Heizen mit Ökostrom So werden Sie unabhängig von Öl und Gas

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Unabhängig von den Stromkonzernen

Finanziell hat Heyder die Anschaffung keine Minute bereut. Mit 10.000 Euro war sie zwei Drittel billiger als eine Sanierung der Ölheizung. Mit 800 bis 900 Euro im Jahr sind seine Heizkosten für den noch benötigten Strom aus dem Netz sehr überschaubar. Würde er Öl einsetzen, müsste er stattdessen rund 2500 Euro zahlen.

Doch selbst wenn er den Strom für die Infrarotheizung und die Wärmepumpe, die das warme Wasser für Dusche und Küche bereitstellt, komplett beim Versorger einkaufen würde, wäre die Technik wirtschaftlich, hat Heyder überschlagen. Auch weil sie praktisch wartungsfrei ist und er sich den Schornsteinfeger ebenfalls sparen kann.

Das Angebot an Heizungen, die Strom direkt in Wärme umwandeln, wächst stetig. Neben Spezialisten wie Redwell oder Eurotherm im bayrischen Sulzbach-Rosenberg wetteifern bekannte Marken wie AEG Haustechnik oder Stiebel Eltron um Kunden.

Schub bekommt die Technik durch den Wunsch vieler Eigenheimbesitzer, unabhängig von den Stromkonzernen zu werden. Doch muss, wer anders als Heyder komplette Autarkie anstrebt, dafür mindestens 26.500 Euro investieren: in Solaranlage, Infrarotheizung oder elektrische Wärmepumpe und Batterie (siehe Grafik). Die Akkus sind notwendig, um sich auch nachts vom Netz unabhängig zu machen.

Hausbesitzer, die klassische Heizkörper statt Infrarotstrahler bevorzugen, können eine Wärmepumpe installieren lassen. Sie liefert zugleich warmes Wasser zum Duschen, und ihr Kreislauf lässt sich im Sommer zum Kühlen nutzen. Das können reine Elektroheizungen nicht.

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Heizen gegen den Blackout

Seinen endgültigen Durchbruch könnte das Heizen mit Strom erleben, wenn die Energieversorger sich endlich dazu durchringen, verbilligte Tarife für Heizstrom anzubieten. Die Wahrscheinlichkeit dafür steige, glaubt Kersten von der Energieagentur NRW. Denn dann könnten die Konzerne überschüssigen Strom vor allem in den nachfrageschwachen Nachtstunden mit Gewinn loswerden. Hausbesitzer Heyder hat mit seinem Versorger, dem Ökostromanbieter Energiedienst, gerade solch einen Billigtarif ausgehandelt.

Über derartige Angebote das Heizen mit Strom zu fördern sei auch volkswirtschaftlich sinnvoll, meint Experte Kersten. Seine Begründung: Schon heute würden vor allem Windräder zeitweise abgestellt, weil zu viel Elektronen durch die Netze schießen und diese zu kollabieren drohen. Den Ausfall erhalten die Betreiber nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) erstattet – zulasten der Stromkunden. Weit mehr als 100 Millionen Euro waren es wohl vergangenes Jahr. Hinzu kam rund eine Milliarde für Eingriffe, um Blackouts zu verhindern.

Überdies verschieben die Netzbetreiber laut Kersten 50 Milliarden Kilowattstunden im Jahr ins Ausland und zahlten auch noch dafür, dass ihnen jemand den Strom abnimmt. Seine Gegenrechnung: „Mit dieser Menge hätten sie stattdessen fünf Millionen Häuser mit Wärmestrom versorgen können.“

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