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Infrastruktur Das 350-Billionen-Dollar-Projekt

Stromausfälle, Müllberge und umherfliegende Kanaldeckel: Die Infrastruktur vieler Metropolen ist veraltet, die nötigen Investitionen gigantisch.

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Dass Rio de Janeiro, bedingt durch seine hohe Kriminalitätsrate, eine gefährliche Stadt ist, ist bekannt. Nun droht plötzlich eine ganz andere Gefahr - in Form von fliegenden Kanaldeckeln. Schuld sind die undichten Gasleitungen. Quelle: dapd

Rio de Janeiro ist bekanntermaßen nicht nur eine faszinierende, sondern auch eine gefährliche Stadt. Selbst das Auswärtige Amt warnt in seinen Reisehinweisen vor der „hohen Kriminalitätsrate“ und „bewaffneten Auseinandersetzungen“, denen „häufig auch Unbeteiligte zum Opfer fallen“.

Nun aber droht Gefahr von völlig unerwarteter Stelle: In den vergangenen Monaten wurden mehrere Menschen durch umherfliegende Kanaldeckel schwer verletzt. Das Problem: Die unterirdisch verlegten Gasleitungen werden undicht. Zugleich schlagen Funken aus den ebenfalls dort verlaufenden Stromleitungen. Beides zusammen macht die Stahlplatten zu gefährlichen Geschossen. Selbst an der Copacabana, dem berühmten Strandbezirk der Stadt, flogen schon Kanaldeckel in die Luft.

Weniger bizarr, aber genauso dringlich sind Missstände in vielen anderen Städten: In Berlin schwappen die Abwasserkanäle rund 30 Mal im Jahr bei starken Regengüssen über, die stinkende Flut ergießt sich in die Spree. Im maroden Energienetz der USA häufen sich die Stromausfälle. Und auf den Flüssen von Kairo treiben Tierkadaver zwischen Plastikmüll, weil die lokale Müllabfuhr dem Zusammenbruch nah ist.

Wie Sensornetze das Leben in der Stadt erleichtern können
Intelligente AbfalleimerDie Müllentsorgung lässt sich mit neuen technischen Möglichkeiten in großem Maße optimieren. In Philadelphia werden aktuell solarbetriebene Mülleimer aufgestellt, die mit einer eingebauten Müllpresse ausgestattet sind. Sobald sie voll sind, wird den Abfallbetrieben via Mobilfunk eine Nachricht geschickt - und der Müllwagen rückt an. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Intelligente StraßenlaternenEine der größten finanziellen Belastungen für Großstädte stellt die Beleuchtung da - daher gilt es: Strom sparen. Die Uni Delft hat Straßenlaternen entwickelt, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet sind. Befindet sich kein Atuo, Radfahrer oder Fussgänger in der Nähe einer Laterne, dimmt sie sich automatisch. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Schlauer BürostuhlAuch der Energieverbrauch von öffentlichen Gebäuden kann durch Sensoren gesenkt werden. So hat das nordrhein-westfälische Elektronikunternehmen IQfy einen Bürostuhl entwickelt, der dank eines eingebauten Sensors in der Sitzfläche registriert, ob eine Person auf ihm sitzt oder nicht. Verlässt der Mitarbeiter längere Zeit seinen Arbeitsplatz, schaltet der Sensor automatisch Beleuchtung, Monitor und Klimaanlage ab. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Regenwasser sammelnNeben Strom lässt sich durch etwas Technik auch Wasser sparen. So kann Regenwasser gesammelt und in Tanks gespeichert werden, um es für die Toilettenspülung wieder zu verwenden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Wassersprinkler mit FühlernAuch auf anderem Wege lässt sich der Wasserverbrauch von Städten weiter senken. In der nordspanischen Stadt versucht man es mit Wassersprinklen, die durch einen im Boden installierten Fühler registrieren, ob der Boden zu trocken ist und bewässert werden muss. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Software gegen den FeinstaubDurch Sensortechnik kann man Städte nicht nur sparsamer, sondern auch gesünder machen. So testet IBM derzeit eine Software, die Daten aus Luftmessstationen und Verkehrssensoren auswertet, und so die Feinstaubbelastung für einzelne Straßen berechnen kann. Steigt die Belastung zu stark an, kann der Verkehr umgeleitet oder die Grünphasen der Ampelanlagen verlängert werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina
Kameras und InduktionsschleifenVerkehrsstöme steuern und damit Stau vorbeugen - mit der Kombination aus Induktionsschleifen, Kameras und der Positionsdaten der Mobiltelefone der Autofahrer ist das möglich. Auf diese Weise kann der Verkehr für jede Straße zu jeder Zeit präzise vorausgesagt werden. Illustration: Javier Martinez Zarracina

Marode Infrastruktur

Die Infrastruktur der Metropolen rund um den Globus ist massiv veraltet. Auf kaum fassbare 350 Billionen US-Dollar schätzt das Beratungsunternehmen Booz & Company den Modernisierungsbedarf für die nächsten 30 Jahre – das wäre mehr als das Sechsfache des weltweiten Bruttoinlandsprodukts.

Angesichts dieser Jahrhundert-Herausforderung suchen Umweltschützer, Stadtplaner und Verkehrsforscher nach Wegen, die Megastädte erheblich effizienter und lebenswerter zu machen. Sie setzen vor allem auf moderne Computertechnik. Wichtigstes Element dafür sind Sensoren in Straßen, Plätzen und Gebäudefassaden, die das urbane Leben überwachen. Sie erheben Informationen über Verkehrsflüsse, den Zustand von Wasserrohren oder die Funktionstüchtigkeit von Straßenlaternen.

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