Bis heute drehen die Bard-Räder leer. Es ist klar: Solche Pannen schwächen das Vertrauen von Investoren und Öffentlichkeit in die Technik. Hinzu treiben Ungereimtheiten und Verzögerungen die Kosten weiter in die Höhe.
Die 120 Meter hohen Windgiganten des Parks Borkum Riffgat etwa produzieren erst seit Februar dieses Jahres Strom – mit halbjähriger Verspätung, weil Tennet den Netzanschluss nicht rechtzeitig fertiggestellt hatte. Die Einnahmeverluste des Betreibers, rund 100 Millionen Euro, müssen die Stromverbraucher ausgleichen.
Auf der anderen Seite baut Tennet gerade Netzanbindungen mit einer Kapazität von 7.100 MW; weitere 900 MW sind ausgeschrieben. Sicher finanziert sind laut dem Netzbetreiber aber erst Offshore-Parks mit einer Leistung von 3.800 MW. Bleibt es bei der Lücke, müssen wiederum die Stromkunden ran und für die Fehlinvestitionen geradestehen.
Anlagen direkt an der Küste wären sicherer
Ein absurdes Spiel, das wesentlich die Politiker mit ihrem ständigen Hin und Her zu verantworten haben. Sie waren es auch, die entschieden, die Kraftwerke so weit draußen auf dem Wasser zu bauen wie kein anderes Land. Mit der Verbannung der stählernen Ungetüme aus der Sichtweite der Küstenbewohner und Touristen gingen sie zwar Bürgerprotesten aus dem Wege, verteuerten Bau und Betrieb aber zugleich enorm.
Briten und Dänen hingegen stellen ihre Windräder direkt vor den Küsten auf. Das hat viele Vorteile. So brauchen sie keine störanfälligen Umspannstationen, die Anlagen speisen ihren Strom direkt ins Landnetz. Allein dadurch sinkt der Anteil der Kosten für die Netzanbindung an den Gesamtkosten von 25 auf 10 Prozent, schätzt die Energieberatung ecoprog. Auch mit der Wassertiefe steigen die Investitionskosten, so die Kölner.
Längst haben Briten und Dänen daher die Führungsrolle bei der Offshore-Windenergie übernommen: An den Küsten des Vereinigten Königreichs ernten Anlagen mit einer Kapazität von 3.700 MW Strom; bei unserem skandinavischen Nachbarn sind 1.300 MW installiert – rund sechsmal beziehungsweise zweimal so viel wie hier.
Trotz aller Widrigkeiten fürchtet windresearch-Chef Briese nicht, dass die deutschen Offshore-Windunternehmen das gleiche Schicksal ereilt wie die ebenfalls mit vielen Subventionen gepäppelte heimische Solarbranche. Die meldet seit geraumer Zeit ständig Insolvenzen und Zahlungsschwierigkeiten. Viele Betriebe fielen zudem an ausländische Wettbewerber.
Briese traut den Windmüllern vor allem wegen ihrer technischen Kompetenz einiges zum etwa bei der Entwicklung intelligenter Rotorblätter, die ungefähr zehn Prozent leichter sind und ihre Form den Windverhältnissen anpassen. Der Effekt: Sie drehen sich schon bei einer leichten Brise und müssen erst bei ganz extremem Sturm abgeschaltet werden.
Selbst wenn der Ausbau in Nord- und Ostsee nur zögerlich vorankommt, meint Briese, könnten Hersteller wie Gicon ihr Ingenieurwissen und ihre vorzüglichen Produkte in alle Welt verkaufen. Sein Fazit: „Das Potenzial ist vorhanden – wir sollten es nicht leichtfertig verschenken.“