
Wer den deutschen Ingenieur Konrad Weeber in seinem Labor drei Autostunden nördlich von New York besucht, wähnt sich in der großen Garage eines exzentrischen Bastlers. Überall liegen Kabel verstreut, Dutzende von Computern stehen auf Pulten. Und dort, wo der Strom gefährlich werden könnte, ist der Raum mit Maschendraht abgetrennt. Zusammen mit Kollegen in Deutschland entwickelt der Ingenieur hier Technologien für den Abbau von Öl und Gas für den Technikriesen General Electric (GE). Weebers Ziel: das Leben von Ölprojekten auf hoher See verlängern. Denn die Unternehmen haben ein Problem: Nach einigen Jahren sinken die Förderraten drastisch. Wie bei Autoreifen, in die man einen Nagel sticht, nimmt auch in Ölfeldern der Druck mit der Zeit ab.
Bei Ölfeldern an Land bohren die Ölunternehmen dann meist weitere Löcher in das Feld und pressen Wasser oder Gas hinein, um den Druck künstlich zu erhöhen. Genau das soll auch Weebers Entwicklung ermöglichen. So sollen künftig statt 20 Prozent des Öls bis zu drei Mal so viel nach oben gelangen. Weeber entwickelt eine Art Pumpkraftwerk – groß wie ein Einfamilienhaus –, das Roboter am Meeresboden installieren.
Betrieben werden die Pumpen mit Strom, der über 100 Kilometer lange Leitungen vom Festland zum Bohrloch geleitet wird. „Allein die Technik dafür kostet rund 100 Millionen Dollar“, sagt der Deutsche. Er will den Preis für die Energieübertragung, unter anderem durch Materialeinsparung bei den Kabeln, künftig um bis zu ein Drittel reduzieren.
Aber nicht nur im Meer wollen Ingenieure und Unternehmen die Förderraten steigern. Seit einigen Jahren pressen sie an Land auch Kohlendioxid oder Dampf in den Untergrund. Das macht das Öl dünnflüssiger. Da alle konventionellen Ölvorkommen in porösem Gestein lagern, kommt es dann leichter an die Oberfläche. Auch Mikroorganismen können für diesen Dienst ins Erdreich geschickt werden. Sie zerkleinern die Bestandteile des Öls – und verbessern auch damit die Fließeigenschaften des zähen Rohstoffs.
An einem Öldoping auf Ökobasis arbeitet das deutsche Mineralölunternehmen Wintershall. Zusammen mit der Konzernmutter, dem Chemieriesen BASF, testen die Forscher in einem norddeutschen Ölfeld bei Diepholz einen Stoff, den sie mit einem chemischen Verfahren einer Baumpilzart entziehen, dem Gemeinen Spaltblättling. Der Stoff, ein sogenanntes Biopolymer, wird genutzt, um Wasser anzudicken. Pumpen pressen die Pilzbrühe anschließend in das Ölfeld. Je dicker das Wasser, desto besser kann es das Öl aus seinem Reservoir schieben. Angeblich ist das sogar umweltfreundlich.
Mit all diesen Maßnahmen erhöhen die Unternehmen die Ausbeute der Felder auf insgesamt 60 Prozent. Der Rest des Öls aber bleibt im Boden gefangen.
Dem US-Unternehmen Novas Energy aus Texas genügt auch das noch nicht. Es schießt mit einer zehn Meter langen Elektronenkanone, die ins Bohrloch abgelassen wird, elektromagnetische Impulse in das Ölfeld. Das soll die letzten Rohstoffreste lösen. Derzeit wird die Technik bei mehr als einem Dutzend Ölfeldern in den USA getestet. Erste Resultate lassen vermuten, dass damit noch einmal 25 Prozent mehr Öl gefördert werden könnte – was die weltweite Förderung drastisch steigern könnte.