Fritz Vahrenholt Störenfritz des Klimawandels

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Misstrauen gegenüber dem Mainstream

Die besten Städte für Radfahrer
Tausende Fahrradfahrer überqueren die Köhlbrandbrücke im Hafen in Hamburg Quelle: dpa
Screenshot der Homepage von Dublin Quelle: Screenshot
Screenshot der Homepage Montréal Tourisme Quelle: Screenshot
Eine Fahrradverleihstation in Paris Quelle: dpa
Eine Spaziergängerin und ein Radfahrer überqueren die Isar in München Quelle: dpa
Fahrradroboter "Murata Boy" in Chiba bei Tokio Quelle: dapd
Ein Radfahrer fährt in Berlin an einer Regenpfütze vorbei, in der sich das Brandenburger Tor spiegelt. Quelle: dpa

Auch in der FDP verspüren viele Abgeordnete ein Unbehagen an einem als politisch korrekt wahrgenommenen Mainstream, dem sie prinzipiell misstrauen. Das macht sie nicht von vornherein zu Gegnern der Klimaforschung, aber man kann sagen, dass sie einem Vahrenholt mit dem wohlwollenden Interesse begegnen, das aufrechte Demokraten Dissidenten welcher Couleur auch immer entgegenzubringen pflegen.

Nun täte man Liberalen und Konservativen Unrecht, wollte man sie umstandslos zu potenziellen Verbündeten eines klimapolitischen Irrläufers erklären. Umweltpolitik wird in beiden Parteien von Fachleuten gemacht, die mit dem Stand der Klimaforschung vertraut sind. "Wir haben jetzt unter großen Schmerzen die Energiewende hingekriegt", sagt der CSU-Umweltexperte Josef Göppel, "wegen Fukushima, aber auch wegen des Klimawandels. Da gibt es kein Zurück mehr, sonst verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit." Aus Göppels Sicht äußert sich Vahrenholt schlicht als Manager des Energiekonzerns RWE, der ein "letztes großes Gefecht im Verteilungskampf innerhalb der erneuerbaren Energien" führen wolle.

Tatsächlich drängt sich dieser Verdacht auf. Unter allen deutschen Energiekonzernen ist Vahrenholts ehemaliger Arbeitgeber RWE der rückständigste. Wenn die Atomkraftwerke wegfallen, muss der Essener Konzern einen Strommix aus teilweise altertümlichen Kohlekraftwerken, ein bisschen Wasserkraft und nicht einmal vier Prozent erneuerbaren Quellen vermarkten.

Die dezentrale Energiezukunft aus Sonne, Wind, Biomasse und intelligenten Netzen, an der viele Kommunen längst arbeiten, hat nicht in sein Denken gepasst. Wäre es da nicht schön, wenn wir die Energiewende gemächlich angehen lassen könnten, wie Vahrenholt glauben machen will?

Der betont zwar, dass er den Klimawandel nicht grundsätzlich abstreite. Und die fossilen Energieträger müsse man ihrer Endlichkeit wegen ohnehin hinter sich lassen. Seine Kernthese aber – "Die Sonne gibt uns Zeit" – passt perfekt zum Dilemma des taumelnden Essener Riesen.

Offiziell heißt es bei RWE, Vahrenholts Buch sei "eine Privatangelegenheit" des Managers, der zufällig gerade aus Altersgründen ausscheide. Ansonsten: Kein Kommentar, man sei schließlich "kein Klimaforschungsinstitut, sondern ein Energieversorgungsunternehmen". Ein Energieunternehmen, genauer gesagt, das gerade den Anschluss an die Neuordnung der Branche verliert, aber verzweifelt nach einer neuen Strategie sucht.

Ob es vielleicht mit mehr Offshore-Windkraft und mehr umstrittenem Schiefergas zu retten wäre? Just diese Mischung propagiert der Privatmann Vahrenholt nun in seinem Buch. Ach ja – und natürlich "geringere CO2-Minderungsziele".

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