
Die Erdgas-Förderindustrie hat vor dem Beginn der parlamentarischen Beratungen eine Entschärfung des Fracking-Gesetzes gefordert. „Der Gesetzentwurf geht uns an einigen Stellen deutlich zu weit“, sagte Gernot Kalkoffen, Vorsitzender des Wirtschaftsverbandes Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG), in Berlin. Das betreffe die geplanten Ausschlussgebiete für die umstrittene Fracking-Technolgie, fehlenden Vertrauensschutz für bestehende Erdgas-Förderanlagen und weitreichende Prüfungsanforderungen, die weder wissenschaftlich begründet noch geologisch zweckmäßig seien.
Unkonventionelle Gasvorkommen
Schiefergas lagert in dichten Tonsteinschichten, in denen es sich auch gebildet hat. In Norddeutschland liegen diese in Tiefen von etwa 1000-25000 Metern. Schiefergas wird in Deutschland bisher nicht gefördert. Um es zu fördern, bedarf es der Hydraulic Fracturing Methode - also Fracking.
Kohleflözgas bezeichnet Erdgas, das in den Kohleschichten entstanden und enthalten ist. Diese Vorkommen befinden sich hierzulande in den Tiefen ab etwa 1000 Metern. Aus internationaler Erfahrung lässt sich eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent ableiten, bei der Gewinnung von Kohlflözgas auf Fracking verzichten zu können.
Tight Gas befindet sich in besonders dichten Sand- oder Kalksteinschichten in Tiefen unterhalb von 3500 Metern. Die Gesteinsschichten zeichnen sich durch eine extrem verringerte Durchlässigkeit aus. Anders als bei Schiefer- oder Kohlflözgas befindet sich das Erdgas hier in Speichergesteinen, und nicht dort, wo das Gas entstanden ist. Tight Gas wird in Niedersachsen seit den 1990er Jahren gefördert, besitzt mit rund drei Prozent aber nur einen geringen Anteil am Gesamtfördervolumen. Tight Gas lässt sich nur durch Fracking fördern. Aufgrund der vielen Erfahrungen der Fachleute, wird Tight Gas heute kaum noch als "unkonventionell" bezeichnet.
Im Bundestag wird am Vormittag ein heftiger Schlagabtausch über die geplante Erprobung der unkonventionellen Gasförderung in Deutschland erwartet. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte das Fracking-Gesetz Anfang April ins Kabinett eingebracht. In dieser Woche beraten Bundestag und Bundesrat in erster Lesung über den Entwurf.
Kritiker des Gesetzes, die eine Verschärfung der Bestimmungen oder gleich ein komplettes Fracking-Verbot fordern, gibt es in allen Fraktionen. Beim Fracking wird tief unter der Erde Gestein aufgebrochen, damit dort eingelagertes Gas entweichen kann. Dabei wird in der Regel ein flüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst. Die Kritiker befürchten dadurch Umweltschäden und eine Verschmutzung des Grundwassers.
Der Beitrag der deutschen Förderung zur Erdgasversorgung ist seit 2004 von rund 20 auf 10 Prozent gefallen. „Wir sind auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit, wenn Fracking völlig untersagt oder durch hohe Hürden unmöglich wird“, sagte Kalkoffen. Als Folge müsse Deutschland mehr Erdgas aus Ländern importieren, in denen weniger strenge Umweltstandards angewendet würden. Die Energieversorgung in Deutschland sei noch auf Jahrzehnte ohne Erdgas nicht möglich, das unter den fossilen Energieträgern unbestritten die beste Umweltbilanz aufweise.