Das gleiche Paradoxon zeigt sich in der Energiepolitik. Was die Deutschen wegen ihrer Windmühlen und Solardächer weniger an CO2 in die Luft blasen, wird anderswo wegen der gesunkenen Preise etwa für Kohle umso ungenierter konsumiert. Die Lehre daraus: Nichtstun kann besser sein, als das Falsche zu tun.
Zumindest sollten die Politiker künftig vorher genau bedenken, was ihr Aktionismus bewirkt. Dann würden sie vielleicht zögern, mit Fotovoltaik ausgerechnet jene Technologie am stärksten zu fördern, die CO2 am weitaus teuersten vermeidet.
Das zeigen Berechnungen des Energiewissenschaftlichen Instituts (EWI) in Köln. Danach kostet jede mit Sonnenstrom eingesparte Tonne CO2 346 Euro. Werden die Watt mit Windrädern an Land erzeugt, sinken die Kosten auf 42 Euro. Die Differenz addiert sich zu enormen Summen. Würde CO2-Vermeidung in Deutschland bis 2022 komplett auf Windenergie aus Onshore-Anlagen umgestellt, rechnen die EWI-Experten hoch, verringerten sich die jährlichen Gesamtkosten um bis zu zwei Milliarden Euro.
Viel Geld, das Bürgern für Konsum und Unternehmen für die Schaffung neuer Jobs zur Verfügung stünde. Die Konsequenz ist für Sinn klar: Vor jeder Maßnahme sollte künftig eine nüchterne ökonomische Kosten-Nutzen-Analyse stehen.
Zahlen zum Klimawandel
Nur 0,05 Grad Celsius weniger würde die Temperatur durch die EU-Klimapläne ansteigen.
Es ist 300 Euro teurer, eine Tonne CO2 mit Solar- statt mit Windstrom zu vermeiden.
Um 3.600 Euro verteuern schärfere CO2-Grenzwerte jeden Neuwagen.
Mit 15 Billionen Euro will die EU bis 2100 die Erderwärmung bekämpfen.
5. Anpassung an den Klimawandel kann billiger sein
Bei der Diskussion über die Erderwärmung werden positive Effekte gerne unterschlagen. Darauf weist der Klimaforscher Bjørn Lomborg aus Kopenhagen hin und nennt Beispiele: In Regionen, die sich erwärmen, können die Bauern mehr Ernten einfahren, und die Heizkosten sinken. Und weil weit mehr Menschen an Kälte denn an Hitze sterben, könnten künftig jährlich weltweit 1,4 Millionen Menschen weniger solchen Wetterextremen zum Opfer fallen.
Doch in vielen Teilen der Welt werden eher die negativen Folgen überwiegen. Dennoch könnte es ökonomisch sinnvoller sein, sich dort dem Wandel anzupassen, als ihn verhindern zu wollen – egal, was es kostet. Roger Pielke senior, Klimaforscher an der Universität von Colorado, spricht vom „Bottom-up-Prinzip“. Er schlägt vor, die Verletzlichkeit von Ökosystemen und Infrastrukturen zu erfassen und sie einer Risikoanalyse zu unterziehen. Beim Wirbelsturm Sandy, der vergangenes Jahr New York schwer traf, kam so heraus, das es billiger ist, Eigentümer von Wohnungen und Geschäften in den von Sturmfluten bedrohten Bezirken umzusiedeln, anstatt an der Küste für viel Geld Dämme zu bauen.
Anderswo wiederum kann ihre Aufschüttung durchaus sinnvoll sein. Laut einer britischen Studie können höhere Dämme, Frühwarnsysteme für Krankheiten und neue Ackerbaumethoden die Folgekosten des Klimawandels regional um bis zu einem Drittel reduzieren.
Der kanadische Web-Visionär Don Tapscott traut dem Internet eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel zu. In Hunderten Projekten weltweit organisierten sich Menschen über das Netz, um den CO2-Ausstoß in lokalen Initiativen zu senken. Tapscott ist überzeugt: „Das ist wirkungsvoller als jeder politische Gipfel.“