




Im Gezerre über die erneute EU-Zulassung für den Unkrautvernichter Glyphosat könnte an diesem Donnerstag eine Entscheidung fallen. Vertreter der EU-Staaten sollen gegen Mittag weiter über das Thema beraten. Falls die nötige Mehrheit absehbar ist, will die EU-Kommission die Frage zur Abstimmung stellen. Das Mittel ist hochumstritten. Es steht im Verdacht, Krebs zu erregen - die Wissenschaft ist in dieser Frage aber gespalten. Ob es überhaupt zur Abstimmung kommt, bleibt indes abzuwarten. Mehrere Staaten, darunter Deutschland, hatten bei ersten Gesprächen am Mittwoch noch keine Position. Einige von ihnen könnten sich am zweiten Tag des Treffens des sogenannten Ständigen Ausschusses für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel aber vielleicht doch noch festlegen, berichteten Diplomaten.
Glyphosat ist eines der weltweit meistgenutzten Unkrautvernichtungsmittel. In der Landwirtschaft und im Gartenbau wird das Herbizid vor der Aussaat zur Unkrautbekämpfung verwendet. In Deutschland kommt es auf rund 40 Prozent der Felder zum Einsatz.
Die europäische Zulassung für Glyphosat läuft Ende Juni aus - doch bisher konnten sich die EU-Staaten nicht mehrheitlich auf eine gemeinsame Haltung einigen. Falls dies nicht gelingt, wäre am Ende die EU-Kommission am Zug.
Gentechnik
Glyphosat ist nicht nur für klassische Landwirte praktisch. Für Gentechfarmer ist es ein Muss. Nahezu alle gentechnisch veränderten Nutzpflanzen wie Mais, Soja, Baumwolle oder Raps tragen ein Gen, das sie widerstandsfähig gegen das Gift macht. So können Bauern die Unkräuter totspritzen, ohne ihren Gentechpflanzen zu schaden. Auch deshalb kämpfen Konzerne wie Monsanto, Syngenta, Dow oder Bayer so verbissen für das Mittel.
Die Bundesregierung ist in der Frage der Neuzulassung zerstritten. Die SPD-Minister sind dagegen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tritt ebenso wie Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) für die Wiederzulassung ein. Wenn sich die Regierung nicht auf eine gemeinsame Position einigt, wird Deutschland sich im Falle einer Abstimmung wohl enthalten. Das deutsche Votum hat in Brüssel großes Gewicht, da bei der Mehrheitsregelung auch die Bevölkerungsgröße zählt.
Die EU-Kommission schlägt eine Neuzulassung der Substanz in Europa für neun Jahre vor - im März hatte sie noch eine Frist von 15 Jahren angeregt. Der Umweltschutzorganisation Greenpeace geht das nicht weit genug. „Eine Verkürzung der Glyphosat-Lizenz schützt Menschen und Umwelt nicht. Das tun nur deutliche Einschränkungen oder ein Komplettverbot“, erklärte Franziska Achterberg.