier Wände. Die zahlreichen Hausgeräte bergen viele kleine und gut versteckte Stromfresser. Die Betreiber des Stromsparportals Toptarif.de versichern: „Werden diese Geräte vom Stromnetz getrennt, lassen sich während eines zweiwöchigen Urlaubs bis zu 35 Euro sparen, wer drei Wochen in die Ferien fährt, kann die Stromkosten sogar um mehr als 50 Euro reduzieren“. Quelle: Fotolia
Erster Haltestopp in den vier Wänden: Das Wohnzimmer. Viele schalten ihren Fernseher beim Ausschalten nur auf Stand-by. Nutzt man ihn längere Zeit nicht, sollte man ihn vom Netz trennen. Oder aber man klemmt das Gerät an eine schaltbare Verteilerdose - und drückt dann auf dem Off-Knopf. Sparpotenzial bei zwei bis drei Wochen Urlaub: laut Toptarif.de fünf bis acht Euro. Gleiches gilt für den DVD-Player und die Stereoanlage, bei denen das kleines Lämpchen leuchtet. Manchmal zeigen sie auch die Uhrzeit an - ganze 24 Stunden am Tag. Auch das kostet. Quelle: AP
Apropos Uhrzeit: Den Radiowecker kann man auch getrost abschalten. Haben Sie schon gezählt, wie viel dieser Apparate im Haushalt an der Steckdose klemmen? Eben. In die gleiche Kategorie fallen übrigens elektrische Zahnbürsten. Quelle: Fotolia
Im Urlaub fallen Elektrozahnbürste und Radiowecker in die Kategorie nicht benötigte elektrische Geräte. Dazu gehört auch: Unser unzertrennlicher Freund, der Wlan-Router. Das Tor zum Internet und damit zur ganzen Welt ist auch ständig eingeschaltet. Wer seine Wohnung für zwei oder drei Wochen verlässt, kann, ohne Sorge vor dem Online-Tod, hier den Stecker ziehen. Die nicht benötigten elektrischen Geräte ohne Strom entlasten dann, laut Toptarif.de, die Haushaltskasse um zwei bis drei Euro. Quelle: obs
Haben Sie den Stecker beim Handy-Ladegerät gezogen? Und beim Tablet? Diese versteckten Stromfresser von der Stromversorgung zu trennen, kann zwischen vier und sechs Euro sparen. Noch so ein versteckter Stromfresser: Deckenfluter. Quelle: dpa
Lassen Sie, wenn möglich, die Klimaanlagen nicht auf maximaler Stufe laufen. Am besten man verzichtet gänzlich darauf. Deckenventilatoren sind besser, sowie das Sonnenlicht in die Wohnung durch Rollos erst gar nicht reinlassen. Also Zimmer und Wohnung konsequent abdunkeln. Nachts sollten dann die Fenster weit geöffnet werden, um die vier Wände gut zu kühlen. Quelle: dpa
Zur Kühlung des Körpers reicht auch eine Dusche im kaltem Wasser. Kostet nichts, kann man daheim und im Urlaub machen und ist außerdem gut für den Kreislauf. Macht man zudem ein Handtuch mit kalten Wasser nass und hängt es in einen Raum auf, gibt die Feuchtigkeit Kühle ab. Quelle: dpa

Gibt es denn gar keine Entlastung?

Doch, der Ökostromboom hat den Strompreis an der Börse sinken lassen, zu dem Stromanbieter die Energie einkaufen. Diese Erleichterung bremst den Preisanstieg. Allerdings betrifft das laut BDEW gerade noch 21 Prozent der gesamten Verbrauchsrechnung. Hinzu kommt nach Ansicht von Verbraucherschützer Schnoor, dass nicht alle Stromanbieter die gesunkenen Beschaffungskosten an ihre Kunden weitergeben. Er sieht aber auch die Verbraucher in der Pflicht. Wer über eine hohe Stromrechnung klage, habe schon seit Jahren die Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln. Davon machten nur weiter zu wenige Kunden Gebrauch.

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