Energie Gas ist das neue Öl

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Wie teuer die Schiefergas-Förderung wirklich ist

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Es war ein kräftiger Dämpfer für die Gaseuphorie in den USA. Vergangenes Jahr veröffentlichte die „New York Times“ Dutzende E-Mails von Analysten und Gasmanagern, die sich besorgt zeigten, dass der Gasboom in einem Pleite-Tsunami enden könnte. Manche schrieben von einer Blase, vergleichbar mit der des Immobilienmarktes, die 2007 die Finanzkrise auslöste.

In einem solchen Fall wäre ein Großteil der 175 Milliarden Dollar futsch, die Konzerne, Fonds und Banken in Schiefergas-Firmen investiert haben. Ausgelöst hatte die Sorge die Beobachtung, dass die Fördermengen neuer Bohrtürme schneller abnahm als erwartet.

Per Magnus Nysveen hält diese Sorgen für unbegründet. Nysveen ist Partner der norwegischen Beratungsfirma Rystad Energy, und er beliefert Unternehmen und Banken seit Jahren mit Analysen zur Profitabilität der Schiefergas-Förderung. Er glaubt: Ein Rückgang der Produktion bei den Fördertürmen um mehr als 70 Prozent im ersten Jahr sei normal. Danach gehe die Rate aber über 20 Jahre nur noch langsam zurück. Maßstab für diese Annahme seien Förderraten älterer Bohrtürme.

Gas zum Schleuderpreis

Weil der Gasrausch in den USA aber Unmengen des Energieträgers auf den Markt brachte, brach der Preis 2008 von mehr als 13 Dollar pro eine Million BTU (Maßeinheit für Gas. 1 Million BTU entspricht 26,4 Kubikmeter Gas) dort auf weniger als zwei Dollar ein. Erst vor wenigen Tagen kletterte er wegen der Hitzewelle und der vermehrt arbeitenden Klimaanlagen wieder auf über drei Dollar. Ein dauerhaft niedriger Preis würde für die Branche zum Problem. Denn pro Turm fallen zwischen vier und elf Millionen Dollar Investitionen an. Daher brachen die Aktienkurse vieler Schiefergas-Unternehmen wie Chesapeake Energy und Devon ein.

Übersicht zur Entwicklung der globalen Gaspreise (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Damit sich die Bohrung lohnt, muss der US-Gaspreis bei weit über drei Dollar liegen, einige Experten meinen gar, die Gewinnzone sei erst ab 5,5 Dollar je Million BTU erreicht. In Deutschland liegt diese Schwelle in jedem Fall höher, weil die Reserven hier schwerer zu erschließen sind. A.T. Kearney-Experte Kurt Oswald schätzt, dass die Schiefergas-Förderung in Europa erst ab einem Großhandelspreis von 11,5 Dollar je Million BTU profitabel ist. Derzeit liegt er aber weit unter zehn Dollar.

In den USA könnte der Gaspreis aber schon 2013 kräftig zulegen. Auch weil immer mehr Kraftwerke Gas statt Kohle verbrennen. Dann könnten auch die Verluste der Schiefergas-Förderer sinken.

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