Doch auch Ackerbau im Freien ist in Katar nun möglich. Auf einem kleinen Feld neben dem Gewächshaus biegt sich im Wüstenwind bereits Gerste, ein beliebtes Tierfutter. Das ist eine kleine Sensation. Denn eigentlich wäre es hier zu heiß für das Getreide. Doch die Araber kühlen ihre Felder mit einem smarten Verfahren: Sie stellen mannshohe Wände aus perforiertem Karton, die mit Wasser getränkt sind, an den Rand des Ackers. Immer wenn der heiße Wüstenwind durch die kleinen Öffnungen weht, kühlt er ab und sorgt für mildere Temperaturen auf dem Feld.
„Wir erfinden hier in der Wüste keine Technologien neu“, sagt Joakim Hauge. Der Norweger ist der Chef des Pilotprojekts, das die zwei Düngemittelunternehmen mit mehreren Millionen Euro finanzieren.
Hauge sieht seine Aufgabe eher darin, bestehende Techniken, Gewächshäuser, Felderwirtschaft und Algenproduktion perfekt auf die extremen Bedingungen in Katar abzustimmen und so die Kosten zu senken. Hat Hauge die perfekte Formel für die Wüstenlandwirtschaft gefunden, will er sie weltweit in Regionen mit ähnlichem Klima verwenden. Solche Lösungen sind dringend gefragt: Schon jetzt leben zwei Milliarden Menschen in den trockensten Regionen dieser Erde, und es werden immer mehr.
Bis 2050 müsse die Nahrungsmittelproduktion daher verdoppelt werden, warnen die Vereinten Nationen. Das Problem: Schon heute mangelt es an fruchtbaren Böden, und spätestens 2025 wird Wasser in den Ackerbauregionen der Erde knapp. Ressourcenschonende Landwirtschaft wie in Katar, die mit erneuerbaren Energien arbeitet und Salzwasser nutzt, könnte dann zum Vorbild werden.
Dass Hauge in seinem schwarzen Anzug jetzt überhaupt unter der brennenden Sonne Katars schwitzt, hat seinen Ursprung in der weltweiten Nahrungsmittelkrise im Jahr 2007. Missernten, ein steigender Ölpreis und der Boom bei Biotreibstoffen führten zu einer Kostenexplosion bei Weizen, Mais und anderen Grundnahrungsmitteln.
Der gerade zurückgetretene Scheich von Katar, Hamad Bin Chalifa al-Thani, erkannte damals: Sind in einigen Jahrzehnten die üppigen Gasvorräte aufgebraucht, könnten Lebensmittelkrisen auch seine Bürger treffen. Seine Antwort war das Projekt grüne Wüste.
Mut machen den Kataris dabei Pioniere wie der Deutsche Philipp Saumweber. Er beweist schon jetzt, dass Landwirtschaft in lebensfeindlichen Landstrichen funktionieren kann. Der Ex-Goldmann-Sachs-Banker betreibt mit seinem Unternehmen Sundrop Farms seit mehr als einem Jahr im heißen Süden Australien sein erstes großes Gewächshaus. Saumweber war es auch, der dem Norweger Joakim Hauge beim Bau seiner Farm in Katar geholfen hat.
Die Pflanzen in den Wüstengewächshäusern Saumwebers wachsen in Nährflüssigkeit statt Erde. Das erhöht die Erträge und spart Wasser. So liegen seine Ernten auf einem Hektar bis zu „zwölf Mal höher als auf dem freien Feld“, sagt er. Für die Kühlung in den Gewächshäusern sorgt die Hitze aus dem Solarkraftwerk, die ein Wärmetauscher in Kälte umwandelt. In frostigen Wüstennächten wird stattdessen die Wärme direkt ins Gewächshaus geleitet, um es zu heizen. So herrschen dort konstant 22 Grad Celsius. Perfekt für die Pflanzen.