Auf australischen Wetterkarten gibt es seit Januar eine neue Farbe: Dunkelviolett. Die staatliche Wetterbehörde erweitert damit ihre Temperaturskala – auf 50 Grad Celsius und mehr. Bei dieser Hitze schalten sich Smartphones sicherheitshalber ab. Und das wird künftig öfter passieren: Die Zahl der extremen Hitzetage verdoppelte sich laut der australischen Klimakommission in den vergangenen 50 Jahren. Die Folgen zeigten sich im Januar, dem heißesten Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen: Dutzende Großfeuer fraßen sich in die Landschaft, verbrannten Häuser und Vieh.
Weltweit nehmen in den vergangenen Jahren extreme Wetterereignisse zu: Nur ein Zusammenhang mit dem Klimawandel lässt sich oft kaum nachweisen. Dazu muss man Zeiträume von mehreren Jahrzehnten betrachten – wie jüngst eine Studie des Rückversicherers Munich Re, die Naturkatastrophen in Nordamerika seit 1980 untersuchte. Demnach hat sich die Zahl der Wirbelstürme seither mehr als verdoppelt – und sie richteten in den vergangenen fünf Jahren die höchsten Schäden an.
Folgen des Klimawandels in Deutschland
Zwischen 1901 und 1910 lag die Jahresmitteltemperatur in Deutschland je nach Region zwischen 7 und 12 Grad, zu den wärmsten Gegenden zählten der Oberrheingraben und das Kölner Becken. Bis zum Vergleichsjahrzehnt 2001 bis 2010 stiegen die Temperaturen je nach Region zwischen 0,25 und 2 Grad. Besonders sichtbar sind diese Sprünge in Teilen von Brandenburg und Sachsen-Anhalt, aber auch in Teilregionen von Hessen und Bayern. Nur in einem schmalen Korridor zwischen Kiel, Hamburg und Hannover blieb es kühler. Auf der Basis dieser Werte rechnen die Forscher zwischen 2011 und 2100 mit einem weiteren Anstieg der Werte um 3,6 bis 4 Grad - je nach Region. Das ist die Grundlage für die Berechnung der Szenarien für einzelne Regionen. Die Einzelergebnisse für jeden Landkreis werden aber erst Anfang Dezember veröffentlicht.
Die Wasserressourcen fallen in den kommenden Jahrzehnten je nach Region sehr unterschiedlich aus. So haben Modellberechnungen für die Ems ergeben, dass sie eher mehr Wasser führen wird als heute - außer im Sommer. Ganz anders sieht es für die Elbe aus. In ihrem Einzugsgebiet gibt es nach den Szenarien weniger Wasser, weil es im Sommer seltener regnet und durch die Hitze auch mehr Wasser verdunstet. Die Schneeschmelze im Winter kann die Gesamtbilanz nicht mehr ausgleichen. Extreme Niederschläge im Winter steigern aber gleichzeitig das Hochwasserrisiko. Wassermangel in Flüssen hat nicht nur Folgen für Flora und Fauna. Auch die Schifffahrt kann beeinträchtigt werden. Mit großer Knappheit wird im Leipziger Becken, im Oderbruch, Sachsen-Anhalt und in der Oberrheinebene gerechnet.
Mehr Wärme könnte die Vegetationsperiode der Bäume verlängern. Das führt erst einmal zu positiven Effekten: Wälder könnten mehr schädliches Kohlendioxid aus der Luft filtern. Und die Forstwirtschaft hat durch das Wachstum etwas mehr Holz zur Verfügung. Diese Pluspunkte könnten aber durch die größere Trockenheit gleich wieder schwinden. Denn sie stresst die Wälder und macht Bäume anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Dazu steigt zum Beispiel in Brandenburg die Waldbrandgefahr um 16 Prozent. Buchen gelten als Verlierer der Entwicklung, Kiefern zählen eher zu den Gewinnern. Für die Zukunft empfehlen die Forscher die Pflanzung von Mischwäldern - um mögliche Ausfälle einer Baumart ausgleichen zu können.
Die gute Nachricht lautet, dass ein Rückgang der Produktion eher unwahrscheinlich ist. Denn die Vegetationszeit verlängert sich durch mehr Wärme, Winterkulturen profitieren davon. Im Sommer lassen sich trockenere Böden von Jahr zu Jahr durch Spielräume bei Fruchtarten, Sortenwahl und Düngung kompensieren. Ein Problem aber wird in einigen Regionen häufiger Wassermangel durch zu wenig Regen im Sommer. Das trifft vor allem Mais und andere Sommerkulturen, weil sie früh beim Wachstum gehemmt werden. Hier können Investitionen wie zum Beispiel in Rückhaltebecken oder künstliche Bewässerung ins Geld gehen. Ein Umdenken ist auch bei Drainagen gefragt - denn dadurch geht Grundwasser verloren.
Im Sommer wird die Hitze das Flusswasser in einigen Regionen wahrscheinlich so erwärmen, dass es nicht mehr als Kühlwasser für Kraftwerke verwendet werden kann. Sie müssten zeitweise abgeschaltet werden. Auch bei Wasserkraftwerken ist wegen weniger Wasserdruck im Sommer mit Einbußen zu rechnen. Beim Wind und Sonne rechnen Wissenschaftler besonders im Winter mit einer leichten Zunahme der Auslastung. Da die Kraftwerke im Sommer beeinträchtigt sind, nutzt das zum Ausgleich ohne effektive Speicher nicht viel.
Sichtbar wird die Erderwärmung auch an Gletschern weltweit: Der Quelccaya-Gletscher in Peru etwa ist so weit zurückgegangen wie zuletzt vor 6000 Jahren. Das könnte in der Hauptstadt Lima zu Problemen führen, denn für sie ist die Eiszunge eine wichtige Trinkwasserquelle.
Nirgends aber macht sich die Erwärmung heute so bemerkbar wie in der Arktis. Gegenüber dem Schnitt der Jahre 1979 bis 2000 hat sich deren Eiskappe halbiert. Mehr als die elffache Fläche Deutschlands ist verloren gegangen. Im Sommer 2016 könne das Polarmeer eisfrei sein, warnt der Ozeanphysiker Peter Wadhams von der Universität Cambridge. Mögliche Folge: Der dann dunkle Ozean absorbiert mehr Sonnenlicht und wird noch wärmer, der Seeboden taut auf und gibt in Massen Methan frei. Das wäre fatal, weil ausgerechnet Methan eines der stärksten Klimagase ist.