ExxonMobil-Manager Kalkoffen "Fracking ist sicher"

Der ExxonMobil-Europachef Gernot Kalkoffen verteidigt das umstrittene Förderverfahren für Schiefergas und warnt davor, die Gasproduktion in Deutschland zu unterschätzen.

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Europachef des ExxonMobil-Konzerns, Gernot K. Kalkoffen, im Interview mit der WirtschaftsWoche Quelle: dpa/dpaweb

WirtschaftsWoche: Herr Kalkoffen, Exxon hat in den vergangenen Jahren Millionen investiert, um der Schiefergasförderung in Deutschland auf die Sprünge zu helfen. Sie haben Bürgerdialoge angestoßen und Studien auf den Weg gebracht. Warum dieser Aufwand?

Gernot Kalkoffen: Die Förderung aus konventionellen Gasreserven in Europa geht pro Jahr um fünf bis sechs Prozent zurück, diesen Ausfall wollen wir kompensieren.

Schiefergas ist also die letzte Rettung des Gasstandorts Deutschland?

Es ist eine große Chance: Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat vor wenigen Wochen in einer Studie festgestellt, dass die Schiefergasreserven in Deutschland viel größer sind als bislang angenommen.

Die Forscher stützen ihr Urteil aber vor allem auf spekulative Berechnungen.

Zunächst hat die BGR eine grobe Abschätzung geliefert. Aber wir bohren in Deutschland seit Jahrzehnten, um konventionelles Gas zu fördern. Daher können wir recht genau abschätzen, mit welchen Potenzialen zu rechnen ist. Unsere Erkenntnisse decken sich mit den Berechnungen der BGR.

In Deutschland wurden vergangenes Jahr zwölf Milliarden Kubikmeter Gas gefördert. Wird Schiefergas den Rückgang der traditionellen Reserven in Deutschland komplett ausgleichen können?

Vermutlich ja, es ist nur eine Frage der Zeit. Laut BGR hat Deutschland verfügbare Reserven von mindestens 700 Milliarden Kubikmeter Schiefergas. Selbst wenn davon nur die Hälfte gefördert werden kann, wäre das immer noch mehr als unsere konventionellen Reserven, mit denen wir etwa 14 Prozent des gesamten Gasbedarfs decken.

Wie viel Geld haben Sie in Deutschland für die Schiefergas-Exploration ausgegeben?

Einen dreistelligen Millionen- Euro-Betrag.

Weltweit lagern riesige Mengen Erdgas in schwierig zu erreichenden Gesteinsschichten. Neue Fördertechniken ermöglichen es jetzt, sie wirtschaftlich zu erschließen.

In Polen haben Sie dabei viel Geld versenkt: Die Bohrungen in der Nähe von Warschau haben gezeigt, dass weniger Gas in der Erde steckt als erhofft. Das kann auch in Deutschland passieren.

Völlig klar. Bevor wir Plätze mit einer hohen Gaskonzentration finden, müssen wir möglicherweise Jahre suchen, da dürfen wir uns keine Illusionen machen. In den USA haben die Unternehmen schon vor 20 Jahren begonnen. Wir stehen noch am Anfang.

Warum machen wir uns überhaupt so eine Mühe? Anderswo auf der Welt sind die Gasreserven einfacher zu erschließen, die Menge von Flüssiggas aus Ländern wie Katar steigt. Demnächst soll sogar grüner Strom in Gas umgewandelt werden.

Es ist doch gut, wenn das Angebot steigt. Das wirkt insgesamt preisdämpfend und reduziert die zu große Abhängigkeit von Importen. Außerdem wird weniger CO2 ausgestoßen, wenn das Gas, das hier verbraucht wird, nicht erst hierher transportiert werden muss.

Durch das wachsende Gasangebot wird auch die Ölpreisbindung infrage gestellt. Wann wird sie fallen?

Das wird der Markt entscheiden.

Wird dann auch Haushaltsstrom billiger?

Gut möglich. In den USA ist jedenfalls genau das passiert.

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