
Kaum ein Apfel ohne Schadstoffe: Laut einer aktuellen Greenpeace-Studie sind fast 90 Prozent der konventionellen deutschen Äpfel mit verschiedenen Giften belastet – im Durchschnitt enthält ein Apfel zwei giftige Rückstände. In Deutschland untersuchte die Umweltorganisation 39 Apfelproben aus heimischer Produktion. Das deutsche Obst aus dem aktuellen Anbaujahr kaufte sie bei Aldi, Alnatura, Basic, Edeka, Kaufhof, Lidl, Netto, Penny, Real und Rewe. Weltweit überprüften die Forscher 126 Proben auf mehr als 500 Wirkstoffe.
Das Ergebnis: In den sechs untersuchten deutschen Bio-Äpfeln fanden sie keine Pestizide, 29 Proben der herkömmlichen deutschen Äpfel waren mit insgesamt 18 verschiedenen Giften belastet. In der Hälfte der Probe fanden die Forscher mindestens zwei Chemikalien. Die Wechselwirkungen der einzelnen Pestizide seien bislang weitestgehend unbekannt. "Chemische Pestizide sind präsent vom Anbau bis zum Teller. Es ist wichtig, mehr als nur gesetzliche Mindestanforderungen zu erfüllen und Wechselwirkungen zu berücksichtigen", sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace.





Weltweit wiesen mehr als 90 Prozent der Äpfel mindestens einen Wirkstoff auf. In spanischen, bulgarischen und niederländischen Äpfeln fanden die Forscher die meisten Rückstände. "Alle Belastungen lagen unterhalb der zulässigen Höchstmenge für Rückstände", heißt es im Forschungsbericht.
In den deutschen Proben fanden die Wissenschaftler sechs Stoffe mit hoher Giftigkeit für Wasserorganismen und bienengefährdende Substanzen sowie langüberdauernde und sich in Organismen vermehrende Chemikalien. Manche Stoffe stuft Greenpeace als krebserregend, neurotoxisch und schädlich für die Fortpflanzung und Entwicklung ein. Auch wenn viele dieser Stoffe als gesundheitsgefährdend gelten, betont die Umweltorganisation, dass der Konsum der Äpfel nicht unmittelbar gefährdend sei. "Hierfür sind die nachgewiesenen Belastungen zu niedrig", schreiben die Forscher in ihrer Studie.
Laut Greenpeace sind Äpfel in Deutschland die am intensivsten mit Pestiziden behandelte Kultur. Im Durchschnitt würden deutsche Apfelplantagen 21 Mal pro Jahr gespritzt – gleichzeitig mit mehreren Wirkstoffen. Deshalb fordert die Organisation, dass sich auch Supermärkte dafür einsetzen, dass Erzeuger den Pestizideinsatz reduzieren.
Von der Politik wünscht sich Greenpeace, dass sie steuerliche Maßnahmen einführt, damit die Erzeuger einen geringeren Anreiz haben, die Wirkstoffe einzusetzen. Steuergelder müssten nicht mehr ausgegeben werden für Pestizide, die Kosten verursachen – etwa zur zusätzlichen Reinigung des Trinkwassers oder für Lebensmittelkontrollen. Die freiwerdenden Mittel könnten laut Greenpeace in die Forschung alternativer Anbaumethoden investiert werden.